Rheinische Post: Kommentar: Türkei missbraucht den europäischen Fußball
(ots) - Vor ein paar Jahren hat sich Recep Tayyip
Erdogan ein neues Spielzeug gegönnt. Der türkische Präsident hat den
Retortenklub Basaksehir Istanbul mit ins Leben gerufen. Großen
Anklang in der Bevölkerung hat das Projekt nicht gefunden. Im Schnitt
kommen weniger als 3000 Zuschauer zu den Begegnungen. Der Fußball ist
dennoch eine wichtige Bühne für den Despoten. Und er kann so mächtige
Botschaften aussenden. So geschehen beim Europa-League-Auftritt von
Borussia Mönchengladbach. Die türkische Staatsmacht hat die Muskeln
spielen lassen. So oder so ähnlich passiert das leider immer wieder
auch in Deutschland. Zumeist werden Sicherheitsaspekte vorgeschoben,
die eine derart ruppige Gangart rechtfertigen sollen. Wofür es
allerdings keine Entschuldigung gibt: friedliche Fans aus
Mönchengladbach im europäischen Teil der Stadt wie moderne
Kreuzritter zu behandeln und ihnen alle christlichen Symbole
abzunehmen. Ein schändlicher Eingriff in die Freiheitsrechte, der
einmal mehr offenbart, wie weit entfernt die Türkei unter Erdogan von
einer Demokratie ist. Was daran sprachlos macht: Es kommt weiß Gott
nicht überraschend. Der europäische Fußballverband Uefa hat dem
Treiben am Bosporus zugesehen und die ganz lange Leine gelassen. Auf
gute Geschäfte mit der Türkei wollte man lieber nicht verzichten. Im
kommenden Jahr wird sogar das Finale der Champions League in Istanbul
ausgetragen. Dahinter stecken wirtschaftliche Interessen. Was für ein
Hohn für alle, die für mehr Menschenrechte in dem Land kämpfen.
Spätestens jetzt muss die Uefa aufwachen und eine klare Kante zeigen.
Wer das Miteinander derart mit Füßen tritt, darf in einem solchen
Wettbewerb nicht mitspielen und so auch noch die Möglichkeit
bekommen, sich öffentlichkeitswirksam zu inszenieren.
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Datum: 04.10.2019 - 20:24 Uhr
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