Hermann: "Pharmalobby lullt Union ein"
(ots) - AOK Baden-Württemberg erteilt Absage an
Unions-Vorschläge für neugeregelte Rabattvertragsausschreibungen
Die Politik darf sich nicht von der Pharmaindustrie auf eine
falsche Fährte locken lassen", bewertet Dr. Christopher Hermann,
Vorstandsvorsitzender der AOK Baden-Württemberg und AOK-weiter
Verhandlungsführer, einen dieser Tage bekannt gewordenen Entwurf
eines Positionspapiers der Bundestagsfraktion der Unionsparteien.
Deren Aussagen zu veränderten Ausschreibungsmodalitäten für
Arzneimittelrabattverträge weist Hermann entschieden zurück. Die
Pharmalobby lulle die Politik immer wieder mit dem Märchen ein, dass
deutsche Rabattverträge Arzneimittelengpässe auslösten. "Auf diesen
Unfug fällt das Entwurfspapier der Unionsparteien leider in weiten
Strecken rein."
Der deutsche Arzneimittelmarkt hat am globalen patentfreien
Arzneimittelmarkt einen Anteil von gerade vier Prozent. Von diesen
vier Prozent wird wiederum nur ein Teil durch
Arzneimittelrabattverträge gesteuert. Hermann weiter: "Selbst eine
große Krankenkasse wie die AOK Baden-Württemberg beeinflusst
letztlich weniger als ein Zwanzigstel dieser vier Prozent. Und dieser
Bereich soll jetzt verantwortlich sein, für Engpässe, die im
Weltmaßstab auftreten, nur damit die Hersteller sich weiterhin aus
der Pflicht stehlen können?"
Gänzlich inakzeptabel ist für den AOK-Chef der Vorschlag,
innerhalb einzelner Gebietslose alle Träger der Gesetzlichen
Krankenversicherung (GKV) einheitlich und gemeinsam ausschreiben zu
lassen. "So bildet man Kassenkartelle auf der einen Seite und
Pharmamonopole auf der anderen. Eine wettbewerbsfeindlichere
Konstellation ist schwerlich vorstellbar. Hier wird nicht
Versorgungssicherheit gestärkt, im Gegenteil, sie gerät vollends
unter die Räder", warnt Hermann. Jährlich sparen die Rabattverträge
der Solidargemeinschaft Ausgaben in Höhe von vier Milliarden Euro,
die an anderer Stelle für die gesundheitliche Versorgung der Menschen
investiert werden können. "Diese Gelder dürfen zukünftig nicht wieder
breit an Pharmahersteller rübergereicht werden, weil dirigistischer
Zentralismus den Wettbewerb plattmacht", so Hermann weiter.
Eine Abfuhr erteilt der AOK-Chef nicht zuletzt auch der Forderung,
Rabattverträge dürften - wenn überhaupt - nur noch im
Mehrpartnermodell ausgeschrieben werden: "Mit exklusiven
Ausschreibungen haben wir vor zehn Jahren einen fairen Wettbewerb auf
einem Markt erzwungen, auf dem zuvor nur Oligopole der Großkonzerne
die Preise diktiert haben. Wer das einzige funktionierende
Steuerungsinstrument des generischen Arzneimittelmarkts seiner
Wirkmechanismen beraubt, handelt gegen das Interesse der
GKV-Versicherten."
Einige gut gemeinte Anknüpfungspunkte an Positionen der AOK
Baden-Württemberg kann Vorstandschef Hermann in dem Entwurfspapier
der AG Gesundheit von CDU und CSU immerhin entdecken: Die AOK setze
sich bereits seit Jahren dafür ein, dass Engpässe verbindlich dem
Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) gemeldet
werden müssen.
Ebenso verfolge die AOK Baden-Württemberg seit langem die Idee,
eine Arzneimittelreserve aufzubauen, wofür für pharmazeutische
Unternehmen eine Vorratshaltung verbindlich gemacht werden müsse, wie
es sie für Apotheken und Großhandel längst gibt.
Hinweis für Redaktionen
Ein Positionspapier AOK Baden-Württemberg zu den Unions-Vorschlägen
finden Sie unter:
http://ots.de/MMaNQC
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Datum: 02.10.2019 - 14:27 Uhr
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