Nach Autorisierungs-Ärger: Medienmagazin journalist druckt Gabor-Steingart-Interview mit komplett geschwärzten Antworten
(ots) - Das Medienmagazin journalist veröffentlicht in
seiner Oktober-Ausgabe ein Interview mit Ex-Handelsblatt-Chef Gabor
Steingart, in dem nur die Fragen lesbar sind. Sämtliche Antworten
wurden hingegen geschwärzt. Gabor Steingart hatte seine Aussagen
komplett zurückgezogen, nachdem die journalist-Redaktion bei der
Autorisierung des Interviews die massiven Eingriffe und Änderungen
Steingarts nicht akzeptiert hatte.
Die Autorisierung von Interviews ist ein üblicher Vorgang in
Deutschland. Dabei bekommt der Interviewpartner seine Antworten vor
der Veröffentlichung noch einmal zu sehen. Diese Praxis dient dazu
sicherzustellen, dass alle Gesprächsäußerungen sachlich korrekt
wiedergegeben sind und Fehler vermieden werden, die zum Beispiel
durch Kürzungen entstehen können. Der Interviewte hat jedoch kein
Recht, seine Aussagen im Nachhinein grundlegend zu ändern oder gar in
die Fragen des Interviewers beziehungsweise der Interviewerin
einzugreifen.
Genau das ist nach dem rund einstündigen Gespräch jedoch passiert,
das Gabor Steingart mit journalist-Autorin Catalina Schröder Anfang
September geführt hat. Steingart, der in Berlin gerade ein von Axel
Springer unterstütztes Medienunternehmen aufbaut, schickte in der
Autorisierung eine Version des Interviews zurück, die mit dem
tatsächlich geführten Gespräch an vielen Stellen nichts mehr zu tun
hatte. Nachdem die journalist-Redaktion diese Änderungen abgelehnt
hatte und mehrere Versuche einer Verständigung gescheitert waren,
ließ Steingart über seinen hinzugezogenen Medienanwalt Christian
Schertz mitteilen, dass er seine Antworten komplett zurückziehe.
journalist-Chefredakteur Matthias Daniel kommentiert diesen
Vorgang so: "Die Eingriffe von Steingart hatten mit Autorisierung
nichts zu tun. Ich sehe sie als Versuch, Gesagtes im Nachhinein um-
und neuzuschreiben." Für die journalist-Redaktion sei es
ausgeschlossen, eine solche zurechtkonstruierte Interview-Version zu
veröffentlichen. "Dann drucken wir lieber schwarze Zeilen", so
Daniel. "Dass Steingart dabei sogar versucht hat, in die Fragen der
Autorin einzugreifen und diese zum Teil umzudichten, wirft ein
düsteres Bild auf das Berufsverständnis eines Medienunternehmers,
dessen Werbeslogan ''100 Prozent Journalismus. Keine Märchen'' lautet",
so der journalist-Chefredakteur.
Der journalist dokumentiert das gescheiterte Interview in der
Oktober-Ausgabe und hat die Fragen an Gabor Steingart auf seiner
Website veröffentlicht. Link: https://www.journalist-magazin.de/news/
kein-interview-mit-gabor-steingart
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Datum: 02.10.2019 - 08:43 Uhr
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