Hamburger haben deutschlandweit am häufigsten Mund-Rachen-Krebs / Studie der Asklepios Klinik St. Georg: vier von fünf Betroffenen sind HPV-positiv (FOTO)
(ots) -
- Sexuelle Kontakte, nicht das Rauchen oder Trinken, sorgen für
den Anstieg von Neuerkrankungen
- HP-Virus ist bislang bei über 90 Prozent der Patientinnen als
Auslöser von Gebärmutterhalskrebs bekannt
- Prof. Dr. Jens Meyer, Chefarzt der HNO in der Asklepios Klinik
St. Georg, ruft dazu auf, alle Kinder gegen krebserregende
HP-Viren zu impfen
Die Datenlage ist alarmierend: Immer mehr Patienten, vor allem in
den Großstädten und Ballungsgebieten, erkranken an Mund-Rachen-Krebs,
nachdem sie sich mit Humanen Papillomviren (HPV) infiziert haben.
Übertragen wird das Virus, das bislang vor allem vom
Gebärmutterhalskrebs bekannt ist, durch sexuelle Kontakte. "Man muss
davon ausgehen, dass Menschen, die im Laufe ihres Lebens viele
Sexualpartner haben und Oralsex praktizieren ein deutlich höheres
Risiko haben, an einem Mund-Rachen-Krebs zu erkranken - zumindest
solange, wie das HP-Virus nicht durch Impfungen gestoppt wird", sagt
Prof. Dr. Jens Meyer, Chefarzt der HNO-Abteilung in der Asklepios
Klinik St. Georg (Hamburg). Seine Patienten sind im Durchschnitt etwa
60 Jahre alt und nicht gegen HPV geimpft - und in der HNO-Abteilung
der Asklepios Klinik St. Georg werden seit 2013 alle Patienten mit
Mund-Rachen-Krebs auf eine Infektion mit Humanen Papillomviren (HPV)
untersucht. Prof. Meyer hat dabei festgestellt, dass 79 Prozent der
untersuchten Krebspatienten HPV 16/18-positiv sind, und zwar Männer
wie Frauen gleichermaßen. "Das ist im weltweiten Vergleich ein
überproportional hoher Anteil und gibt Anlass zur Besorgnis", sagt
der Spezialist für Kopf-Hals-Chirurgie. "Damit bestätigt sich die in
Fachkreisen schon lange verbreitete Annahme, dass das HP-Virus
unmittelbar für die Entstehung von Mund-Rachen-Krebs verantwortlich
ist. Überraschend ist die Deutlichkeit, mit der es jetzt durch unser
Patientenklientel aus der Metropolregion Hamburg belegt ist", so
Prof. Meyer. Dass Hamburg hier im internationalen Vergleich eine der
Spitzenpositionen einnimmt, hängt nach Einschätzung des
HNO-Spezialisten mit der Zunahme der Neuerkrankungsraten insgesamt
und der für Ballungsräume typischen Population zusammen. Neu sei,
dass nicht Rauchen oder übermäßiger Alkoholkonsum das Hauptrisiko für
eine Erkrankung an Mund-Rachen-Krebs ist, sondern eine Infektion mit
HPV und die Übertragung durch sexuelle Kontakte.
Der Nachweis, der im europäischen Vergleich mit 79 Prozent
überproportional hohen Rate an HPV-positiven Nachweisen bei Patienten
mit Mund-Rachen-Krebs, gelang im Rahmen einer Kohortenstudie. Dabei
wurde der "Goldstandard" der Nachweismethoden angewendet: Zum einen
die p16-Immunhistochemie und im Anschluss der DNA-Nachweis über eine
spezifische PCR mit einer HPV Hochrisiko-Suchsonde und Suchsonden zum
Nachweis der häufigsten krebserzeugenden HPV-Typen 16 und 18. Die
Patientenkohorte wurde von Anfang 2013 bis Mitte 2018 in der
HNO-Abteilung in der Asklepios Klinik St. Georg in Zusammenarbeit mit
der Pathologie auf das Vorliegen einer abgelaufenen HPV-Infektion
untersucht. HNO-Chefarzt Prof. Meyer sieht den von vielen
Wissenschaftlern schon seit einigen Jahren vermuteten Zusammenhang
zwischen sexuellen Kontakten und Mund-Rachen-Krebs klar bestätigt.
Bislang galt Mund-Rachen-Krebs vorwiegend als klassische Folge von zu
viel Rauchen oder zu hohem Alkoholgenuss. Und das HP-Virus ist
bislang vor allem als Auslöser von Gebärmutterhalskrebs bekannt. Dass
es auch für Kopf-Hals-Tumoren verantwortlich ist, ist vielen nicht
bewusst. Bekannt ist allerdings, dass der US-Schauspieler Michael
Douglas an der Erkrankung litt und sie auch öffentlich in einen
Zusammenhang mit dem HP-Virus gestellt hat. Allein am bösartigen
Mundhöhlen-Rachen-Krebs erkranken pro Jahr etwa 13.000 Menschen in
Deutschland. "Häufig wird die abgelaufene Infektion mit dem
krebserregenden HP-Virus erst in der histologischen Untersuchung
erkannt, wenn der Mund-Rachenkrebs diagnostiziert wird. Die
eigentliche, stille Infektion liegt dann mindestens 10 - 15 Jahre
zurück", erläutert Prof. Dr. Mathias Vierbuchen, Chefarzt der
Pathologie in der Asklepios Klinik St. Georg.
Die gute Nachricht: "Wenn der Tumor erkannt ist und richtig
behandelt wird, scheinen die Heilungs- und Überlebenschancen größer
als bei Kopf-Hals-Tumoren zu sein, die nicht durch HPV ausgelöst
werden," so Professor Meyer.
Eine wirksame Impfung gegen die Infektion mit dem Virus existiert
- und sie wird von der Ständigen Impfkommission (STIKO) seit 2007 für
alle Mädchen im Alter zwischen neun und 14 Jahren empfohlen, vor
allem, weil der Gebärmutterhalskrebs mit dem HP-Virus in direktem
Zusammenhang steht. Seit 2018 gilt diese Impfempfehlung jetzt auch
für Jungen. Auch sie können das sexuell übertragbare HP-Virus
weitergeben. Die Impfung kann sie vor Mund-Rachen-Krebs oder anderen
HPV-bedingten Erkrankungen schützen. Die Impfkosten tragen die
Krankenkassen.
Weiterführende Informationen und Termine:
- An der Asklepios Klinik St. Georg hat sich in den vergangenen
beiden Jahren eine Selbsthilfegruppe von Patienten mit
Mund-Rachen-Krebs formiert, die sich regelmäßig trifft. Kontakt:
Herr Krohn (r.krohn(at)consono.de), das nächste Treffen findet am
28.11.2019 statt, im Haus XR, von 18-20 Uhr.
- Eine weitere Veranstaltung der HNO-Abteilung am 24. Oktober 2019
lautet "Ein Leben ohne Trachealkanüle" - Möglichkeiten und
Grenzen." Die Veranstaltung richtet sich an Patienten,
Angehörige und Interessierte. Oberarzt Dr. Kwiatkowski,
Asklepios Klinik St. Georg, Haus P, Asklepios Medical School,
Hörsaal, von 18-19:30 Uhr.
Ein Foto von Prof. Dr. Jens Meyer, Chefarzt der HNO-Abteilung in
der Asklepios Klinik St. Georg (Hamburg), liegt dieser
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Datum: 26.09.2019 - 11:40 Uhr
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