Anästhesisten sorgen oft unbemerkt für Patientensicherheit - Internationaler Aktionstag heute - Narkoseärzte sind "Scout" und "Bodyguard" rund um eine Operation
(ots) - "Im Laufe eines Krankenhausaufenthaltes gibt es
für einen Patienten immer wieder Momente, in denen er einer erhöhten
Gefahr ausgesetzt ist", sagt Professor Rolf Rossaint, Facharzt für
Anästhesiologie und Präsident der "Deutschen Gesellschaft für
Anästhesiologie und Intensivmedizin" (DGAI). "Das lässt sich auch
nicht immer vermeiden", erklärt der Arzt weiter. Was für den
Außenstehenden sehr besorgniserregend klingt, ist den Medizinern aber
sehr bewusst und sie wissen, diese Gefahren vorauszusehen und zu
bewältigen. Am heutigen internationalen "Tag der Patientensicherheit"
wollen sie auf diesen Zusammenhang besonders aufmerksam machen.
"Sicherheit" spielt für den Anästhesisten eine Rolle, schon lange
bevor der Patient in den OP kommt: "Im Narkosevorgespräch werden mit
dem Patienten alle Fragen besprochen, die für eine passende und
sichere Narkose wichtig sind", beschreibt Rossaint das Vorgehen.
Dabei geht es um zum Beispiel um die regelmäßige Einnahme von
Medikamenten, den Grad an körperlicher Belastbarkeit, mögliche
Atemnot bei Anstrengung oder auch bekannte Allergien: "Wir wollen
alle Gefahren kennen, damit wir sie noch vor dem Eingriff eindämmen
oder beseitigen oder dann während der Narkose sicher darauf reagieren
können." Das gehe bis zu der Entscheidung, einen Patienten im
Augenblick nicht zu operieren, sondern zuerst seinen gesundheitlichen
Zustand zu verbessern.
Gefahr durch Narkosen ist äußerst gering
In deutschen Krankenhäusern bekommen pro Jahr etwa 17 Millionen
Menschen eine Narkose. Die Gefahr für gesunde Menschen, durch die
Narkose einen lebensbedrohlichen gesundheitlichen Schaden zu erleiden
oder sogar zu versterben, liegt bei sieben zu einer Million: "Jeder
Zwischenfall ist ganz sicher einer zu viel", ist sich Rossaint
bewusst. "Aber dieser Wert ist schon jetzt sehr sehr niedrig."
Zu dieser hohen Sicherheit beitragen haben auch die vielen
Empfehlungen, Leitlinien, Kampagnen und Checks, die in der Anästhesie
im Laufe der Jahre erarbeitet wurden und täglich angewendet werden.
Wie zum Beispiel auch der mehrfache Check aller Geräte vor Beginn
einer Narkose: "Eine Narkose ist vergleichbar mit einem Flug", sagt
Rossaint. "Und auch ein Flug kann nur dann sicher sein, wenn vor dem
Start alle Systeme überprüft wurden."
Lückenlose Überwachung im OP
Während der Narkose wird der Patient lückenlos überwacht, durch
den Anästhesisten, zusätzlich durch eine Anästhesieschwester oder
einen Anästhesiepfleger und durch jede Menge Technik: Neben dem
Narkosegerät im Operationssaal hängt ein Monitor, auf dem das EKG,
die Herzfrequenz, der Blutdruck und die Sättigung des Blutes mit
Sauerstoff dargestellt werden. Rossaint erklärt: "Weicht einer dieser
Werte von der Normalität ab, ertönt direkt ein Warnton." Ebenso
unersetzlich ist der erfahrene Blick des Narkosearztes, um
einzuschätzen, wie die Operation verläuft und ob es möglicherweise
Schwierigkeiten gibt, zum Beispiel durch einen erhöhten Blutverlust:
"Auch dann greift der Anästhesist ein und hat eine ganze Reihe von
Möglichkeiten, die Gefahr abzuwenden und die Sicherheit für den
Patienten wiederherzustellen."
Der Narkosearzt sei für viele Menschen nur der Arzt, der sie
während eines Eingriffs "schlafen" lässt, weiß Professor Rossaint.
Dass der Anästhesist rund um den operativen Eingriff aber so etwas
wie einen "Scout", einen "Bodyguard" oder einen "Garanten für
Sicherheit" verkörpert, ist den meisten Patienten nicht bewusst.
Diese intensive Betreuung im Sinne der Sicherheit reicht weit über
einen Eingriff hinaus, bis zur Rückkehr des Operierten auf die
Normalstation: Kommt es hier beispielsweise zu Kreislaufproblemen und
kann der Operateur nicht zu seinem Patienten kommen, weil er noch
operieren muss, kann es wieder der Anästhesist sein, der von der
Stationsschwester alarmiert wird und den Betroffenen zügig
stabilisiert und versorgt: "Wir Narkoseärzte arbeiten an vielen
Stellen im Krankenhaus für die Sicherheit des Patienten", sagt
Rossaint. Auch wenn dies meistens unauffällig, automatisch und
routiniert geschieht, ist es den Anästhesisten aber immer ein ganz
besonderes Anliegen - nicht nur am internationalen "Tag der
Patientensicherheit" ...
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