Streubomben Monitor 2019: Streubomben töten weiterhin Zivilist/-innen
(ots) -
Sperrfrist: 29.08.2019 10:00
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Der am 29. August veröffentlichte Streubomben Monitor 2019 zeigt,
dass es weiterhin weltweit Opfer durch Streubomben gibt. In Syrien
wurden erneut Angriffe mit diesen menschenverachtenden Waffen
verzeichnet. In insgesamt acht Ländern und einem Gebiet wurden
Menschen durch explosive Reste getötet oder verletzt. 99 Prozent der
Opfer stammten aus der Zivilbevölkerung.
Vom 2. bis 4. September findet in Genf die Konferenz der
Mitgliedsstaaten des Oslo-Vertrags statt. Dieser Vertrag verbietet
den Mitgliedsstaaten den Einsatz, die Herstellung, die Lagerung und
Weitergabe von Streumunition. Die Organisation Handicap International
(HI) fordert die Staaten auf, die im Oslo-Vertrag formulierten
Bestimmungen international durchzusetzen und den Einsatz dieser
barbarischen Waffen systematisch zu verurteilen. Da bis zu 40 Prozent
dieser Waffen beim Aufprall nicht explodieren, hinterlassen die
Angriffe immer gefährliche explosive Überreste. Diese stellen eine
tödliche und langfristige Bedrohung für die lokale Bevölkerung dar.
Der Streubomben Monitor 2019 bewertet die Umsetzung des
Oslo-Vertrags für den Zeitraum von Januar bis Dezember 2018. Der
Bericht umfasst auch das erste Halbjahr 2019, soweit Informationen
verfügbar sind. Der Streubombenmonitor wird von Experten der
Internationalen Koalition gegen Streubomben CMC (Cluster Munition
Coalition) erstellt. Handicap International ist Gründungsmitglied der
CMC. Bis heute haben 120 Staaten den Vertrag unterzeichnet.
Den ausführlichen Bericht finden Sie unter:
http://bit.ly/streubomben-monitor2019
Hier die wichtigsten Erkenntnisse und Analysen des Monitors:
Erneute Angriffe in Syrien
Im Jahr 2018 wurde ausschließlich in Syrien der erneute Einsatz
von Streubomben gemeldet: Zwischen Juli 2018 und Juni 2019 ereigneten
sich in Syrien mindestens 38 Angriffe mit Streumunition. Seit Mitte
2012 hat der Monitor mindestens 674 Streumunitionsangriffe im Land
registriert.
Der Monitor verzeichnete weltweit 149 neue Opfer von
Streumunition, die entweder durch Angriffe mit diesen Waffen (65
Opfer) oder durch Unfälle mit explosiven Überresten (84 Opfer)
entstanden. Dies stellt einen starken Rückgang im Vergleich zu 951
Opfern im Jahr 2016 dar.
Fast alle Opfer sind Zivilist/-innen
99 Prozent der Opfer des Jahres 2018 stammten aus der
Zivilbevölkerung. Die Mehrheit der weltweiten Opfer wurde dem Monitor
zufolge erneut in Syrien registriert. Dies ist seit 2012 der Fall. In
Syrien wurden im Untersuchungszeitraum 65 Opfer von
Streumunitionsangriffen und 15 Opfer von Unfällen mit explosiven
Überresten aus Streubomben gemeldet. Es wird davon ausgegangen, dass
die tatsächlichen Zahlen höher liegen, da die Datenerhebung in Syrien
durch den begrenzten Zugang schwierig ist.
Explosive Rückstände bedrohen auch Jahrzehnte nach dem Angriff
Bis zu 40 Prozent der Submunitionen aus Streubomben explodieren
nicht beim Aufprall, wenn sie bei einem Angriff abgeworfen werden,
sondern oftmals erst viele Jahre später. Im Jahr 2018 wurden in acht
Ländern und einer Region Opfer von explosiven Überresten aus
Streubomben verzeichnet: Afghanistan, Irak, Jemen, Laos, Libanon,
Südsudan, Syrien, Ukraine und Berg-Karabach.
Höchste Opferzahl durch Rückstände im Jemen
Im Jahr 2018 wies der Jemen die höchste Opferquote durch Unfälle
mit Überresten von Streubomben (31 Opfer) auf. In Laos sind auch 40
Jahre nach dem Konflikt weiterhin Opfer zu verzeichnen (21 Opfer).
Diese Zahlen verdeutlichen die dramatischen Folgen des Einsatzes von
Streubomben, die eine schwere und langfristige Belastung mit
explosiven Überresten und eine tödliche Bedrohung für die Bevölkerung
darstellen.
14 Mitgliedsstaaten des Oslo-Vertrags beklagen Opfer von
Streumunition in ihren Ländern. Der Monitor berichtet, dass in vielen
dieser Länder die verfügbaren Mittel für die Arbeit vor Ort stetig
zurückgehen und somit die Versorgung mit Reha-Maßnahmen und
beruflicher Wiedereingliederung erschwert werden. In vielen Ländern
sind nach wie vor umfassendere Versorgungsleistungen, eine bessere
Koordinierung und eine stärkere Einbettung der Maßnahmen in die
nationalen Systeme erforderlich. Auch muss in mindestens drei Staaten
der Zugang zu Rehabilitationsleistungen für Überlebende in
abgelegenen und ländlichen Gebieten verbessert werden (Tschad,
Guinea-Bissau und Irak).
Forderung nach mehr Unterstützung
Dr. Eva Maria Fischer, Leiterin der politischen Abteilung von
Handicap International, begrüßt die grundsätzlich positive
Entwicklung und fordert mehr Hilfe für die Opfer: "Der Oslo-Vertrag
hat große Fortschritte gemacht, wo es um den Schutz der
Zivilbevölkerung vor der Gefahr durch Streubomben geht: Jedes Jahr
werden Lagerbestände der Waffen zerstört und bedeutende Flächen in
den verseuchten Gebieten geräumt. Darüber hinaus werden diese Waffen
zunehmend stigmatisiert. Auch bei der Opferhilfe haben die
Vertragsstaaten große Fortschritte gemacht. Doch die betroffenen
Länder haben es nach wie vor schwer, die notwendige Versorgung der
Opfer zu finanzieren. Die Überlebenden leben allzu oft unter extrem
schwierigen Bedingungen."
Seit der Vertrag am 1. August 2010 in Kraft getreten ist, haben 35
Mitgliedsstaaten 1,5 Millionen gelagerte Streubomben zerstört, das
sind insgesamt 178 Millionen Submunitionen und 99 Prozent aller
offiziell registrierten Streubomben der Mitgliedsstaaten.
Insgesamt sind 26 Staaten und drei Regionen weltweit mit
Überresten aus Streubomben verseucht.
Streubomben sind Waffen, die mehrere hundert Minibomben enthalten,
die als Submunitionen bezeichnet werden. Sie sind so konzipiert, dass
sie über große Flächen verstreut werden und deshalb nie
ausschließlich militärische Ziele treffen. Bis zu 40 Prozent der
Submunitionen explodieren nicht beim Aufprall. Wie Antipersonenminen
können sie durch den geringsten Kontakt ausgelöst werden. So töten
und verstümmeln sie Menschen während und nach Konflikten.
Gerne vermitteln wir Ihnen ein Interview mit Frau Dr. Fischer.
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Datum: 29.08.2019 - 10:00 Uhr
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