Lage der Automobilzulieferer spitzt sich zu - PKW-Produktion und EBIT-Marge gehen zurück (FOTO)
(ots) -
- Absatzrückgang in China trifft Zulieferer empfindlich
- Sparprogramme der Hersteller sorgen für zusätzlichen finanziellen
Druck
- Gleichzeitig sind hohe Investitionen für Trends wie autonomes
Fahren und Elektromobilität notwendig
- Sicherung des finanziellen Spielraums, Kostenmanagement und aktives
Portfoliomanagement als Erfolgsfaktoren
Für die weltweite Automobilzuliefererindustrie stehen schwierige
Zeiten an: Im ersten Halbjahr 2019 ist die Pkw-Produktion im
Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 5 Prozent zurückgegangen. Außerdem
wird für das laufende Jahr eine durchschnittliche EBIT-Marge von etwa
6 Prozent erwartet, der niedrigste Wert seit 2012. Das sind die
zentralen Ergebnisse der neuen "Global Automotive Supplier Study
2019" von Roland Berger und Lazard. Für die Studie wurden Kennzahlen
von über 600 Zulieferern weltweit ausgewertet.
"Grund für diese negative Entwicklung sind vor allem der schwache
Pkw-Absatz in China und die allgemeine konjunkturelle Abkühlung.
Hinzu kommen strukturelle Veränderungen im Rahmen des Wandels hin zur
Elektromobilität", erklärt Felix Mogge, Partner bei Roland Berger.
"Internationale Handelskonflikte und die laufenden Sparprogramme der
Hersteller verstärken den Trend."
Überkapazitäten durch Wachstumsrückgang in China
China war in den vergangenen Jahren der Wachstumsmotor der
globalen Automobilindustrie. Der Handelskonflikt mit den USA hat die
Rahmenbedingungen inzwischen deutlich verändert. So sanken die
Automobilverkäufe in China im ersten Halbjahr 2019 zweistellig
gegenüber der Vorjahresperiode. "Die Wachstumsprognosen waren gut und
viele Zulieferer haben weitere Kapazitäten aufgebaut", sagt Felix
Mogge. "Jetzt bleiben bei manchen Zulieferern 60 bis 70 Prozent der
neuen Kapazitäten ungenutzt."
Zugang zu Kapital schwieriger
Die Zulieferer sollten sich jetzt einen ausreichenden finanziellen
Spielraum sichern, der auf lange Sicht trägt. Denn auch der Zugang zu
Kapital könnte durch die negative Marktlage schwieriger werden.
"Viele Equity-Investoren bevorzugen andere Sektoren als die zyklische
Automobilindustrie. Gleichzeitig werden Banken restriktiver mit der
Vergabe von Kreditfinanzierung - dies trifft insbesondere kleinere
Zulieferer in Produktbereichen, die künftig strukturell unter Druck
kommen werden" sagt Christof Söndermann, Managing Director bei
Lazard. Daneben ist die Zahl der M&A-Transaktionen im Zuliefersektor
im laufenden Jahr rückläufig. Gerade chinesische Unternehmen, die in
den vergangenen Jahren eine wichtige Käufergruppe darstellten, seien
mittlerweile deutlich weniger aktiv.
Investitionsdruck durch neue Trends
Finanziellen Spielraum benötigen Zulieferer auch aufgrund der sich
weiter verstärkenden Trends in der Automobilindustrie:
Digitalisierung, neue Mobilitätskonzepte, autonomes Fahren und
E-Mobilität setzen die gesamte Branche unter Investitionsdruck - von
den OEMs bis zu den Zulieferern. Bei vielen dieser Projekte ist es
schwierig zu prognostizieren, wann und ob die Investitionen Profit
abwerfen. Gleichzeitig versuchen Autohersteller ihre Kosten zu
senken, unter anderem mit Sparprogrammen im Einkauf, die wiederum die
Zulieferer treffen.
Das sorgt für einen schwierigen Spagat bei den etablierten
Zulieferern. Sie müssen das angestammte Geschäft weiter profitabel
führen und dürfen gleichzeitig keine Wachstumstrends verpassen. In
diesem Kontext haben große und finanziell solide aufgestellte
Unternehmen eine tendenziell bessere Ausgangsposition. Für viele
kleinere Unternehmen wird der Wandel hingegen sehr anspruchsvoll.
Zulieferer brauchen individuelle Strategie
Der Studie zufolge gibt es jedoch kein allgemeingültiges
Patentrezept, für die Zulieferer. Jedes Unternehmen muss auf Basis
der eigenen Situation und Marktposition die passende strategische
Herangehensweise finden.. Generell müssen viele Zulieferer flexibler
werden, um mit den schnellen technologischen Entwicklungen Schritt zu
halten. "Sie brauchen vor allem agile Strukturen und Vorgehensweisen
in ihrer Organisation - und sollten auch verstärkt Kooperationen
prüfen", rät Roland Berger-Partner Mogge.
Ebenso wichtig ist konsequentes und aktives Portfoliomanagement.
"Zulieferer müssen entscheiden, ob sie in langfristig stagnierenden
Bereichen die Marktführerschaft erlangen bzw. verteidigen können.
Wenn dem so ist, sollte das Geschäft ausgebaut sowie konsequent auf
Ertragssteigerung und Cash-Flow-Maximierung ausgerichtet werden;
Andernfalls sollte der Exit in Betracht gezogen werden" meint
Christof Söndermann von Lazard. "Das freigesetze Kapital sollte in
Bereiche investiert werden, in denen profitables Wachstum realistisch
ist."
Die Studie können Sie hier herunterladen:
www.rolandberger.de/pressemitteilungen
www.lazard.com/perspective/
Roland Berger:
Roland Berger, 1967 gegründet, ist die einzige der weltweit
führenden Unternehmensberatungen mit deutscher Herkunft und
europäischen Wurzeln. Mit rund 2.400 Mitarbeitern in 35 Ländern ist
das Unternehmen in allen global wichtigen Märkten erfolgreich aktiv.
Die 52 Büros von Roland Berger befinden sich an zentralen
Wirtschaftsstandorten weltweit. Das Beratungsunternehmen ist eine
unabhängige Partnerschaft im ausschließlichen Eigentum von rund 230
Partnern.
Lazard:
Lazard ist eine der weltweit führenden Financial Advisory und
Asset Management Firmen und an 43 Standorten in 27 Ländern in
Nordamerika, Europa, Asien, Australien sowie Zentral- und Südamerika
tätig. Die Geschichte von Lazard reicht bis 1848 zurück. Heute bietet
Lazard Beratung in den Bereichen M&A, Strategie, Restrukturierung und
Kapitalstruktur, Kapitalerhöhung und Corporate Finance sowie Asset
Management-Dienstleistungen für Unternehmen, Partnerschaften,
Institutionen, Regierungen und Privatpersonen. Mehr Informationen zu
Lazard finden Sie auf www.lazard.com. Folgen Sie Lazard unter
(at)Lazard.
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Datum: 29.08.2019 - 09:45 Uhr
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