ZDF-Magazin "Frontal 21": Lang anhaltende sexuelle Störungen durch Antidepressiva? / Verdacht seit Jahren bei Pharma-Industrie und Behörden bekannt (FOTO)
(ots) -
Antidepressiva mit bestimmten Wirkstoffgruppen können sexuelle
Störungen hervorrufen, die möglicherweise auch Jahre nach Absetzen
des Medikaments anhalten. Dieser Verdacht ist nach Recherchen der
ZDF-Magazine "Volle Kanne" und "Frontal 21" schon seit Jahren
bekannt. Doch erst jetzt verlangen die Behörden, dass die
Pharma-Hersteller entsprechende Warnhinweise in die Beipackzettel
aufnehmen. Darüber berichtet das ZDF-Magazin "Frontal 21" in der
Sendung am Dienstag, 27. August 2019, um 21.00 Uhr.
Dauerhaft verminderte Libido, Orgasmus- und Ejakulationsstörungen
sowie Impotenz - das können die Langzeitfolgen nach Einnahme solcher
Antidepressiva sein. Experten wie Wolfgang Becker-Brüser,
Chefredakteur des arznei-telegramms, gehen von einer sehr hohen
Dunkelziffer aus: "Es werden sehr viel mehr Menschen betroffen sein,
als man heute denkt." Allein in Deutschland werden täglich mehr als
1,5 Millionen Tagesdosen von sogenannten
Serotonin-Wiederaufnahmehemmern (SSRI) und
Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmern (SNRI) verschrieben.
Fallstudien weisen schon seit 2006 auf solche lang anhaltenden
sexuellen Funktionsstörungen durch die Antidepressiva hin. In den USA
verpflichtete die amerikanische Gesundheitsbehörde FDA bereits 2011
den Hersteller des Fluoxetin-Präparates Prozac® dazu, in der
Produktinformation auf sexuelle Funktionsstörungen auch nach Absetzen
des Antidepressivums hinzuweisen. 2012 warnte das niederländische
Pharmakovigilanz-Zentrum Lareb vor möglichen Spätfolgen. Doch erst
jetzt hat die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) reagiert und die
Hersteller aufgefordert, auf solche Nebenwirkungen in den
Produktinformationen hinzuweisen.
"Die Behörden waren eindeutig zu spät dran. Man hätte spätestens
vor sechs oder sieben Jahren reagieren müssen und diese Hinweise in
die Beipackzettel aufnehmen müssen", kritisiert Wolfgang
Becker-Brüser. Auf Nachfrage teilt die EMA mit, dass sie in der
Vergangenheit die Studien geprüft habe, aber bis dahin "die Datenlage
nicht eindeutig" gewesen sei. Neueste Forschungen und Hinweise aus
der Wissenschaft wären nun Anlass, die Produktinformationen ändern zu
lassen, um Risiken zu minimieren.
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Datum: 27.08.2019 - 13:38 Uhr
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