Erzähl es deinem kleinen Bruder - Interview mit Professor Dr. Ullrich Dittler
Dr. Ullrich Dittler ist seit zwei Jahren Professor für interaktive Medien an der FH Furtwangen und unterrichtet Studenten unter anderem in Mediendidaktik, der Kunst des Lehrens und Lernens durch Medien. Davor hat er Computer-Based-Trainings (CBT) und Web-Based-Trainings (WBT) für die Akademie der HypoVereinsbank erstellt. Was sagt der Mediendidaktiker zur richtigen Lernstrategie?
(IINews) -
Wie merken Sie, dass ein Student in der Prüfung nicht vorbereitet ist?
Wenn jemand versucht, in einer Prüfung Zeit zu schinden oder Selbstverständliches ausführlich darlegt, weil er denkt, wenn er redet, ist die Gefahr nicht so groß, dass der Prüfer etwas fragt. Das brechen wir dann aber in mündlichen Prüfungen spätestens bei der zweiten Frage ab und gehen zu einem anderen Themengebiet. Manche zögern oder relativieren ihre Antwort, auch das zeigt deutliche Unsicherheit oder Unwissenheit.
Ich bin schlecht vorbereitet. Was soll ich dann tun?
Ein gutes Beispiel für einen solchen Fall gab es neulich in einer mündlichen Prüfung, der Kandidat sagte, er dachte, das komme nicht dran. Er wisse, es wurde im Unterricht behandelt, aber er habe es für die Prüfung nicht gelernt. Dann hat er angefangen, laut zu denken und die Antwort in der Prüfung abzuleiten. Das war sehr ehrlich und die Prüfer hatten eine Grundlage, etwas zu bewerten. Auch Halbwissen gibt uns diese Chance. Das Gesagte sollte natürlich weder banal noch total falsch sein.
Was raten Sie einem Studenten, der zu spät mit Lernen angefangen hat?
Zunächst einmal: Es macht lerntheoretisch keinen Sinn, wenn man kurz vor der Prüfung 24 Stunden durchlernt. Es ist besser, wenn man auch bewusst einen freien Abend macht. Entweder sagt man sich dann: Mut zur Lücke oder überlegt sich im Vorfeld, die Prüfung nicht zu schreiben. Wenn man antritt, muss man sich bewusst sein, dass dann die Leistung auch bewertet wird. Man kann eine Prüfung aber nicht ewig durch Atteste vor sich herschieben.
Kann ich auch meinen Professor um Rat fragen?
Das ist sinnvoll, wenn Sie einen guten Grund haben. Ein Student kam einmal zu mir und meinte, er sei gerade umgezogen, seine Freundin habe sich von ihm getrennt und er habe seinen Goldfisch vergiftet. Er wollte, dass ich das Thema seiner Prüfung stärker eingrenze. Wenn ein guter Grund vorliegt, wird man das auch tun. Die Trennung von der Freundin oder ein Umzug sind jedoch nicht die richtigen Gründe. Durch so etwas verschlechtern Sie nur Ihre Position, weil der Professor dann weiß, dass Sie nicht richtig vorbereitet sind.
Zuletzt noch einige Fragen an den Lernprofi: Kann man Lernen lernen?
Auf jeden Fall. In der Schule und Jugend lernen wir, wie wir uns Stoff aneignen. Studenten lernen auch die unterschiedlichsten Dinge im Studium. Erwachsene, die nach Jahren der Berufstätigkeit eine Umschulung machen, tun sich mit dem Lernen schwerer. Häufig ist das auch ein organisatorisches Problem.
Und wie lerne ich am besten?
Durch Überprüfung mit Lernpartnern. Der Austausch mit anderen zeigt mir: Kann ich das Gelernte verbalisieren? Durch die Fragen der Kommilitonen werden auch unterschiedliche Schwerpunkte klar und ein solches Gespräch ist eine Art Prüfungssimulation. Diese Überlegung basiert auf dem Gedanken des "Lernens durch Lehren", d.h. Sie lernen auch durch Lehren, also indem Sie anderen den Stoff erklären.
Noch ein abschließender Tipp?
Erzählen Sie''s Ihrem kleinen Bruder, Ihrer Mutter oder einem Bekannten. Überlegen Sie sich auch: Welche Fragen können in der Prüfung dran kommen? Dabei geht es nicht darum, die tatsächlichen Prüfungsaufgaben zu treffen. Sie lernen dabei durch die aktive Auseinandersetzung mit dem Stoff.
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Datum: 26.08.2019 - 13:49 Uhr
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