Rheinische Post: Kommentar: Geistiger Brandstifter
(ots) - Es gibt in einer Katastrophe zwei
Möglichkeiten, mit ihr umzugehen. Erstens: die Gesellschaft zu einem
gemeinsamen und geschlossenen Handeln aufrufen; in der Regel führt
dies zu solidarischem Verhalten. Oder zweitens: Man sucht einen
Sündenbock. Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro hat sich für die
zweite Variante entschieden und ohne Beweise die
Nichtregierungs-Organisationen für die Brandkatastrophe im
brasilianischen Regenwald verantwortlich gemacht. Das ist gleich aus
mehreren Gründen unverantwortlich. Umweltschützer leben in den Tiefen
des Amazonas ohnehin gefährlich. Sie stehen illegalen Holzfällern,
Goldsuchern, aber auch der ganz normalen Agrar-Industrie im Weg.
Zudem erscheint es unlogisch, dass ausgerechnet Umweltschützer in
alle Regionen des Landes ausschwärmen und das anzünden, was sie
eigentlich bewahren wollen: den Regenwald. Mit diesen Vorwürfen ohne
konkrete Beweise treibt sich Bolsonaro weiter in die internationale
Isolation. Als Brandursachen deutlich realistischer sind zwei andere
Szenarien: Die Tageszeitung "Folha" berichtet von einem koordinierten
"Tag des Feuers", den Landarbeiter vor einigen Tagen ausgerufen haben
sollen. Diese wollten offenbar mit gezielter Brandrodung Fakten
schaffen. Zudem sind sie angesichts der internationalen
Klimaschutz-Debatte in Furcht um ihre Arbeitsplätze. Und auch die
Rolle Boliviens verdient eine größere Aufmerksamkeit. Dort lässt
Präsident Evo Morales weitgehend unbeachtet von der
Weltöffentlichkeit ebenfalls zu Gunsten der Agrar-Industrie in zwei
Amazonas-Regionen abholzen. Auch dort brennt es derzeit in den
Wäldern lichterloh. Die Ursache des Brandes gleich in der
Nachbarschaft: Brandrodung.
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Datum: 22.08.2019 - 20:20 Uhr
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