elumeo SE: Schwere Proteste gegen deutschen Schmuckhändler in Thailand / Statt Abfindung gibt es für die Arbeiter der PWK die Insolvenz / Ermittlungen gegen Wolfgang Boyé in Deutschland und Thailand (FOTO)
(ots) -
Wütende Arbeiter des thailändischen Schmuckherstellers PWK
protestierten am Dienstag vor der Deutschen Botschaft in Bangkok und
in der thailändischen Provinz Chanthaburi gegen den deutschen
Schmuckhandelskonzern elumeo SE in Berlin. Nach einem Bericht der
Wirtschaftszeitung "Handelsblatt" fühlen sich die über 600
Arbeiterinnen und Arbeiter von der Geschäftsführung von elumeo
"hintergangen", weil diese die Fabrik bewusst in die
Zahlungsunfähigkeit haben laufen lassen habe, anstatt den
thailändischen Arbeitern die gesetzlich zustehende Abfindungszahlung
zu überweisen.
Dieser Vorgang hat nicht nur Proteste vor der deutschen Botschaft
in Bangkok ausgelöst, sondern beschäftigt nun auch
Ermittlungsbehörden und Staatsanwälte in Thailand und Deutschland
(Berlin), die das Management um den Verwaltungsratsvorsitzenden
Wolfgang Boyé wegen Betrugs und anderer möglichen Straftaten in den
Fokus nehmen. Die thailändische Politik hat sich eingeschaltet. Der
deutsche Botschafter, der die protestierenden Arbeiter in der
Botschaft angehört hatte, berichtet darüber nach Berlin.
Das Handelsblatt, das mit einem Korrespondenten in Bangkok vor Ort
war und mit Arbeiterinnen und Arbeiter des Schmuckherstellers PWK
sprach, beschrieb die für die ehemalige PWK-Belegschaft
haarsträubende Folgen des gezielten Firmenzusammenbruchs: Familien
sind in schwere finanzielle Krisen geraten, haben kaum noch Geld zum
Überleben. Einige verloren ihre Häuser, können Kredite und Hypotheken
nicht mehr bedienen oder sehen sich aggressiven Kreditgebern
gegenüber, die sie nicht mehr bezahlen können. Arbeiter berichteten
dem Handelsblatt von einer schwer erkrankten, gerade 39 Jahre alten
Ex-Arbeiterin der PWK, die sich keine adäquate Behandlung in einem
Krankenhaus leisten konnte und starb. Für die Bestattung der Mutter
eines kleinen Kindes sammelten ihre Kollegen Geld.
Wolfgang Boyé, Verwaltungsratsvorsitzender von elumeo SE
behauptete, dass ihm das Schicksal der früheren PWK-Mitarbeiter "sehr
am Herzen liege". Im gleichen Atemzug allerdings beschwerte er sich
im Handelsblatt über die "emotionale Protestaktion" der
Ex-Mitarbeiter. Er fühle sich davon "unzulässig unter Druck gesetzt."
Wie bereits mehrfach in den Medien berichtet, hatte des
Schmuckhandelsunternehmen elumoe SE, das Juwelen und Schmuck über den
TV- und Internetkanal "Juwelo" vertreibt, eine Schmuckfabrik in
Thailand aufgebaut. Die Kapazitäten der Fabrik waren ursprünglich auf
2 Mio Schmuckstücke pro Jahr ausgelegt. Allerdings blieb der Vertrieb
des Schmucks über TV und Internet weit hinter den Erwartungen zurück.
Das Management unter dem ehemaligen Scholz&Friends-Werber Wolfgang
Boyé steuerte das Unternehmen "elumeo SE" mit seiner Vertriebstochter
"Juwelo GmbH" in eine wirtschaftliche Krisensituation. Unter Boyé
brachen die Umsätze ein, die Aktie fiel in den Penny-Stock Bereich.
Doch anstatt Arbeiter in Thailand ordentlich zu kündigen und ihnen
die gesetzliche Abfindung zu bezahlen, baute Wolfgang Boyé auf einen
anderen Plan.
Trotz der mangelnden Resonanz im Markt bestellte die Truppe um
Wolfgang Boyé weiterhin eifrig Schmuck bei PWK in Thailand. Insgesamt
wurde Ware im Wert von 35 Millionen EUR von Thailand nach Deutschland
verschifft. Doch bezahlt wurde nur ein geringer Bruchteil der Ware.
Die Folge: Der Schmuckhersteller PWK konnte die Gehälter nicht mehr
bezahlen und wurde zahlungsunfähig.
Damit hatte die Führung von elumeo SE, die von den Aktionären und
Finanzmanagern der FPM (Frankfurt Performance Management), Martin
Wirth und Raik Hoffmann gestützt wird, ihr Ziel erreicht: Sie mussten
den so arbeitslos gewordenen Arbeiterinnen und Arbeitern keine
gesetzliche Abfindung bezahlen, mit den für sie verheerenden Folgen.
Der börsennotierte Berliner Konzern redet sich damit heraus, dass
die thailändische Währung im Vergleich zum Euro stark angestiegen
sei. Die Produkte aus Thailand seien deshalb teurer geworden, die
Produktpalette zu schmal gewesen.
Teerasak Jamrakittiwan, früherer Geschäftspartner von Boyé, der
über seine Gesellschaft Ottoman Strategy Holdings OSH für die
insolvente PWK die elumeo SE auf 10,1 Millionen Euro Schadensersatz
verklagt: "Das sind peinliche Schutzbehauptungen des gescheiterten
Managers Wolfgang Boyé. Über die Unfähigkeit der von ihm angeführten
Managertruppe von elumeo SE und juwelo GmbH, ausreichend Schmuck über
TV und Internet zu verkaufen, verliert er hingegen kein Wort."
Stattdessen verbreite Boyé die Unwahrheit, das lokale Management
von PWK in Thailand habe noch ausreichend Mittel zur Verfügung
gehabt, um die Abfindungen zu bezahlen. Er sprach von 4,5 Millionen
Euro Umlaufvermögen und 1,1 Mio Euro beim thailändischen Finanzamt.
Teerasak Jamrakittiwan dazu: "Was Boyé allerdings nicht mitteilt, ist
die Tatsache, dass ein von ihm eingesetzter Manager der
PWK-Geschäftsführung ausdrücklich befahl, in keinem Fall irgendwelche
Assets aus dem Besitz der elumeo- Tochterfirma PWK zu verkaufen. Auch
das angebliche Guthaben von 1,1 Millionen Euro beim Finanzamt in
Thailand wird nie von der Regierung an die PWK ausbezahlt. Das Geld
ist Teil eines Veranlagungsverfahrens der thailändischen Behörden,
auf demeine siebenjährigen Steuerbefreiung basiert. Die
Steuerbefreiung ist an bestimmte Punkte gebunden, die mit der
aufkommenden Insolvenz nun ihre Gültigkeit verloren hat. Also, noch
einmal, das ist nur etwas Utopisches."
Bei der Hauptversammlung der elumeo SE am 7.8.2019 musste
Verwaltungsratsvorsitzender Wolfgang Boyé den Aktionären gegenüber
Auskunft über die aktuellen staatsanwltschaftlichen
Ermittlungsverfahren und Zivilklagen geben, die aktuell gegen ihn,
gegen seine Managerkollegen Bernd Fischer und Thomas Jarmuske sowie
gegen die elumeo SE laufen: "Nach all dem, was in und am Rande der
Hauptversammlung zu hören war, bauen diese Herren ganz offensichtlich
auf die Langsamkeit der deutschen Justiz. Sie hoffen dadurch ihrer
gerechten Strafe zu entgehen und nicht für den Schaden aufkommen zu
müssen, den sie angerichtet haben", sagte Teerasak Jamrakittiwan.
Auch eine ganz essentielle Frage wollte Wolfgang Boyé laut
Teerasak Jamrakittiwan nicht direkt beantworten: "Wo ist der Schmuck
im Wert von 35 Millionen Euro geblieben? Warum wurde der nicht
verkaufte Teil des Schmuckes, wie mehrfach von den Thailändern
gefordert, nicht wieder nach Thailand zurückgeschickt, um dort die
Gehälter und Abfindungen zu bezahlen?"
Eine Antwort auf die Frage liefert womöglich ein Event im teuren
Schlosshotel Grunewald in Berlin: Vergangenen Sonntag präsentierte
elumeo SE über die Vertriebstochter "juwelo" (Slogan "Luxus für jeden
bezahlbar machen") dort zwischen Champagner, Häppchen, Luxuswagen und
Models ausgesuchten Schmuck.
Pressekontakt:
Rechtsanwalt Roderich Schaetze
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Datum: 22.08.2019 - 08:00 Uhr
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