MDR-Magazin "Umschau" / Dorfläden sterben aus - Trend zu Bürgerläden
(ots) - Die Zahl der Lebensmittelgeschäfte auf dem Lande
geht stark zurück. Das belegen Daten der statistischen Landesämter,
die das MDR-Magazin "Umschau" ausgewertet hat. Verglichen wurden
Einzelhandelsläden, die Nahrungs- und Genussmittel, Getränke und
Tabakwaren verkaufen und in Gemeinden bis 1.500 Einwohner angesiedelt
sind. Besonders drastisch ist die Entwicklung in Sachsen: Hier ging
die Zahl der Dorfläden von 2010 bis 2017 um rund 47 Prozent zurück
(von 32 auf 17). In Thüringen hat im selben Zeitraum etwa ein Drittel
der Dorfläden geschlossen (von 153 auf 102). In Sachsen-Anhalt
beträgt der Rückgang 4 Prozent (von 24 auf 23). Bundesweit ist die
Zahl der Dorfläden von 2010 bis 2017 um rund 23 Prozent
zurückgegangen, wie Zahlen des Bundesverbandes des Deutschen
Lebensmittelhandels zeigen.
Diese Entwicklung wollen viele Dorfgemeinschaften nicht hinnehmen:
"Die Zahl der kleinen Lebensmittelgeschäfte sinkt zwar, aber immer
mehr Einwohner nehmen ihr Schicksal selbst in die Hand, denn die
Leute auf dem Land sind die Schließungen leid", sagte Günter Lühning
der "Umschau". Lühning ist der Vorsitzende der "Bundesvereinigung
Dorfläden", die sich vor drei Jahren gegründet hat und Initiativen
bei der Gründung von sogenannten "Bürgerläden" unterstützt. Bürger
tun sich zusammen und gründen, meist genossenschaftlich organisiert,
ein Lebensmittelgeschäft in ihrem Dorf. Zirka 300 solcher Bürgerläden
gebe es nach Einschätzung von Günter Lühning mittlerweile in
Deutschland, die Mehrzahl in Bayern: "In Ostdeutschland beginnt die
Welle jetzt erst." Fünf ostdeutsche Bürgerläden sind bisher Mitglied
in der Bundesvereinigung.
Die Bürgerläden haben es allerdings nicht leicht: So können kleine
Geschäfte seit einer Gesetzesänderung von Januar dieses Jahres keine
oder nur noch sehr geringe Fördersummen für die Erneuerung von
Kühlanlagen bekommen. Diese bleiben Läden mit hohen Energiekosten,
also den großen Betrieben, vorenthalten. Günter Lühning sieht darin
eine Ungleichbehandlung: "Der Mindestlohn gilt für alle. Die
Nachteile also gelten für alle, die Vorteile nur für die Großen.
Damit legt man Axt am ländlichen Raum an, denn dort sind nur kleine
Läden." Im September will Lühning deshalb im
Bundeswirtschaftsministerium vorstellig werden.
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Datum: 21.08.2019 - 13:19 Uhr
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