Kardinal Marx spricht auf der Weltversammlung "Religions for Peace" /
Religion muss dem Frieden dienen
(ots) - Mit einem eindringlichen Appell an die Religionen,
sich für Frieden und Dialog einzusetzen, hat sich heute (20. August
2019) der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal
Reinhard Marx, an die rund 1.000 Teilnehmer der Weltversammlung
"Religions for Peace" in Lindau gewandt. Anlässlich der
Auftaktveranstaltung des internationalen Treffens, das noch bis
Freitag dauert, fragte Kardinal Marx: "Dem Zeugnis der Religionen
kommt angesichts der weltweiten Bewegungen eine besondere Bedeutung
zu. Sind sie Kräfte des Friedens oder des Unfriedens? Dienen sie der
Versöhnung oder der Verhärtung einzelner Perspektiven? Fördern sie
Begegnung, Dialog und freundschaftliches Zusammenleben oder tragen
sie zu Misstrauen und Abgrenzung bei?"
Der welthistorische Prozess, der als Globalisierung bezeichnet
werde, biete Chancen, aber auch Risiken. Die zentrale Frage sei, ob
die globale Vernetzung dem Frieden diene. Dies sei nicht automatisch
der Fall, so Kardinal Marx, vielmehr müsse der Prozess am Ziel
wachsenden Friedens ausgerichtet werden, "damit die Chancen, die sich
global bieten, zum Wohl der gesamten Menschheitsfamilie genutzt
werden können". Bedrängend sei, dass die Welt immer häufiger den
Verlockungen mehr oder weniger homogener Zivilisationsräume zu
erliegen drohe. "In großen Teilen der muslimisch geprägten Welt
gewinnen Bewegungen an Zulauf, die die Einheit von Staat,
Gesellschaft und Religion propagieren. In Indien gibt es starke
Kräfte, die den Hinduismus als - die Anderen ausgrenzende - Staats-
und Gesellschaftsdoktrin etablieren wollen. Und in Europa wird
neuerdings wieder die Identität unseres Kontinents als rein
''christliches Abendland'' beschworen - und zwar nicht um die
christlichen Grundlagen und Wurzeln der Gesellschaften zu betonen,
sondern um andere Religionen an den Rand zu drängen", sagte Kardinal
Marx.
Er fügte hinzu: "Wenn Religionen sich von den Kräften der
Homogenisierung und Abgrenzung in den Dienst nehmen lassen, werden
sie zu Staats- oder Kulturideologien. Sie beschädigen sich damit
selbst - und mehr noch: sie ermöglichen sogar Ungerechtigkeit und
Unfrieden. Dieser Gefahr dürfen gerade wir, die Repräsentanten der
Religionen, nicht erliegen, sondern müssen ihr widerstehen." Von
Lindau erhoffe er sich ein Zeichen, dass sich die Religionen "nicht
für politisch-kulturelle Zwecke instrumentalisieren lassen, die
Identität durch Homogenität und Exklusivität erreichen wollen! Wir
stehen auf der Grundlage unserer jeweiligen Religion für Offenheit
und Miteinander, für Dialog und Kooperation - und dienen so dem
Frieden", so Kardinal Marx.
Hintergrund
Die Initiative "Religions for Peace" wurde vor 50 Jahren
gegründet. 2019 findet die alle fünf Jahre abgehaltene
Weltversammlung erstmals in Deutschland statt. Hauptsitz der Allianz
religiöser Gemeinschaften ist New York. Das Treffen in Lindau steht
unter dem Motto "Caring for Our Common Future - Advancing Shared
Well-Being" ("Für unsere gemeinsame Zukunft sorgen - das Gemeinwohl
für alle fördern"). Seit 1973 ist die Allianz als
Nicht-Regierungsorganisation bei den Vereinten Nationen anerkannt und
beschäftigt sich mit Konflikttransformation, sozialem Zusammenhalt,
wirtschaftlicher Entwicklung und Umweltschutz.
Hinweis: Weitere Informationen zur Weltversammlung "Religions for
Peace" in Lindau sind unter https://de.ringforpeace.org/ verfügbar.
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Datum: 20.08.2019 - 11:08 Uhr
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