Textilbranche legt Fortschritte bei der Nachhaltigkeit offen / Erstmalig müssen alle Mitglieder des Textilbündnisses Erfolge nachweisen (FOTO)
(ots) -
In ihren Fortschrittsberichten legen erstmals alle 98
berichtspflichtigen Mitglieder im Textilbündnis offen, was sie
tatsächlich im Jahr 2018 erreicht haben, um menschenwürdige
Arbeitsbedingungen, Umweltschutz und faire Löhne in ihrer Lieferkette
durchzusetzen. Zudem haben alle Mitglieder Maßnahmenpläne (Roadmaps)
für 2019 vorgelegt, in denen sie neue Aktivitäten zur Umsetzung der
Bündnisziele beschreiben. Bisher haben 86 Fortschrittsberichte und 89
Roadmaps die externe Prüfung erfolgreich durchlaufen. Sie stehen ab
heute auf der Website des Bündnisses. Die übrigen folgen bis
September.
Rund 80 Prozent der Ziele wurden erreicht
In den Fortschrittsberichten ist dokumentiert, dass die
Bündnismitglieder gemeinsam 1.100 Vorhaben realisiert haben, die sie
sich in ihren Roadmaps 2018 vorgenommen haben. Damit wurden rund 80
Prozent der für 2018 gesetzten Ziele erreicht. In den Maßnahmenplänen
(Roadmaps) für 2019 definieren die Mitglieder über 1.000 weitere
konkrete Maßnahmen auf dem Weg zu den Bündniszielen.
Unabhängige externe Expert*innen haben die Maßnahmenpläne und
Fortschrittsberichte auf Plausibilität und den Grad der
Zielerreichung überprüft. Alle bisher überprüften Berichte
entsprechen den aktuellen Anforderungen des Bündnisses und sind unter
https://www.textilbuendnis.com/berichte/ veröffentlicht.
Das Ziel sind existenzsichernde Löhne
Im Jahr 2019 müssen Unternehmen im Bündnis erstmals verbindlich
Maßnahmen ergreifen, die darauf abzielen, dass Arbeiter*innen
existenzsichernde Löhne gezahlt werden können. Auf die Lohngestaltung
in den Lieferketten haben die Marken- und Handelsunternehmen jedoch
häufig nur indirekt Einfluss, da die Arbeiter*innen bei
eigenständigen Produktionsunternehmen angestellt sind. Somit können
die Bündnismitglieder im ersten Schritt auf die Löhne einwirken,
indem sie ihr Einkaufsverhalten anpassen. Dazu gehören vor allem die
eigene Preispolitik, die Planung der Auftragsvolumina sowie die
Vorgaben für Produktionszeiten.
Vor diesem Hintergrund haben 34 Unternehmen für das Jahr 2019
geplant, ihre Einkaufspraktiken zu analysieren und zu verbessern.
Weitere Mitgliedsunternehmen unterstützen Initiativen, die
Gewerkschaften in Produktionsländern und deren Position in
Tarifverhandlungen stärken. Andere kooperieren mit
Nicht-Regierungsorganisationen, die sich für die Zahlung höherer
Löhne einsetzen.
Der Sportartikelhersteller Ortovox realisiert zum Beispiel ein
Pilotprojekt mit einem Lieferanten aus Osteuropa, um bessere Löhne
und Arbeitsbedingungen voranzutreiben. Und Takko Fashion erhebt in
Kooperation mit einem seiner Produzenten in Indien regionale
Lebenshaltungskosten, um daraus eine Grundlage für die Kalkulation
existenzsichernde Löhne abzuleiten.
Weiter auf dem Weg - sozial und ökologisch
Von den über 1.000 in den aktuellen Roadmaps festgelegten
Maßnahmen beziehen sich fast 200 auf die schrittweise Verbannung von
160 gefährlichen Chemikalien aus der Produktion, einen sicheren und
guten Umgang mit Chemikalien sowie die einheitliche Verpflichtung auf
einen Abwasserstandard.
Die REWE Group hat sich zum Beispiel das Ziel gesetzt, Trainings
zum Chemikalienmanagement in zehn Produktionsstätten in Indien,
Pakistan und der Türkei durchzuführen. EDEKA will 25
Produktionsstätten den Zugang zu einer Plattform mit praktischen
Hilfestellungen finanzieren, um so den innerbetrieblichen
Umweltschutz in der Produktion zu verbessern.
In 2019 müssen Unternehmen auch vorweisen, wie sie den Zugang zu
Abhilfe- und Beschwerdemechanismen in ihren Lieferketten fördern.
Darüber hinaus verpflichten sich die Mitglieder, die eigenen
Aktivitäten zur Nachhaltigkeit in der Lieferkette kontinuierlich zu
überwachen, Lieferanten nach Nachhaltigkeitskriterien auszuwählen und
Korruption zu bekämpfen.
Mengenziel für 2020 zu nachhaltiger Baumwolle fast erreicht
Ein wichtiger Erfolg wurde bei der nachhaltigen Baumwolle erzielt:
Von der gesamten Baumwollmenge, die Mitglieder verarbeiten, stammen
mittlerweile rund 10 Prozent aus Bio-Anbau und 22 Prozent aus anderen
als nachhaltig anerkannten Quellen. Damit ist das Ziel beinahe
erreicht, gemeinsam bis zum Jahr 2020 mindestens 35 Prozent
nachhaltige und Bio-Baumwolle einzusetzen.
"Wenn alle Bündnismitglieder - immerhin die Hälfte des deutschen
Textilmarktes - verbindliche Ziele anstreben, können wir viel
erreichen, zum Beispiel bei Löhnen und Arbeitnehmerrechten, bei der
Substitution von Chemikalien, beim Umwelt- und Ressourcenschutz sowie
bei der Förderung nachhaltiger Fasern", sagt Jürgen Janssen, Leiter
des Bündnissekretariats: "So leisten die Mitglieder einen Beitrag zur
Umsetzung des Nationalen Aktionsplans der Bundesregierung für
Wirtschaft und Menschenrechte und machen ihr Handeln gegenüber
Gesellschaft und Politik transparent."
Das Bündnis für nachhaltige Textilien
Das Bündnis für nachhaltige Textilien ist eine
Multi-Akteurs-Partnerschaft aus Unternehmen, Verbänden,
Nichtregierungsorganisationen, Gewerkschaften und
Standardorganisationen sowie der Bundesregierung. Die Akteure haben
sich 2014 auf Initiative von Bundesminister Dr. Gerd Müller
zusammengeschlossen, um gemeinsam Verbesserungen entlang der gesamten
Textil-Lieferkette durchzusetzen. Hierzu haben sie ambitionierte
soziale und ökologische Ziele vereinbart. Das Textilbündnis zielt
darauf ab, die sozialen und ökologischen Bedingungen in der
weltweiten Textilproduktion zu verbessern. Durch die Umsetzung von
Maßnahmenplänen bemühen sich die einzelnen Mitglieder, substanzielle
Verbesserungen entlang der globalen Textil-Lieferkette zu
ermöglichen. Dadurch kann das Bündnis eine Breitenwirkung erzielen.
Die konkrete Umsetzung dieser Maßnahmen wird in den
Fortschrittsberichten der Mitglieder dokumentiert. Aktuell hat das
Bündnis 120 Mitglieder, darunter sieben beratende, vier assoziierte
sowie drei neue Mitglieder, die im kommenden Jahr zum ersten Mal
Maßnahmenpläne einreichen und veröffentlichen müssen.
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Datum: 12.08.2019 - 12:00 Uhr
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