Gesundheits- und Beautybranche ist Hauptmieter großer Flächen -
Gastronomie und Textilhändler konzentrieren sich auf kleinere Ladenlokale
(ots) - Der deutsche Vermietungsmarkt für
Einzelhandelsimmobilien zeigt sich zum Halbjahr 2019 agiler als im
Vorjahreszeitraum. 572 Abschlüsse verzeichnete die Assetklasse in den
ersten sechs Monaten des Jahres - zehn Prozent mehr als im Vorjahr,
wie das Beratungsunternehmen für Immobilien JLL analysierte. Dabei
wurden rund 248.000 m² Fläche umgesetzt, was 10.000 m²
beziehungsweise vier Prozent über dem Vorjahr liegt. Der Grund für
diese Konstellation: Vor allem die zweitkleinste Größenkategorie 100
bis 250 m² war sehr gefragt. Hier waren die Bereiche
Gastronomie/Lebensmittel (58 Anmietungen) und Textilhändler (53)
besonders aktiv. Die beiden größten Kategorien über 1.000 m², einst
eine Domäne der Bekleidungsketten, dominieren hingegen nun die Nutzer
aus der Branche Gesundheit und Beauty mit insgesamt 17 Abschlüssen.
Dirk Wichner, Head of Retail Leasing JLL Germany: "Stärker denn je
zeigt sich, dass die Dynamik in der Einzelhandelsvermietung von
kleineren Flächen ausgeht, die für Konzepte mit einer exklusiven
Warenpräsentation leichter zu bespielen sind. Besonders große Flächen
werden für den jeweils städtischen Markt stetig schwerer zu
vermitteln, da auch die ehemals großflächigen Textilhändler
mittlerweile stärker auf kleinere Einheiten mit exklusivem
Kauferlebnis setzen. Vermehrt werden Flächen mit mehr als 1.000 m²
derzeit von expansiven Fitness-Studio-Ketten nachgefragt."
Die Dynamik des bundesweiten Trends spiegelt sich in den zehn
größten Metropolen hingegen nur teilweise wider. Hatte der Anteil der
Big 10 in den vergangenen drei Jahren zwischen 42 und 44 Prozent der
Dealanzahl betragen, waren es diesmal mit 208 Anmietungen nur 36
Prozent. Insgesamt setzten die Big 10 rund 90.000 m²
Einzelhandelsfläche im ersten Halbjahr um.
Das Gros entfiel dabei auf Berlin, das 26.000 m² bei 45
Abschlüssen erzielte - rund eine Drittel davon in innerstädtischen
Shopping Centern. In der Finanzmetropole Frankfurt mit 17.000 m²
entfallen rund 40 Prozent auf Shopping Center. Es folgt Hamburg mit
knapp 10.000 m², das wieder mehr Nachfrage auf dem Neuen Wall
verzeichnete, wo beispielsweise die französische Marke Isabel Marant
ihren ersten deutschen Standort eröffnen wird.
Das Mittelfeld um München und Köln (je 9.000 m²) präsentiert sich
solide auf der Höhe des jeweils eigenen Fünfjahresschnitts.
Düsseldorf gelingt es nach einem schwachen Jahresbeginn, Plätze gut
zu machen, indem Flächen im neuen Gastropavillon des Kö-Bogen II
vermietet werden. Einzig Stuttgart schwächelt, da hier in diesem Jahr
noch keine der verfügbaren Flächen mit mehr als 1.000 m² einen neuen
Nutzer gefunden hat.
Im Branchenvergleich hat Gastronomie/Food seine Spitzenposition
verteidigt - wenn auch knapp vor dem langjährigen Primus
Textilhandel. Mit 63.000 m² erzielte die Gastronomie 25 Prozent des
Flächenumsatzes. Entscheidenden Anteil an diesem erneuten Erfolg
hatten vor allem die Discounter Netto und Aldi, die zusammen elf
Anmietungen beisteuerten. Aber auch Rewe und Edeka expandierten in
die Innenstadtlagen.
Dahinter reiht sich die Textilbranche mit 56.000 m² und 23 Prozent
Umsatzanteil ein. Hier war es vor allem die Sparte Young Fashion, wo
die Marke Only acht sowie Olymp & Hades immerhin vier Ladenlokale
anmietete. Auch die Textildiscounter Ernsting''s Family (11 Filialen)
und TK Maxx (4) weiteten ihr Netzwerk im ersten Halbjahr erneut aus.
"Zwar gleicht die expansive Gastronomie die Zurückhaltung der
Textilhändler vielerorts aus. Doch letztlich ist nicht jede
Einzelhandelsfläche auch für einen gastronomischen Betrieb oder
Nahversorger geeignet", erklärt Wichner.
Einen starken dritten Platz belegt die Gesundheit/Beauty-Sparte,
indem sie ihren Anteil auf Jahressicht von zwölf auf 17 Prozent
ausbaut. Wichtigster Motor dieser Entwicklung ist die Drogeriekette
Müller, die zusammengenommen knapp 13.000 m² anmietet und damit 80
Prozent der seit einigen Jahren sehr expansiven Drogerieketten
ausmacht.
"Die Differenzierung der einzelnen Marktsegmente ist durch die
genaue Analyse der Neuanmietungen deutschlandweit möglich. Diese
Datenbasis ermöglicht es uns seit Jahren, Trends frühzeitig zu
erkennen und Auswirkungen auf den Immobilienmarkt sowie den
Einzelhandel zu analysieren. Entscheidend ist dabei, die
größtmögliche Menge an Anmietungen und Flächen unter die Lupe zu
nehmen. Im ersten Halbjahr sind das bei JLL knapp 250.000 m² allein
in der Einzelhandelsvermietung", unterstreicht Helge Scheunemann,
Head of JLL Research, die Bedeutung einer größtmöglichen Datenbasis.
Die Spitzenmieten in den Big 10 Standorten werden in diesem Jahr
weiterhin auf dem bisherigen Stand verharren. Doch je kleiner die
Städte werden, desto stärker ist ein Rückgang der Spitzenmiete zu
beobachten: In Großstädten zwischen 250.000 und einer halben Million
Einwohnern gingen sie im Schnitt um sechs Prozent zurück, in der
nächstkleineren Kategorie 100.000 bis 250.000 Einwohner sogar um acht
Prozent. Den stärksten durchschnittlichen Rückgang von rund neun
Prozent registrierten allerdings die kleineren Städte unter 100.000
Einwohnern.
Pressekontakt:
Peter Lausmann, Director Corporate Communications, Jones Lang LaSalle
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Datum: 26.07.2019 - 11:31 Uhr
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