Daseinsvorsorge statt Profitorientierung / Rudolf Henke, 1. Vorsitzender des Marburger Bundes, zur Studie "Neuordnung der Krankenhaus-Landschaft" der Bertelsmann-Stiftung
(ots) - Krankenhäuser sind keine Profitcenter, sondern Teil
der staatlichen Daseinsvorsorge. Planungsentscheidungen werden in den
Ländern getroffen und nicht am grünen Tisch der Bertelsmann-Stiftung.
Es lässt sich aus der Warte von Ökonomen leicht von Zentralisierung
und Kapazitätsabbau fabulieren, wenn dabei die Bedürfnisse gerade
älterer, immobiler Menschen unter den Tisch fallen, die auf eine
wohnortnahe stationäre Grundversorgung angewiesen sind.
Versorgungsprobleme werden nicht dadurch gelöst, dass pauschal
regionale, leicht zugängliche Versorgungskapazitäten ausgedünnt
werden.
Strukturelle Probleme, wie sie in der Notfallversorgung zu Tage
treten, sind längst erkannt, an Konzepten wird intensiv gearbeitet.
So hat der Marburger Bund erst jüngst gemeinsam mit der
Kassenärztlichen Bundesvereinigung ein Konzept zur Etablierung
gemeinsamer Anlaufstellen von Krankenhäusern und Bereitschaftspraxen
der niedergelassenen Ärzte vorgelegt.
Die Krankenhausversorgung als ein zentrales Element der
Daseinsfürsorge braucht zweifellos Steuerung. In erster Linie müssen
die Länder ihre Kompetenzen in der Planung wieder stärken. Dazu
bedarf es einer definierten Krankenhausplanung und aktiven Gestaltung
unter Beteiligung der jeweiligen Landesärztekammer. Der Fokus der
Krankenhausplanung muss auf einer versorgungs- und
qualitätsorientierten Gestaltung liegen. Dies erfordert:
- die Sicherstellung einer ausreichenden und qualifizierten
Personalbesetzung sowohl in der Grundversorgung als auch bei
zunehmender Spezialisierung;
- eine sektorenübergreifende Versorgungsplanung unter
Berücksichtigung regionaler Strukturen;
- die Sicherstellung von medizinischer Kompetenz in der Fläche,
auch durch Vernetzung und Verbünde;
- die Sicherstellung der finanziellen Mittel und rechtliche
Anpassungen für einen versorgungsgesteuerten Strukturwandel.
Um eine gute stationäre Versorgung sicherzustellen, sind deutlich
erhöhte Investitionen in Krankenhäuser für Umstrukturierungen, neue
Technologien und Digitalisierung notwendig. Dazu ist es dringend
erforderlich, dass die Länder ihrer Investitionsverpflichtung
vollumfänglich nachkommen. Für die Implementierung neuer digitaler
Technologien ist zusätzlich der Einsatz von Bundesmitteln
unabdingbar. Was wir nicht brauchen, ist eine weitere Zurichtung der
Krankenhauslandschaft im Sinne einer profitorientierten
Konzernbildung.
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Datum: 15.07.2019 - 12:17 Uhr
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