Studie deckt Menschenrechtsverletzungen auf indischen Teeplantagen auf
(ots) - Die aktuelle Studie der Rosa-Luxemburg-Stiftung
(RLS) "Edle Tees für Hungerlöhne" belegt elementare Verstöße gegen
Rechte von Teepflückerinnen im indischen Darjeeling. Obwohl die
Plantagen für den deutschen Markt produzieren, sind die Löhne so
niedrig, dass die Familien subventionierte Grundnahrungsmittel von
der Regierung benötigen. Mitverantwortlich ist der Preisdruck durch
deutsche Teehändler. Von dem hohen Ladenpreis der Edeltees aus
Darjeeling erhalten die Pflückerinnen lediglich zwischen 1,4 und 2,8
Prozent. Dabei sind die untersuchten Plantagen teilweise Fairtrade-
und Rainforest-Alliance zertifiziert. Deren Standards werden ebenso
verletzt wie die indischen Gesetze. Ein Lieferkettengesetz ist nötig,
um Teehändler zur Einhaltung menschenrechtlicher Sorgfalt in ihren
Zulieferketten zu verpflichten.
Auf den Teeplantagen in Darjeeling wird ein Lohn von umgerechnet
2,25 Euro pro Tag gezahlt. Einer indischen Regierungskommission
zufolge wäre das Doppelte nötig, um ein Leben in Würde zu
ermöglichen. "Unsere Untersuchungen haben gezeigt, dass in der Praxis
nicht einmal diese Hungerlöhne komplett ausgezahlt werden, wenn
vorgeschriebene Erntemengen von Pflückerinnen nicht erreicht werden",
sagt Agrarexperte und Autor der Studie, Benjamin Luig (RLS).
Auf den Plantagen pflücken ausschließlich Frauen. Sie haben keinen
Zugang zu elementarer Infrastruktur, wie geschützten Toiletten am
Arbeitsplatz. Zwar werden Unterkünfte für die Arbeiter*innen und ihre
Familien bereitgestellt, jedoch teils in mangelhaftem Zustand. Immer
wieder werden Löhne nicht komplett ausgezahlt. Im Februar 2019 war
das auf schätzungsweise jeder zweiten Plantage in Darjeeling der
Fall.
Deutsche Unternehmen wie die Ostfriesische Tee Gesellschaft (OTG),
Teekanne oder TeeGschwendner kaufen rund ein Viertel der jährlichen
Teeproduktion aus Darjeeling auf, insbesondere die frühen Ernten von
hoher Qualität. Meist verbleiben selbst bei den edlen Tees kaum mehr
als 20 Prozent bei dem Produzenten. "Während die Pflückerinnen in
Darjeeling von Mangelernährung berichten, erzielen ihre Tees im
deutschen Fachhandel absurde Preise von bis zu 30 Euro für 100
Gramm", berichtet Luig.
"Das Beispiel Darjeeling zeigt: Auf Teeplantagen sind die Lebens-
und Arbeitsbedingungen besonders prekär. Vor allem für solche
Risikosektoren muss es ein Lieferkettengesetz geben, das deutsche
Importeure zu menschenrechtlicher Sorgfalt entlang ihrer
Zulieferkette verpflichtet. Die Teehändler kennen die Situation auf
den Plantagen in Darjeeling genau. Da ist es nicht zu viel verlangt,
dass sie über konkrete Menschenrechtsprüfungen die Rechte der
Pflückerinnen respektieren, die ihren Umsatz erwirtschaften", fordert
Luig.
Zum Download der Studie "Edle Tees für Hungerlöhne. Teeexporte von
Darjeeling nach Deutschland" gelangen Sie hier:
www.rosalux.de/edle-tees.
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Datum: 09.07.2019 - 08:05 Uhr
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