Nicht nur auf der Fahrt in den Urlaub: Ablenkung ist Ursache für jeden dritten tödlichen Verkehrsunfall (FOTO)
(ots) -
- Expertenschätzungen zufolge fällt ein Fünftel der Fahrzeit auf
ablenkende Tätigkeiten.
- Auf langen Urlaubsfahrten steigt das Risiko für Ablenkung weiter
an.
- Die Ablenkung im Straßenverkehr ist, laut aktuellen Zahlen,
Ursache für jeden dritten tödlichen Verkehrsunfall.
- Die Smartphone-Nutzung während der Fahrt steht unter dem
Verdacht, Hauptursache für Unaufmerksamkeit zu sein. In der
öffentlichen Wahrnehmung überwiegt beispielsweise das Thema
Alkohol am Steuer.
Ablenkung am Steuer ist ein ernstzunehmendes Problem im
Straßenverkehr. Gegenwärtig ist bei jedem dritten tödlichen
Verkehrsunfall Ablenkung die Ursache. Insbesondere in den beginnenden
Sommerferien drängt sich die Unfallgefahr mehr als sonst in den
Vordergrund - Millionen Deutsche fahren mit Familie, Freunden und
voll gepacktem Auto in den Urlaub: viele Menschen im Auto, unbekannte
Strecken und Länder, dazu lange Fahrtzeiten. Die Gefahr abgelenkt zu
werden, steigt deutlich an.
DA Direkt weist darauf hin: "Unaufmerksamkeit durch Ablenkung hat
fatale Folgen. Verursacht man dadurch einen Unfall, kann man unter
Umständen den Versicherungsschutz verlieren. Das heißt, man muss für
etwaige Schäden oder für Verletzungen Dritter selber, mitunter auch
ein Leben lang, aufkommen", sagt Christian Scholz, DA Direkt
KFZ-Versicherungsexperte.
"Die Ablenkung am Steuer ist eine absolut unterschätzte
Unfallgefahr. Auch weil Ablenkung als Unfallursache für viele noch
nicht ins Bewusstsein gerückt ist. In der öffentlichen Wahrnehmung
überwiegt beispielsweise das Thema Alkohol am Steuer - dabei steigt
schon bei einer kurzen Unaufmerksamkeit des Fahrers das Unfallrisiko.
Ein Fünftel der Fahrzeit verläuft bei ablenkenden Tätigkeiten. Diesen
Trend beobachten Experten mit steigender Tendenz. Sie schätzen, dass
Ablenkung im Straßenverkehr bereits Ursache für jeden dritten
tödlichen Verkehrsunfall ist", so Scholz.
Zwei Sekunden Ablenkung bei 80km/h bedeuten 40 Meter Blindflug
Bereits wenige Sekunden Ablenkung haben starke negative Auswirkung
auf die Konzentration am Steuer. Bei Tempo 80 legen Autofahrer in
zwei Sekunden mehr als 40 Meter Wegstrecke zurück. Fünf Sekunden bei
100Km/h bedeuten weit mehr als 130 Meter Blindfahrt.
In 2018 starben in Deutschland 3.265 Menschen bei Unfällen im
Straßenverkehr. Man geht davon aus, dass jährlich rund 500
Verkehrstote durch Ablenkung und Unaufmerksamkeit verursacht werden.
Praxisbeispiele belegen die unendlichen Möglichkeiten, sich beim
Autofahren ablenken zu lassen: Kleine Streitigkeiten mit dem
Beifahrer über die Navigation zum richtigen Ferienziel, der
schweifende Blick in die Landschaft, in der man gerade ist oder der
mittlerweile routinierte Griff zum Smartphone, um die eigenen
Social-Media Kanäle zu checken.
Es sind die scheinbar harmlosen Dinge, die Autofahrer während der
Fahrt machen, diese sorgen aber oft für Unaufmerksamkeit und
Ablenkung. Die Folge: ein stark gesteigertes Unfallrisiko. Die Zahl
der Ablenkungsimpulse wird unterschätzt, Nebentätigkeiten gelten für
viele als Routine. Sie verkennen die davon ausgehende Gefahr. Egal ob
man isst oder trinkt, Gegenstände umräumt oder sich um das quengelnde
Kind auf der Rückbank kümmert.
Smartphone-Nutzung verantwortlich für steigende Anzahl schwerer
Verkehrsunfälle
Grundsätzlich gilt: Das Telefonieren mit dem Smartphone am Ohr ist
verboten. Ist das Smartphone oder das Navigationssystem in einer
entsprechenden Halterung montiert, heißt es im aktuellen
Gesetzestext, darf der Blick des Fahrers nur kurz auf dem Gerät
verweilen, soweit es die Straßen-, Verkehrs-, Sicht- und
Wetterverhältnisse erlauben. Die entsprechende Gesetzesneuregelung in
2017 hat das Bußgeld für Telefonieren am Steuer zudem von 60 auf 100
EUR erhöht. Zusätzlich gibt es einen Punkt in Flensburg. Geraten
andere Verkehrsteilnehmer in Mitleidenschaft, zum Beispiel, weil der
telefonierende Fahrer Schlangenlinien fährt, erhöht sich das Bußgeld
auf 150 EUR. Ein wichtiges Signal für mehr Verkehrssicherheit.
Dennoch gilt das Smartphone unter Experten als verantwortlich für die
steigende Anzahl schwerer Verkehrsunfälle. Die Smartphone-Nutzung
während der Fahrt steht unter dem Verdacht, Hauptursache für
Unaufmerksamkeit zu sein.
Irrglaube, der Mensch sei multitaskingfähig
Im Auftrag von DA Direkt begleitet Fahrsicherheits-Expertin
Dipl.-Psych. Lisa Falkenberg, die Verkehrssicherheits-Initiative. Sie
ergänzt die praktische Perspektive mit wichtigen Erfahrungswerten und
nützlicher Theorie aus ihrem Traineralltag.
"Das Reaktionsvermögen von Menschen verschlechtert sich drastisch,
sobald sie versuchen, mehrere Dinge gleichzeitig zu tun", sagt Lisa
Falkenberg. "Auch wenn wir manchmal den Eindruck haben, mehrere
Handlungen gleichzeitig mit hoher Aufmerksamkeit verfolgen zu können,
springt unsere Aufmerksamkeit tatsächlich ständig zwischen beiden
Tätigkeiten hin und her. Wir teilen also die Aufmerksamkeit. Dabei
sinkt die Leistung in jeder Einzeltätigkeit."
"Untersuchungen zeigen, dass Testpersonen im Stadtverkehr beim
Telefonieren bis zu zehnmal häufiger Lenkkorrekturen ausführen
müssen, um auf dem rechten Weg zu bleiben. Je schwieriger das
Telefonat wurde, je weniger wurde in den Rückspiegel geschaut", so
Falkenberg weiter.
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Datum: 04.07.2019 - 09:42 Uhr
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