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Das Erste / Weltspiegel - Auslandskorrespondenten berichten / Am Sonntag, 30. Juni 2019, 19:20 Uhr vom BR im Ersten

ID: 1732758


(ots) - Moderation: Natalie Amiri

Geplante Themen:

Europäische Union: Machtkampf in Brüssel / Sondergipfel an diesem
Sonntag, 30. Juni, in Brüssel. Das Europaparlament will unbedingt das
Prinzip der Spitzenkandidaten durchsetzen: nur ein Kandidat, der sich
den Wählern im Wahlkampf gestellt hat, könne auch Präsident der
EU-Kommission werden. Die Staats-und Regierungschefs dagegen wollen
ihren Einfluss über die wichtige Personalie und damit die Europäische
Kommission behalten. Noch nie war ein Auswahlprozess so kompliziert,
denn sowohl im Parlament wie im Rat sind sie sich uneinig. Es ist ein
Machtkampf der Institutionen und Mitgliedstaaten und der Ausgang
völlig offen. Steht Europa an der Schwelle zu einer neuen Krise der
Institutionen? (Autor: Michael Grytz, ARD Brüssel)

Hongkong: Die letzten Briefeschreiber / Im Jademarkt in Hongkong
sitzen immer noch "Briefeschreiber" in ihren alten Bretterbuden vor
ihren Schreibmaschinen: Chen Kau ist heute 76 Jahre alt, er ist einer
der letzten Briefeschreiber von Hongkong. Als die Stadt noch
britische Kronkolonie war, gingen in den 60er und 70er Jahren über
300 Menschen diesem Beruf nach: Die Stadt war voller Flüchtlinge vom
Festland; viele hatten keine gute Schulbildung genossen. Sie wollten
ihren Angehörigen Nachrichten zukommen lassen. Und Briefe an Behörden
mussten auf Englisch verfasst werden. Deshalb wurden Chen Kau und
seine Kollegen dringend gebraucht. Heute kommen eher selten Anfragen
für Briefe, meist geht es dann um Anträge. Geld verdienen die
Briefeschreiber vor allem mit Steuererklärungen für kleine Läden.
Über die Massenproteste der vergangenen Wochen reden sie jetzt viel
und sorgen sich um die Stabilität in der Stadt. Am 1. Juli wird es
wieder Demonstrationen geben. Eigentlich wird der Übergabe Hongkongs
an Peking gedacht. Doch vor allem junge Hongkonger wollen für mehr




Freiheitsrechte protestieren. (Autor: Mario Schmidt, ARD Peking)

Brasilien: Landkonflikte durch Soja-Boom / Die Familie von Osalina
Rosalina siedelt seit mehr als 200 Jahren im Cerrado. Jetzt hat sie
Angst, dass sie vertrieben werden könnten: "Früher lebten wir ruhig,
aber das ist vorbei." Neben dem Dorf von Osalina hat der benachbarte
Soja-Unternehmer seit Kurzem einen Elektrozaun gespannt und
bewaffnete Wachen aufgestellt. Dadurch können die Kleinbauern ihr
Vieh nicht mehr wie seit Generationen frei weiden lassen. Die
Soja-Unternehmer versuchen, die Produktion hochzufahren, um die
Nachfrage nach Soja in China und in Europa zu bedienen. Brasilien,
Exportweltmeister bei der proteinhaltigen Bohne, liefert sein Soja
vor allem als Futtermittel, auch für die europäische Viehzucht. Die
Folgen des Soja-Booms spüren Kleinbauern in Brasilien am eigenen
Leib. Und selbst während der "Weltspiegel"-Dreharbeiten stürmten
bewaffnete Militärpolizisten das Grundstück eines Kleinbauern.
(Autor: Matthias Ebert, ARD Rio de Janeiro) - Dieser Beitrag steht
akkreditierten Journalisten im Vorführraum des Ersten zur Ansicht zur
Verfügung.

Dazu der Podcast "Weltspiegel-Thema": Soja-Boom - Fluch oder
Segen? Brasilien wurde unter seinem neuen Präsidenten zum größten
Soja-Exporteur der Welt. Für den Anbau der Bohne werden immer mehr
Urwälder abgeholzt. Umweltverbände fordern in Deutschland,
Unternehmen auf nachhaltige Lieferketten zu verpflichten. Doch für
den hohen Fleischkonsum wird viel Futter für Tiere benötigt. Und das
besteht vor allem aus Soja. Einschätzungen des ARD-Korrespondenten in
Rio Matthias Ebert und des SWR-Umweltexperten Werner Eckert.

Libanon: Müllsammeln per App / Libanon taumelt von einer Müllkrise
in die nächste. Der meiste Dreck landet auf wilden Müllkippen oder -
schlimmer noch - im Mittelmeer. Recycling ist für die überwiegende
Mehrheit der Libanesen ein Fremdwort. Die Recyclingquote liegt unter
zehn Prozent. Das muss sich ändern, haben sich ein paar junge Leute
gesagt und eine App entwickelt, durch die man fingerleicht eine
Abholung des verwertbaren Mülls anfordern kann. Bequemer geht es
eigentlich nicht, denn der Müllabholer kommt direkt vor die Haustür.
Damit wandert Plastik dorthin, wo es hingehört: in die
Recyclingfabrik. (Autor: Alexander Stenzel, ARD Kairo)

Katar: Wirtschaftsboom durch Embargo / Für den gasreichen
Zwergstaat am Golf war es ein Schock, als Saudi-Arabien, die Emirate
und andere Nachbarländer vor zwei Jahren eine Blockade über Katar
verhängten: Land-, Luft- und Seewege waren von heute auf morgen
gesperrt, den Scheichs am Golf drohte der Kollaps. Heute zeigt sich,
dass es ein heilsamer Schock war und Katar seither aufgeblüht ist.
Der Emir setzte auf Selbstversorgung, investierte Milliarden in
Landwirtschaft und Hühnerzucht auf Wüstensand mit Kühlanlagen und
reichlich High-Tech. Die Blockade hat Katar offenbar nicht
geschwächt, sondern zu einem unverhofften Boom verholfen. (Autor:
Daniel Hechler, ARD Kairo)

Redaktion: Brigitte Abold

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