Westfalen-Blatt: Kommentar zu Trump
(ots) - Erst schien es unvorstellbar, dass sich Donald
Trump (73) bei den Republikanern durchsetzen und
US-Präsidentschaftskandidat werden würde. Dann schien es
ausgeschlossen, dass er US-Präsident werden könnte. Und jetzt, nach
zweieinhalb Jahren im Weißen Haus, stehen seine Chancen, eine zweite
Amtszeit zu bekommen, zumindest nicht schlecht. Doch Trump wird
nervös. Einige Umfragen sehen ihn relativ klar hinter den beiden
Demokraten Joe Biden (76) und Bernie Sanders (77). Auch deswegen hat
er seine Kampagne zur Wiederwahl 16 Monate vor der Abstimmung im
Herbst 2020 jetzt schon begonnen. Trump macht nun, was er am besten
kann: Er liefert seinen Anhängern laute Wahlkampfshows mit wüsten
Angriffen auf seine Gegner und gewagten Versprechen. Dass dabei immer
noch Hillary Clinton die größte Hassperson ist, deckt seine größte
Schwäche auf: Der US-Präsident muss eine Agenda für die Zeit von 2020
bis 2024 finden. Bislang kann er gute Wirtschaftsdaten für sich
reklamieren. Manches deutet jedoch darauf hin, dass sich die Lage
eintrüben könnte. Der Handelsstreit mit China birgt eine enorme
Gefahr, weil China größter Gläubiger der Vereinigten Staaten ist und
US-Staatsanleihen in einem Volumen von 1,11 Billionen Dollar hält.
Seit einigen Monaten verkauft China diese US-Anleihen in
nennenswertem Umfang. Die Absicht ist klar: Wenn Anlegern
Kursverluste drohen, müsste das US-Finanzministerium höhere Zinsen
anbieten, um den defizitären Staatshaushalt im Griff zu behalten. Das
kostet. Mit diesem Drohszenario erhöht China den Druck im Zollstreit.
Trump wird wohl nachgeben müssen. Während der Präsident damit
begonnen hat, seine Stammwähler frühzeitig noch enger an sich zu
binden, steht den Demokraten der interne Kampf um die
Präsidentschaftskandidatur erst noch bevor. 23 Frauen und Männer
bewerben sich, werden sich über einen langen Zeitraum aufreiben und
viel Geld verbrauchen, das im entscheidenden Rennen gegen Trump
fehlen könnte. Die Demokraten wären gut beraten, wenn sie den Kreis
der Bewerber zügig auf die Personen mit realistischen Aussichten
beschränken würden. Dazu gehören trotz ihres Alters, aber wegen ihres
Bekanntheitsgrades auch Bernie Sanders und Ex-Vizepräsident Joe
Biden. Welcher Demokrat die besten Chancen hätte, Trump zu besiegen?
Politikberater sagen: ein junger weißer Mann aus einem US-Südstaat.
Sie meinen: Beto O''Rourke (46) aus Texas. Wie dem auch sei: Für viele
Europäer ist es unvorstellbar, dass ein frauenfeindlicher Egomane wie
Trump wiedergewählt werden könnte.
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Datum: 19.06.2019 - 21:00 Uhr
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