EsRAM-Projekt stellt Forschung zu Antibiotikaresistenzen vor:
Vielversprechende Erkenntnisse - und Forderungen an Politik
(ots) - Wie kann es gelingen, das Auftreten
antibiotikaresistenter Erreger in der gesamten Erzeugungskette von
Hähnchenfleisch bestmöglich zu reduzieren? Dieser Kernfrage hat sich
der EsRAM*-Forschungsverbund unter wissenschaftlicher Leitung der
Freien Universität Berlin und mit dem Zentralverband der Deutschen
Geflügelwirtschaft e.V. (ZDG) als Hauptwirtschaftspartner in den
vergangenen drei Jahren angenommen (*EsRAM steht für Entwicklung
stufenübergreifender Reduktionsmaßnahmen für Antibiotikaresistente
Erreger beim Mastgeflügel). Beim Abschluss-Symposium in Berlin haben
die Wissenschaftler jetzt vor rund 150 Gästen ihre innovativen und
praxisorientierten Ergebnisse vorgestellt und Handlungsoptionen für
die Zukunft diskutiert.
"Die Reduzierung von Antibiotikaresistenzen ist enorm wichtig -
für die Veterinärmedizin ebenso wie für die Humanmedizin. Wir als
deutsche Geflügelwirtschaft wollen hier einen aktiven und wichtigen
Beitrag leisten", begründet ZDG-Präsident Friedrich-Otto Ripke das
intensive Engagement der Geflügelwirtschaft in diesem
Forschungsprojekt. In sieben Arbeitspaketen hat EsRAM jedes Glied der
Erzeugungskette von Hähnchenfleisch untersucht, immer auf der Suche
nach Lösungen, das Vorkommen und die Übertragung
antibiotikaresistenter Keime wie MRSA und ESBL-bildender E. coli zu
reduzieren. Die wissenschaftliche Leitung des Projekts liegt bei
Prof. Dr. Uwe Rösler vom Institut für Tier- und Umwelthygiene der
Freien Universität Berlin. Er schildert den ganzheitlichen Ansatz des
vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft mit rund 2,5
Millionen Euro geförderten Vorhabens: "Wir haben stufenübergreifend
geforscht - von der Ebene der Brütereien über die Mast bis hin zur
Schlachtung und Verarbeitung. Und das Projekt hat in jedem Bereich
wichtige Erkenntnisse hervorgebracht, die in praxisnahe, effektive
Maßnahmen umgesetzt werden können."
Besonders vielversprechende Erkenntnisse hat EsRAM vor allem im
prophylaktischen Einsatz sogenannter "Competitive Exclusion"-Kulturen
(CE) an Küken hervorgebracht. Die Forscher haben gezeigt, dass mit
diesem Verfahren die Besiedlung des Darms mit antibiotikaresistenten
Keimen entscheidend vermindert werden kann und eine stabile
Tiergesundheit durch signifikant verbesserte Abwehrkräfte im Darm
gesichert ist. Das Problem aber: Die Rechtsgrundlage in Deutschland
lässt den Einsatz von CE-Kulturen aktuell nicht zu. "Wir brauchen
dringend eine gesellschaftlich-politische Diskussion über effektive
und zielführende Verfahren, die in Deutschland noch nicht zugelassen
sind", forderten sowohl ZDG-Präsident Ripke als auch EsRAM-Leiter
Prof. Rösler mehrmals im Verlauf des EsRAM-Abschluss-Symposiums.
Gute Nachrichten hat EsRAM zur Ausbringung von Geflügelmist auf
landwirtschaftliche Flächen: Die Forscher haben festgestellt, dass
bei sachgerechter Lagerung, Kompostierung oder Fermentierung des
Geflügelmistes keine nennenswerten Mengen resistenter Keime
verbreitet werden. Und, auch dies ein unerwartetes Ergebnis: Faktoren
wie Besatzdichte oder Rasse und Mastdauer spielen für die
Kolonisierung der Hähnchen mit MRSA und ESBL-bildenden E. coli nur
eine untergeordnete Rolle. Weitere EsRAM-Teilprojekte befassten sich
unter anderem mit der Brutei-Desinfektion, dem Einsatz von Probiotika
sowie weiteren Maßnahmen auf Ebene von Mast, Schlachtung und
Verarbeitung.
Die vielversprechenden Ansätze der Forschungen diskutierten
EsRAM-Leiter Prof. Rösler und ZDG-Präsident Ripke bei der
abschließenden Podiumsdiskussion mit Gitta Connemann MdB, der
stellvertretenden Vorsitzenden der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, und
Prof. Dr. Karsten Nöckler vom Bundesinstitut für Risikobewertung
(BfR). "EsRAM zu initiieren, war schon eine Heldentat", lobte Gitta
Connemann ausdrücklich das Engagement der Geflügelwirtschaft und den
ganzheitlichen Forschungsansatz. "Beispielhaft, außergewöhnlich und
bislang einmalig in Deutschland" sei der bewusst auf die gesamte
Erzeugungskette gerichtete Blick des Forschungsprojektes, "eine
exzellente Investition, um den Blick der Politik zu schärfen", die
beim Thema Antibiotikaeinsatz und -resistenzen bislang nahezu
ausschließlich einen quantitativen Ansatz verfolge. "Wo müssen wir
Türen öffnen?", fragte Connemann auch selbstkritisch in Richtung
Politik - befürchtete aber zugleich, dass die Zulassung der
CE-Kulturen "ein dickes Brett" sein werde. Für das BfR betont auch
Prof. Dr. Karsten Nöckler die Notwendigkeit, hier
gesamtgesellschaftlich zu Lösungen zu kommen: "Mit EsRAM haben wir
Alternativen entwickelt, um Resistenzen signifikant zu reduzieren",
betonte er. "Jetzt müssen wir gemeinsam daran arbeiten, um die Frage
der Zulassung erfolgreich zu klären."
Wie geht es nach den wertvollen Erkenntnissen durch das
EsRAM-Projekt jetzt weiter? Für die deutsche Geflügelwirtschaft
kündigte ZDG-Präsident Ripke an, zur konkreten Umsetzung der
EsRAM-Erkenntnisse in die Praxis eine ZDG-Fachgruppe zur Erarbeitung
eines Aktionsplans einzurichten: "Wir sind dankbar für die wichtigen
Ergebnisse, die EsRAM hervorgebracht hat, und tun alles uns Mögliche,
um diesen Erkenntnisgewinn in die Praxis umzusetzen. Bis Ende dieses
Jahres werden wir praktikable Lösungen erarbeitet haben."
Weitere Informationen zum EsRAM-Projekt:
Ein Kurzfilm zu den Inhalten des EsRAM-Verbundforschungsvorhabens
und der Abstract-Band zu den Ergebnissen der einzelnen
EsRAM-Teilprojekte stehen online zur Verfügung:
www.esram-symposium.de
Pressekontakt:
ZDG Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft e. V.
Christiane von Alemann
Claire-Waldoff-Str. 7 | 10117 Berlin
Tel. 030 288831-40 | Fax 030 288831-50
E-Mail: c.von-alemann(at)zdg-online.de | Internet: www.zdg-online.de
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Datum: 18.06.2019 - 15:21 Uhr
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