Mehr- statt eingleisig: VDI und VDE fordern gleichberechtigte Förderung von Brennstoffzellen- und Batteriefahrzeugen / Verbände kritisieren einseitige Konzentrierung auf Batteriefahrzeuge
(ots) - Elektromobilität leistet einen wichtigen
Beitrag zur Erreichung der umwelt- und klimapolitischen Ziele des
Pariser Übereinkommens. Aus Sicht des VDI und des VDE konzentriert
sich die jetzige Diskussion jedoch zu sehr auf Batteriefahrzeuge.
Diese alleine genügen nicht, um die energie- und umweltpolitischen
Ziele der Bundesregierung zu erreichen. Die neue VDI/VDE-Studie
"Brennstoffzellen- und Batteriefahrzeuge" zeigt, dass
brennstoffzellenbasierte Elektromobilität nicht nur einen bedeutsamen
Schritt zur Reduzierung der Emissionen von Treibhausgasen leistet,
sondern noch dazu weitaus einfacher umzusetzen ist.
"Brennstoffzellenfahrzeuge sind ein notwendiges Element für die
E-Mobilität von morgen. Der Treibstoff Wasserstoff lässt sich
flexibel aus erneuerbaren Energien herstellen, speichern und
transportieren", sagt Martin Pokojski, Vorsitzender des
VDI/VDE-Fachausschusses "Wasserstoff und Brennstoffzellen". Er ist
Mitautor der Studie, die die beiden Technologien nach relevanten
technischen, ökologischen und wirtschaftlichen Aspekten bewertet.
Anstatt nur eine Technologie zu fördern, sollten Politik und
Wirtschaft vielmehr auf beide Systeme setzen.
Vorteil Brennstoffzelle
Gegenüber Batteriefahrzeugen (BEV) punkten
Brennstoffzellenfahrzeuge (FCEV) mit mehreren Vorteilen: Sie erzielen
erheblich leichter und kosteneffizienter große Reichweiten, ihre
Betankungszeiten sind mit dem heutigen Standard für Benzin oder
Diesel vergleichbar und wesentlich höhere Nutzlasten sind möglich.
"Ein Vorteil der Wasserstofftechnologie ist auch ihre leichtere
Umsetzung, da vorhandene Strukturen genutzt werden können und
bestehende Tankstellen sich entsprechend erweitern lassen", erklärt
Dr. Andreas Schamel, Co-Autor der VDI/VDE-Studie. Schamel weiter:
"Die Infrastrukturinvestitionen sind für BEV bei einer geringen
Marktdurchdringung zwar geringer als für FCEV. Aber das Bild dreht
sich bei einer größeren Marktdurchdringung. Daher könnte eine
Mischung beider Systeme - BEV für die kürzeren Strecken und FCEV für
Langstrecken - ein Kostenoptimum ergeben."
Ohne erneuerbare Energien keine CO2-Reduktion
Die gewünschte Reduktion der CO2-Emissionen wird jedoch nur
erzielt, wenn der Strom für das Laden der Batterie und die Produktion
des Wasserstoffs aus regenerativen Quellen stammt. Prof. Dr. Angelika
Heinzel vom Zentrum für Brennstoffzellen Technik in Duisburg und
ebenfalls Mitautorin der VDI/VDE-Studie: "Zudem ist es relevant, wie
die Rohstoffe gewonnen und die Batterien und Brennstoffzellen
hergestellt werden. Sorgfältige Analysen des Energieverbrauchs und
der CO2-Emissionen im gesamten Lebenszyklus und eine Erhöhung der
Recyclingquote sind ebenfalls unabdingbar. Beide Technologien
benötigen Rohstoffe, die nicht unbegrenzt zur Verfügung stehen."
Wettbewerbsvorteil durch Brennstoffzelle
Neben der energetischen Effizienz des Antriebsstrangs und dem
Rohstoffbedarf der Batterie und der Brennstoffzelle hat Heinzel
speziell den Ressourcen- und Flächenverbrauch für die benötigten
Infrastrukturen - wie Stromtrassen und Ladesäulen, Gaspipelines und
Wasserstofftankstellen - im Blick. "Beide Technologien werden in
Zukunft in Segmenten des Mobilitätssektors eingeführt: Die
Brennstoffzellenfahrzeuge zunächst bei Flottenfahrzeugen und
Fahrzeugen mit großer Reichweite. Im Gegensatz zur Batteriefertigung
muss die Brennstoffzelle die Hürde zur Serienfertigung noch nehmen,
was eine große Chance für deutsche Hersteller sein kann."
Anreizsysteme und Infrastrukturaufbau notwendig
Die Autoren der Studie sind sich einig: Die Bundesregierung muss
schnellstens gleichermaßen für Brennstoffzellen- und
Batteriefahrzeuge Anreizsysteme schaffen und Infrastrukturen
aufbauen. "Hierzu zählt die Forcierung des Markthochlaufs von
E-Fahrzeugen durch die Umstellung von Fahrzeugflotten, der Ausbau der
Wasserstoffinfrastruktur durch Realisierung der bundesweit
einheitlich geplanten 400 Wasserstofftankstellen sowie die
Einbeziehung des Energieträgers Wasserstoff in die
sektorübergreifende Langzeitstrategie für eine sichere
Energieversorgung. Und nicht zuletzt für unsere Wettbewerbsfähigkeit
brauchen wir in Deutschland einen zeitnahen Aufbau von
Produktionseinrichtungen für Brennstoffzellen und Batterien. Hierfür
muss die Politik geeignete Rahmenbedingungen schaffen", ist sich
Pokojski sicher.
Der VDI - Sprecher, Gestalter, Netzwerker
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Datum: 07.06.2019 - 10:15 Uhr
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