Vom Nachahmer zum Vorreiter / Chinas 5G-Ambitionen durch US-Streit und Cyberrisiken gebremst
(ots) - China ist mit seiner Strategie für die
Mobilfunktechnik 5G bislang durchaus erfolgreich. "China hat sich
schnell zu einem großen Player in der 5G-Technologie entwickelt, ist
aber nach wie vor auf Importe von hochwertigen Komponenten
angewiesen. Damit ist der Sektor protektionistischen Bedrohungen
ausgesetzt", sagt Pauline Weil, Economist beim internationalen
Kreditversicherer Coface in Hongkong. "Darüber hinaus wird der
Einsatz von 5G-Netzen durch chinesische Unternehmen in vielen
Empfängerländern als Sicherheitsrisiko wahrgenommen."
Nachdem die chinesische Regierung im Zeitalter von 3G und 4G noch
Rückstand aufholen musste, hat sie früh besonderes Augenmerk auf die
Entwicklung der 5G-Technologie gelegt. Eine seit 2014 arbeitende
Fördergruppe soll alle Akteure der Branche zusammenzubringen,
Synergien schaffen und die Zusammenarbeit verbessern. Sie hat auch
Investitionen in diesem Sektor unterstützt. Ziel ist es, dass die
heimische Chipindustrie von 65 Milliarden US-Dollar im Jahr 2016 bis
2030 auf über 300 Milliarden Dollar wächst.
In diesem unterstützenden politischen Rahmen konnten chinesische
Unternehmen die Forschung und Entwicklung im privaten Sektor schnell
steigern. Es wird geschätzt, dass 40 Prozent der Patente für die
aktuellen 5G-Netzwerkstandards von chinesischen Unternehmen stammen.
Huawei ist weltweit führend bei Netzwerkinfrastrukturen und hält
derzeit 29 Prozent dieses Marktes. Darüber hinaus wird erwartet, dass
5G einen Zyklus auslöst, in dem Smartphones ausgetauscht werden. Drei
der fünf weltweit führenden Anbieter sind Chinesen: Huawei, Xiaomi
und Oppo. Laut der China Academy of Information and Communications
Technology (CAICT) könnte der 5G-Markt 3,2 Prozent des chinesischen
BIP ausmachen, was bis 2025 166 Milliarden US-Dollar entspräche.
Chinas 5G-Ambitionen stehen vor Problemen. Im sich ausbreitenden
Handelsstreit mit den USA spielen Zölle auf Elektronik eine große
Rolle. 51 Prozent der chinesischen Importe im Wert von 200 Milliarden
US-Dollar, auf die 25 Prozent Zoll erhoben werden, sind
Elektronikwaren, davon 23,5 Prozent Mobiltelefone. Die US-Zölle
verschlechtern also die Handelsbedingungen für chinesische Exporte
gegenüber ihrem größten Markt. Dies motiviert US-Unternehmen und
Verbraucher, die Nachfrage weg von China zu diversifizieren. Außerdem
sind chinesische 5G-Technologiefirmen nach wie vor auf den Import von
Schlüsselkomponenten angewiesen. Dadurch sind sie
Supply-Chain-Risiken ausgesetzt. Die US-Maßnahmen dürften zu großen
Störungen in der Lieferkette von Huawei führen, da 2018 rund 16
Prozent der Komponenten von US-Unternehmen stammen.
Auch Cybersicherheit spielt eine Rolle. Der Einsatz von 5G-Netzen
durch chinesische Unternehmen wird von vielen potenziellen
Empfängerländern als Sicherheitsrisiko wahrgenommen. Eine Reihe von
Ländern, angeführt von den USA, argumentieren, dass die Nutzung der
5G-Netzwerkinfrastruktur von Huawei eine Bedrohung darstellt, da die
chinesische Regierung durch Hintertüren Zugang zu sensiblen Daten
über ausländische Unternehmen und Verbraucher bekommen könnte. Die
Erfüllung von Sicherheits- und Transparenzgarantien ist eine große
Herausforderung für Huawei und alle chinesischen
Technologieunternehmen.
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Datum: 05.06.2019 - 13:32 Uhr
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