Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur Debatte um Klimaschutz
(ots) - Die in Deutschland so viel kritisierte Angela
Merkel wird wegen ihrer hervorragenden Rede an der
US-Eliteuniversität Harvard frenetisch gefeiert, eine taumelnde SPD
weiß nicht, ob und wie es mit Andrea Nahles und insgesamt mit ihrer
Volkspartei weitergeht, und ein einziges Youtube-Video reicht, um
die CDU in Schockstarre zu versetzen. Den politischen Nachrichten
fehlt es ganz gewiss nicht an Brisanz. Die Beispiele und insbesondere
die Europawahl zeigen, dass sich einiges verändert hat in
Deutschland. Nichts ist mehr selbstverständlich. Einfach so
weitermachen wie bisher - das funktioniert nicht mehr. Ein Beispiel
dafür ist auch der Umwelt- und Klimaschutz. Es ist gut, dass die
Debatte weitergeht, aber sie müsste anders, ehrlicher geführt
werden. Dass den Menschen Pflanzen, Tiere, sauberes Wasser und
frische Luft sehr wertvoll sind, ist unstrittig. Wie könnte es auch
anders sein? Und richtig ist auch: Die Müllmengen, die täglich von
der Industrie und jedem einzelnen produziert werden, sind zu groß.
Und wer außer den Mineralölherstellern hätte etwas dagegen, wenn wir
bald mit bezahlbaren Elektroautos durch die Gegend führen und es
genügend Aufladestationen gäbe? Sind die Autos dann auch noch
reichweitenstark, ja dann wäre die Welt - zumindest in Deutschland -
doch in allerbester Ordnung. Doch so einfach ist es nicht. Es wäre
töricht, das Riesenthema Umwelt- und Klimaschutz so oberflächlich
und undifferenziert zu betrachten, wenn man es wirklich ernst meint.
Erstens endet die Welt nicht an den Grenzen der Bundesrepublik und
zweitens müssen wir uns in der Debatte diese Fragen stellen: Was ist
uns die Umwelt wirklich wert? Was wollen wir dafür bezahlen? Was
wollen wir dafür tun? Und was sind wir bereit zu opfern? Ganz gleich,
ob die »Fridays for future«-Demonstrationen eine große Inszenierung
sind oder sie tatsächlich das Zeug dazu haben, auch langfristig und
nachhaltig Veränderungen herbeizuführen: Fakt ist, dass ein prima
Klima nicht auf Knopfdruck entstehen kann und sehr viel Geld kostet.
Effektiver Klimaschutz wird ohne Verbote und Regeln nicht
funktionieren. Allein mit einem »grünen Zeitgeist«, wie er in
Deutschland wahrzunehmen ist, wird es nicht gehen. Wir müssten bis
2030 die Verbrennung der Kohle beenden, den größten Teil fossiler
Energieträger im Boden lassen, unsere Flug- und Schiffsreisen
reduzieren, weniger Plastik verwenden und unser Mobilitätsverhalten
ändern. Die Politik wäre gefordert, den Rahmen vorzugeben, mit
Regeln, Grenzwerten und Mindeststandards, Ge- und Verboten. Aber
wollen wir das in letzter Konsequenz? Wir müssen uns fragen, wie wir
künftig leben wollen. Eine gute Gelegenheit dazu bietet der
Internationale Tag der Umwelt am kommenden Mittwoch. Denken Sie mal
drüber nach!
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Datum: 31.05.2019 - 20:00 Uhr
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