INSIGHT Health blickt auf den HIV-Arzneimittelmarkt: Weniger HIV-Arzneimittelkosten trotz steigender Patientenzahlen
(ots) - Durch die hohe Überlebensrate HIV-Infizierter
steigt die Zahl der Patienten in Deutschland stetig. Dennoch werden
immer weniger Tabletten verordnet, entsprechend sinken die
Arzneimittelkosten. INSIGHT Health analysiert, welche
Arzneimittelgruppen von diesem Trend profitieren und wie sich der
HIV-Arzneimittelmarkt zukünftig entwickeln könnte.
Dank der modernen Medizinforschung ist eine HIV-Infektion heute
gut behandelbar: Die rund 2.700 Neuinfizierten, die es jedes Jahr in
Deutschland gibt, haben bei einer guten Lebensqualität eine kaum
verringerte Lebenserwartung. Daher steigt die Gesamtzahl deutscher
HIV-Infizierten seit Jahren fortlaufend an und liegt derzeit bei über
85.000 Personen.
Trotz dieser Entwicklung sinken die Arzneimittelabsätze im
HIV-Markt seit 2013 kontinuierlich von 54 auf 46 Millionen Tabletten
im Jahr 2018. Auch der Umsatz des HIV-Marktes mit -1,8 Prozent
Wachstum ist rückläufig - entgegen dem Trend steigender Umsätze im
deutschen Apothekenmarkt gesamt.
Grund für die sinkende Zahl der abgegebenen Tabletten im
HIV-Arzneimittelmarkt sind die Kombinationsprodukte, welche immer
häufiger die Monotherapien ersetzen. Aktuell greift die
antiretrovirale Therapie in Deutschland auf rund 110 Arzneimittel
zurück. Diese basieren auf 28 Substanzen, die einzeln oder in
verschiedenen Kombinationen mit bis zu vier Wirkstoffen erhältlich
sind. Wegen der hohen Mutationsrate des HI-Virus wird meist eine
solche Kombinationstherapie eingesetzt. Resistenzen können so
vermieden werden - einer der wichtigsten Faktoren für den Erfolg
einer Therapie.
Wenngleich die Arzneimittelabsätze im HIV-Markt insgesamt
rückläufig sind, verzeichnen doch einzelne Arzneimittelgruppen
durchaus Wachstum. So nahm der Markt der ATC-Klasse der anderen
antiviralen HIV-Mittel rasant zu und erreichte 2018 einen Anteil von
27 Prozent am gesamten HIV-Markt. Diese Gruppe besteht mehrheitlich
aus Kombipräparaten mit zwei, drei und vier Wirkstoffen, die fast
alle innerhalb der letzten fünf Jahre in den Markt eingetreten sind.
Auch der Markt der Integrase-Hemmer ist auf dem Vormarsch und
stieg in 2018 auf 15 Prozent. Dabei gehören zu dieser ATC-Klasse nur
die beiden Substanzen Raltegravir und Dolutegravir. Zwischen 2013 und
2018 wuchs außerdem die Zahl der abgegebenen Kombination aus
Integrase-Inhibitoren und Nukleosidischen Reverse
Transkriptase-Inhibitoren (InI + NRTI) auf 7,5 Millionen Tabletten.
Hierbei entfällt fast die Hälfte auf die Vierfachkombination mit
Tenofoviralafenamid. Die 2018 neu zugelassene Substanz Bictegravir
konnte allein von Juni bis zum Jahresende 2018 einen Absatz von mehr
als 850 Tausend Tabletten verbuchen. Zurzeit wird Bictegravir nur in
Kombination mit Emtricitabin und Tenofoviralafenamid (InI + NRTI)
vertrieben.
Während die Forschung weiter nach einem Heilmittel gegen das Virus
sucht, arbeitet sie parallel an der Herausforderung, komplexe
Therapieregime zu vereinfachen. Langwirksame intramuskuläre
Injektionen, die der täglichen Einnahme von Medikamenten ein Ende
setzen könnten, befinden sich momentan in klinischen Studien. Ziel
ist es darüber hinaus, nebenwirkungsärmere Präparate zu entwickeln:
Je einfacher und nebenwirkungsärmer die antiretrovirale Therapie
gestaltet ist, desto höher ist die Adhärenz der Patienten. Eine
weitere große Herausforderung ist die frühzeitige Diagnose der
HIV-Infektion. Denn ein rechtzeitiger Therapiebeginn bedeutet eine
fast normale Lebenserwartung. Auf die Einführung eines Selbsttests
für Zuhause wird große Hoffnung gesetzt.
Weitere Einzelheiten zum HIV-Arzneimittelmarkt veröffentlichte die
Zeitschrift Monitor Versorgungsforschung in der Ausgabe 02/2019.
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Datum: 28.05.2019 - 14:00 Uhr
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