"Der aktuelle 5G-Milliarden-Poker kennt am Ende nur Verlierer!" Verbraucher, Provider und die Politik in einer Experten-Analyse (FOTO)
(ots) -
Am vergangenen Wochenende stellte die Autorin Laura Esslinger auf
www.bild.de eine Frage an die breite Öffentlichkeit: "Was wurde
eigentlich aus der 5G-Versteigerung? Und was bedeutet die
Preis-Explosion für Verbraucher?" Michael Pickhardt
(Vorstandsvorsitzender der TDT AG) greift diese Diskussion auf.
Anlässlich der laufenden 5G-Auktion hat er als Pionier der
Datenkommunikation die Interessenslagen von Verbrauchern, Providern
und Politik analysiert. Sein ernüchterndes Fazit: "Der aktuelle
5G-Milliarden-Poker kennt am Ende nur Verlierer!"
Die erste Welle der Versteigerungen von 5G-Freqenzen läuft in der
neunten Woche. Selbst Insider können nicht abschätzen, wie lange sich
die Auktion der teilnehmenden Bieter (Deutsche Telekom, Vodafone,
Telefónica Deutschland und die United-Internet-Tochter Drillisch)
noch hinziehen wird. Doch wie sieht es mit der Interessenslage der
Verbraucher, der Provider und auch der Politik aus?
Was benötigen die Verbraucher?
"Sie erwarten ein möglichst flächenabdeckendes 5G-Netz", betont
Michael Pickhardt: "Am liebsten noch mit nationalem Roaming,
unabhängig vom eigentlichen Provider - so dass ich überall, wo ich
bin, über 5G verfüge. Und wenn mein Provider-Netz mal ausfallen
sollte, habe ich dank nationalem Roaming ein Back-up. Und das Ganze
soll natürlich bezahlbar sein."
Dazu kommt ein Faktor, der häufig zu wenig Beachtung findet: Ob
Industrie, Handwerksbetrieb, mittelständischer Unternehmer oder
Ich-AG - für alle wird der Online-Zugang immer überlebenswichtiger.
"Ein Standard-Internetzugang, beispielsweise auf Basis von DSL oder
Glasfaser, hat in der Regel eine Verfügbarkeit von rund 97 Prozent",
führt Michael Pickhardt aus. Sein Unternehmen, die TDT AG, managt
Kunden-Datennetze mit zehntausenden Anschlüssen in Deutschland. Daher
weiß Pickhardt, dass der daraus resultierende Ausfall von rund drei
Prozent - dies entspricht immerhin vollen zehn Tagen pro Jahr -
wirtschaftlich fatal sein kann. Die Lösung: "Eine terrestrische
Anbindung und zusätzlich ein Back-up-Weg über ein zweites Medium,
einen breitbandigen Weg über die Luft. Dafür ist 5G prädestiniert und
ich erreiche dadurch eine Verfügbarkeit von weit über 99 Prozent",
erklärt Pickhardt.
Was erhoffen sich die Provider?
"Sie wollen mit den neuen 5G-Möglichkeiten viel Umsatz machen und
Gewinne schreiben. Und das ist ja auch ihr gutes Recht als
Unternehmen", unterstreicht Michael Pickhardt: "Dieses Ziel erreichen
sie nur, wenn sie schnell und flächendeckend ihr 5G-Netz ausbauen.
Dass dies sehr hohe Investitionen erfordert, versteht sich von
selbst."
Ein heute eher unbeliebtes Thema der Bieter ist das nationale
Roaming. Dazu Pickhardt: "Diejenigen Anbieter, die schon jetzt massiv
in den Ausbau der Flächeninfrastruktur investiert haben und diese
Infrastruktur auch für 5G nutzen werden, laufen Gefahr, nun
"Steigbügelhalter" für Wettbewerber zu werden, die bisher wenig oder
nichts für diese Infrastruktur getan haben. Bei der Einführung von
nationalem Roaming müsste dieser Unterschied wirtschaftlich fair
kompensiert werden."
Was ist die Aufgabe der Politik?
"Die Politik muss die Anforderungen der Anwender mit ihren
digitalen Bedürfnissen erfüllen, um der Rolle Deutschlands als
Wirtschaftsstandort und Export-Champion in der digitalen Gegenwart
und Zukunft endlich gerecht zu werden", wünscht sich Michael
Pickhardt: "Doch der Weg, den die Politik bisher bei der
Versteigerung der 5G-Frequenzen eingeschlagen hat, ist hier leider
nicht zielführend."
Was läuft bei der 5G-Versteigerung falsch - und gibt es einen
Ausweg?
Das Fazit von Michael Pickhardt: "Der aktuelle 5G-Milliarden-Poker
kennt am Ende nur Verlierer!" Denn: "Die Milliarden schweren Ausgaben
wird nur der Verbraucher bezahlen. Rund 300 Millionen Euro pro Jahr,
zwanzig Jahre lang - und wir sprechen hier nur von der ersten
5G-Frequenz-Versteigerung, der ja noch weitere folgen werden!" Schon
heute sind die Mobilfunktarife in Deutschland deutlich höher als im
Ausland, auch ein Resultat vergangener Milliarden-Versteigerungen und
dies bei einer bestenfalls durchschnittlichen Flächenabdeckung. Und
die Mobilfunkanbieter? Jede Milliarde, die ein Provider in die
laufende Versteigerung investiert, fehlt ihm für den Aus- und Neubau
des 5G-Netzes - eine absehbare lückenhafte Flächenabdeckung ist die
Folge, die Providern und vor allen Dingen der Politik angelastet
werden wird.
Deshalb fordert Michael Pickhardt ein Umdenken: "Der richtige
Ansatz wäre: Der Staat verzichtet auf kurzfristige
Milliardeneinnahmen und richtet die 5G-Auktion danach aus, in welchem
Zeitraum der jeweilige Provider sich verpflichtet, eine maximale
Flächenabdeckung zu garantieren. Für den Fall, dass er dies nicht
einhält, müsste hier über hohe Geldstrafen bis hin zur Neuvergabe der
Lizenzen gegengesteuert werden. Dadurch würden dann die Provider
gewinnen, die belegbar, schnell und flächenabdeckend liefern."
Michael Pickhardt arbeitet seit dem Jahr 1984 in der
Telekommunikationsbranche und ist heute Vorstandsvorsitzender der TDT
AG, die seit über vier Jahrzehnten ein Pionier für Lösungen in der
digitalen Kommunikation ist. Sein Unternehmen stellte beispielsweise
auf der Cebit 1990 die erste digitale deutsch-deutsche
Datenverbindung auf Basis modernster Satellitentechnologie vor.
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Datum: 15.05.2019 - 11:25 Uhr
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