"Nachtcafé" zum Thema Menschenhandel (FOTO)
(ots) -
Michael Steinbrecher spricht u. a. mit Joana Adesuwa Reiterer, die
unwissentlich einen gewalttätigen Zuhälter heiratete / Freitag, 17.
Mai 2019, 22 Uhr, SWR Fernsehen
Menschenhandel: Es klingt wie ein Relikt aus dem Mittelalter, doch
auch heutzutage werden unzählige Menschen ausgebeutet - nicht nur in
fernen Ländern, sondern auch in Deutschland. Die Opfer wollen der
Armut entkommen und sind oftmals voller Hoffnung auf ein besseres
Leben. Verzweifelte Frauen lassen sich auf vorgetäuschte
Stellenangebote und falsche Versprechen ein, werden durch Gewalt
gefügig gemacht und landen in der Prostitution. Illegal
eingeschleuste Männer müssen ihren Pass abgeben und führen ein Leben
wie Gefangene. Menschenhandel ist meist unsichtbar. Fast alle Opfer
sind illegal im Land, befürchten die Abschiebung und schweigen aus
Angst. Die Dunkelziffer ist hoch - verlässliche Zahlen gibt es nicht.
Sicher ist: Es ist ein gnadenloses und gut organisiertes Geschäft.
Babys werden ihren Müttern entrissen und illegal zur Adoption
freigegeben oder Kinder als Soldaten in Krisenherde geschickt.
Darüber spricht Michael Steinbrecher mit seinen Gästen im "Nachtcafé:
Menschenhandel - das Geschäft mit dem Elend" am Freitag, 17. Mai, 22
Uhr, im SWR Fernsehen.
Die Gäste im "Nachtcafé":
Sandra Norak (Pseudonym) hat sich für einen sogenannten Lover-Boy
prostituiert Was für Sandra Norak wie eine zarte Liebesromanze
begann, endete bitter. Mit 16 geriet die Gymnasiastin in die Fänge
eines sogenannten Lover-Boys. Er täuschte der Schülerin die große
Liebe vor, zeigte aber schnell sein wahres Gesicht. Tagsüber drückte
sie die Schulbank, danach musste das junge Mädchen für ihren Zuhälter
anschaffen gehen: "Er gab vor, Schulden zu haben, die er allein nicht
abtragen könne. Ich habe mich für ihn verantwortlich gefühlt."
Joana Adesuwa Reiterer heiratete unwissentlich einen gewalttätigen
Zuhälter Auch Joana Adesuwa Reiterer war jung, als ihre
Leidensgeschichte begann. In Nigeria als 14-Jährige von ihrer Familie
verstoßen, vertraute sie sich einem Österreicher an. In der Hoffnung
auf ein besseres Leben heirateten sie, doch kurz nach der Hochzeit
kam die Ernüchterung: "Es stellte sich heraus, dass mehrere Frauen
für ihn auf den Strich gingen. Er war gewalttätig." Ihre einzige
Rettung war ein Frauenhaus.
Manfred Paulus ermittelte jahrelang im Rotlichtmilieu sowie zu
Organ- und Kinderhandel Manfred Paulus kennt die schmutzigen
Geschäfte aus seiner langjährigen Arbeit. 30 Jahre lang ermittelte er
bei der Kripo Ulm im Rotlichtmilieu und ging auch international gegen
Organ- und Kinderhandel vor. Er weiß, warum ausgerechnet Deutschland
für die Ausbeutung und Zuführung von Frauen optimale Bedingungen
bietet: "Unser Land ist zum Zuhälterparadies geworden", warnt der
Kriminalhauptkommissar a. D. und europaweit gefragte Experte.
Anette Dowideit recherchiert als Journalistin zum Thema
Menschenhandel Anette Dowideit beschäftigt sich als Journalistin
intensiv mit der Ware Mensch. "Menschenhandel beschränkt sich nicht
nur auf Prostitution - das Geschäft mit der Armut blüht ebenso in
vielen anderen Bereichen." Auch auf deutschen Baustellen, in
Schlachthöfen, in der Gastronomie, auf Spargelfeldern, in der
Altenpflege oder in Nagelstudios gibt es sklavenähnliche Zustände, so
die Investigativ-Reporterin, die den Ausbeutungsmodellen auf den
Grund geht.
Lisa P. arbeitete als rumänische Leiharbeiterin in der deutschen
Fleischindustrie Billigfleisch dank Billiglohn - oft tragen auch die
ausbeuterischen Umstände der Arbeiter in der Fleischindustrie dazu
bei, dass ein Schnitzel günstig auf den Teller kommt. Über eine
Leiharbeitsfirma kam die Rumänin Lisa P. 2011 zu einem großen
deutschen Geflügelschlachter: "Ich bekam 5 Euro die Stunde, habe oft
14 Stunden gearbeitet und hatte 15 Minuten Pause", berichtet die
44-Jährige, die in Rumänien über das Internet - in der Hoffnung auf
ein lukratives Jobangebot - nach Deutschland gelockt wurde.
Dan musste als Kindersoldat töten und plündern In einem Alter, in
dem andere Kinder spielerisch die Welt erkunden, versteckte sich Dan
in Schützengräben und schoss mit scharfer Munition. Mit fünf Jahren
wurde er gezwungen, für eine paramilitärische Gruppe in den Kampf
gegen die Regierung in Uganda zu ziehen. Erst Jahre später gelang es
dem Kindersoldaten, der Hölle zu entkommen. Die Erinnerungen bleiben
und nagen an der Seele: "Töten und Plündern war der Befehl der
Rebellen. Ich hatte keine Kindheit", so der heute 23-Jährige.
Isabel Hövels wurde ohne Zustimmung ihrer Mutter zur Adoption
freigegeben Isabel Hövels wuchs als Adoptivkind in
Nordrhein-Westfalen auf. Über ihre Herkunft war ihr nur bekannt, dass
sie als Findelkind in einem katholischen Kinderheim in Indien
untergebracht war. Als sich die Friseurmeisterin mit 18 auf die
Spuren ihrer Wurzeln machte, stieß sie bei den indischen Nonnen auf
widersprüchliche Aussagen. Schließlich fand sie ihre leibliche
Mutter, die einer Adoption nie zugestimmt hatte: "Ich frage mich, wie
vielen anderen Kindern es genauso ergangen ist wie mir."
"Nachtcafé" - anspruchsvoller Talk auf Augenhöhe Das "Nachtcafé"
ist seit Jahrzehnten eine der erfolgreichsten Talkshows im deutschen
Fernsehen. Jeden Freitagabend begrüßt Moderator Michael Steinbrecher
Menschen mit besonderen Lebensgeschichten, darunter auch Prominente
und Experten, um sich gemeinsam mit ihnen mit einem Thema
auseinanderzusetzen.
"Nachtcafé: Menschenhandel - das Geschäft mit dem Elend" am
Freitag, 17. Mai 2019, 22 Uhr im SWR Fernsehen
Weitere Informationen unter:
http://swr.li/swrfernsehen-nachtcafe-menschenhandel-2019
Fotos über www.ARD-Foto.de
Pressekontakt: Grit Krüger, Tel. 07221 929 22285,
grit.krueger(at)SWR.de
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Datum: 14.05.2019 - 14:37 Uhr
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