Das Erste / Weltspiegel - Auslandskorrespondenten berichten / Am Sonntag, 12. Mai 2019, 19:20 Uhr vom BR im Ersten
(ots) - Moderation: Natalie Amiri
Geplante Themen:
Italien: Mussolinis Urenkel und Salvinis Freunde / Italiens Rechte
im Aufwind: Sind Benito Mussolinis Enkel und Urenkel die neuen
Freunde von Matteo Salvini? Seit einem Jahr regiert der Lega-Chef
Italien mit und seine Umfragewerte steigen immer weiter. Eine
Regionalwahl nach der anderen gewinnt er, das Land rückt nach rechts.
Jugendliche der extremen Rechten verbünden sich mit der Lega; viele
sehen in Salvini den neuen, modernen Anführer. Dem
Vize-Ministerpräsidenten bringt das mehr Unterstützung im ganzen Land
und neue Wähler. Auch der Urenkel von Benito Mussolini, Caio Giulio
Cesare Mussolini, ist gerade auf Wahlkampftour: er kandidiert für die
Nachfolgepartei der Faschistischen Partei, "Fratelli d''Italia", für
das Europaparlament. Mehr Italien in Europa, die Migration stärker
kontrollieren und den Menschen im Land wieder Hoffnung schenken - mit
geschmeidigen Tönen wie diesen will er das Herz der Italienerinnen
und Italiener erobern. (Autorin: Ellen Trapp, ARD Rom)
Dazu auch der Podcast "Weltspiegel Thema: Europas Rechte auf dem
Vormarsch?"
Rumänien: Machtlos gegen Liviu Dragnea? / Liviu Dragnea gilt
vielen als der mächtigste Politiker in Rumänien. Seine
sozialdemokratische Regierung verabschiedet Gesetze, die
Rechtsstaatlichkeit und den Kampf gegen Korruption bedrohen. Vor
allem unabhängige Richter und Staatsanwälte geraten unter den Druck
der Regierung. Mit allen Mitteln versucht Dragnea einer Haftstrafe
wegen Amtsmissbrauch zu entkommen. Dreieinhalb Jahre Gefängnis drohen
ihm, weil er in seiner früheren Zeit als Provinzpolitiker in seiner
südlichen Heimat Teleorman eigene Parteimitarbeiterinnen beim lokalen
Jugendamt anstellen und bezahlen ließ. Allerdings: Die
Mitarbeiterinnen erschienen nicht zur Arbeit im Jugendamt, um
bedürftigen Waisenkindern zu helfen. Und das über Jahre hinweg.
(Autor: Darko Jakovljevic, ARD Wien)
Bolivien: Aufs Dach der Anden mit den ersten indigenen
Bergsteigerinnen / Cecilia Ilusco hatte irgendwann genug davon, als
Trägerin lediglich die Rucksäcke der ausländischen Touristen hinauf
aufs Basecamp des bolivianischen Anden-Gletschers Huayna Potosí zu
schleppen und dort für sie zu kochen. Also begann Cecilia, eine
30-jährige Indigene in traditioneller Tracht, mit Freundinnen selbst
Touren auf den 6080 Meter hohen Gipfel anzubieten - als erste
weibliche Bergsteigerinnen überhaupt, die von den Ureinwohnern Aymara
abstammen. Im weißen Schnee der Andengletscher leuchtet die Pollera,
der bunt bestickte Rock, den Cecilia bei jedem Aufstieg trägt.
Darunter befinden sich vier Unterröcke, die Cecilia wärmen, wenn sie
mit Eispickel und Steigeisen zum Sonnenaufgang bei Minusgraden am
Gipfel ankommt. Bergsteigen ist für Cecilia eine Möglichkeit, für
weibliche Gleichberechtigung zu kämpfen. Sogar den Aconcagua, den
höchsten Gipfel Südamerikas, haben die Indigenen bereits bezwungen.
Kein leichtes Unterfangen in der dünnen Höhenluft, wie
ARD-Korrespondent Matthias Ebert mit seinem Kameramann Juan Pablo
Mondini am eigenen Leib erfahren hat, als er die Frauen auf das Dach
der Anden begleitete. (Autor: Matthias Ebert, ARD Rio de Janeiro)
Namibia: Planieren im Nirgendwo / Manchmal begegnet man über
hundert Kilometer hinweg keinem anderen Auto. Die Straßen in Namibia
sind oft einsam - und selten planiert, staubige Kiespisten meist, die
schnell holprig werden, wenn sie nicht regelmäßig geglättet werden.
Fritz Eigab ist einer der einsamen Helden, die dafür sorgen, dass
Namibia befahrbar bleibt. Er und sein Planierbagger sind
verantwortlich für 50 Kilometer Straße mitten in der menschenleeren
Steppe. Wochenlang fährt er sie auf und ab, die Nächte verbringt er
in einem Zelt am Straßenrand: "Für diesen Job muss man der richtige
Typ sein", sagt Eigab. Nicht einmal Frau und Kinder anrufen kann er,
denn auch ein Mobilnetz gibt es meist nicht. Warum macht man solch
einen Job? "Wenn am Horizont eine Staubwolke auftaucht und ein Auto
auf mich zufährt, dann winken sie mir oft lächelnd zu", erzählt
Eigab. "Dann weiß ich: was ich hier mache, hat einen Sinn." (Autor:
Thomas Denzel, ARD Johannesburg)
Türkei: Opposition in Lebensgefahr / Er ist der Shootingstar der
türkischen Politik: Kaum jemand hätte erwartet, dass Ekrem Imamoglu
Ende März die Kommunalwahlen in Istanbul gewinnt, am wenigsten der
türkische Staatspräsident selbst, so scheint es. Denn seitdem setzt
Erdogan alles daran, Imamoglu kalt zu stellen. Das hat mehrere
Gründe: Erdogan war selbst einmal Oberbürgermeister der
Millionenmetropole am Bosporus. Sein wirtschaftspolitischer Erfolg
ist vor allem begründet in den unzähligen Bauprojekten der Stadt.
Seine Kinder haben Stiftungen in Istanbul, die mit Steuereinnahmen
der Stadt finanziert werden. In der Türkei heißt es, wer in Istanbul
gewinnt, gewinnt in der ganzen Türkei. Dazu kommt Imamoglus Charisma.
Der Oppositionspolitiker ist zwar Mitglied der Mitte-links-Partei
CHP, aber er ist konservativ und gemäßigt religiös. Das kommt auch
bei Erdogans Klientel an. Viele Beobachter sagen, Imamoglu habe die
besten Voraussetzungen, um Erdogan bei den nächsten
Präsidentschaftswahlen das Amt abzunehmen. Mit dieser Sorge im Nacken
hat Erdogan am Montag vom Hohen Wahlrat die Wahlen, bei denen
Imamoglu mit etwa 13.000 Stimmen Vorsprung siegte, annullieren zu
lassen. Am 23. Juni finden Neuwahlen in Istanbul statt. Schon spricht
die Opposition von Diktatur und es heißt, Erdogan lasse solange
wählen, bis ihm das Ergebnis passe. Imamoglu nimmt die
Herausforderung erneut an. (Autor: Oliver Mayer-Rüth, ARD Istanbul)
Redaktion: Brigitte Abold
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Datum: 09.05.2019 - 12:59 Uhr
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