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Zahl der U-Häftlinge seit 2014 bundesweit um ein Viertel gestiegen

ID: 1716563


(ots) - Die Zahl der Untersuchungsgefangenen in
Deutschland ist von 2014 bis 2018 um 25 Prozent gestiegen. Nahezu
verdoppelt hat sie sich dabei in den Stadtstaaten Hamburg und Bremen.
Das ergaben Berechnungen des NDR auf Grundlage von Daten des
Statistischen Bundesamtes. Die Zunahme ist bemerkenswert, weil die
Zahl der Straftaten, Tatverdächtigen, Verurteilten und Haftstrafen in
den vergangenen Jahren gesunken ist. In einer Umfrage des NDR unter
allen 16 Justizministerien werden mehrere mögliche Faktoren für den
deutlichen Anstieg bei den Untersuchungsgefangenen genannt: die
zugenommene Zahl ausländischer Tatverdächtiger, die verstärkte
Bekämpfung einzelner Straftaten und lange Verfahren.

Nach einer Sonderauswertung des Statistischen Bundesamtes für den
NDR gab es 2017 unter den in der Strafverfolgungsstatistik Erfassten
26 Prozent mehr Ausländer mit Untersuchungshaft als 2014. Im selben
Zeitraum sank die Zahl der Deutschen in U-Haft um 8 Prozent. Bei
Ausländern wird häufiger auf Fluchtgefahr als Haftgrund entschieden,
vor allem wenn sie keinen festen Wohnsitz und keine sozialen
Bindungen in Deutschland haben.

Die Zahl der Gefangenen, die länger als sechs Monate in
Untersuchungshaft sind, ist seit 2014 um 25 Prozent gestiegen. Nach
Angaben von Justizbehörden, Richtern und Anwälten sind zudem
Ermittlungs- und Strafverfahren in den vergangenen Jahren komplexer
und langwieriger geworden. Tatverdächtige sitzen dann nicht selten
bis zu einem rechtskräftigen Urteil in U-Haft. Hamburg nimmt eine
herausgehobene Stellung in den Statistiken ein. Die Hansestadt hat -
bezogen auf die Einwohnerzahl - die mit weitem Abstand meisten
Untersuchungsgefangenen aller Bundesländer, mehr als doppelt so viele
wie der Durchschnitt der Länder. In Hamburg hat sich die Zahl der
Untersuchungsgefangenen seit 2014 nahezu verdoppelt (+ 87 Prozent)




und die Zahl der Ausländer um 39 Prozent erhöht. Justizsenator Till
Steffen (Grüne) erklärt das u. a. mit der verstärkten Verfolgung von
Einbrechern und Kleindealern durch die Polizei. "Wenn man dann
tatsächlich erfolgreich ist, dann liegen in vielen Fällen noch
Haftgründe vor, weil es sehr mobile Täter sind, bei denen dann auch
dementsprechend Fluchtgefahr besteht", so Steffen.

Die Entwicklung ist in den einzelnen Bundesländern sehr
unterschiedlich. Überdurchschnittlich angestiegen ist die Zahl der
Untersuchungsgefangenen in den Stadtstaaten Bremen, Hamburg und
Berlin sowie in Baden-Württemberg, Sachsen-Anhalt, Rheinland-Pfalz
und Thüringen. U. a. Niedersachsen, Mecklenburg- Vorpommern und
Schleswig-Holstein liegen deutlich unter dem Bundesschnitt von 25
Prozent.

Das Radioprogramm NDR Info wird zu dem Thema neben der aktuellen
Berichterstattung am Mittwoch, 24. April, um 20.30 Uhr in "Das Forum"
das 30-minütige Feature "Leben in U-Haft" senden. NDR 90,3
beschäftigt sich in der Stunde ab 20.00 Uhr im "Treffpunkt Hamburg"
damit. Das "Hamburg Journal" im NDR Fernsehen plant um 18.00 und
19.30 Uhr längere Beiträge über Untersuchungshaft.

Entwicklung der Zahl der Untersuchungsgefangenen vom 31.8.2014 zum
31.8.2018 (lt. Bestand der Gefangenen und Verwahrten in den
Justizvollzugsanstalten, Stat. Bundesamt)

Deutschland zum 31. 8. 2018: 13.628 Untersuchungsgefangene (+25%
ggb. 31.8.2014)

1.Bremen: 130 (+91%)
2.Hamburg: 658 (+87%)
3.Berlin: 799 (+43%)
4.Baden-Württemberg: 1.906 (+40%)
5.Sachsen-Anhalt: 230 (+39%)
6.Rheinland-Pfalz: 568 (+34%)
7.Thüringen: 240 (+27%)
8.Nordrhein-Westfalen: 2.875 (+24%)
9.Sachsen: 652 (+23%)
10.Bayern: 2.975 (+14%)
11.Niedersachsen: 739 (+11%)
12.Mecklenburg-Vorpommern: 157 (+10%)
13.Saarland: 148 (+9%)
14.Hessen: 1.043 (+9%)
15.Schleswig-Holstein: 208 (+2%)
16.Brandenburg: 207 (-2%)

Ausländer unter den in der Strafverfolgungsstatistik Erfassten mit
U-Haft 2017 zu 2014 (lt. Strafverfolgungsstatistik, Sonderauswertung
des Stat. Bundesamtes)

Deutschland 2017: 18.110 Ausländer (+26% ggb. 2014)

1.Sachsen: 739 (+51%)
2.Thüringen: 118 (48%)
3.Hessen: 1.571 (+46%)
4.Rheinland-Pfalz: 523 (+42%)
5.Sachsen-Anhalt: 109 (+40%)
6.Hamburg: 1.402 (+39%)
7.Bremen: 93 (+39%)
8.Schleswig-Holstein: 200 (+37%)
9.Berlin: 1.501 (+36%)
10.Niedersachsen: 909 (+26%)
11.Baden-Württemberg: 2.491 (+25%)
12.Bayern: 4.287 (+19%)
13.Nordrhein-Westfalen: 3.703 (+17%)
14.Brandenburg: 254 (+11%)
15.Saarland: 132 (+2%)
16.Mecklenburg-Vorpommern: 78 (+/-0%)



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Ansprechpartner bei Rückfragen ist Christoph Heinzle,
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Datum: 24.04.2019 - 01:00 Uhr
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