Konsumgüterbranche: Forderungsrisiken in großen Exportmärkten Deutschlands steigen erheblich
(ots) - Atradius rechnet damit, dass die Forderungsrisiken
bei Geschäften mit Konsumgüterhändlern in Europa in diesem Jahr
erheblich steigen. Dabei werden auch deutsche Firmen von der
schwindenden Liquidität zahlreicher ausländischer Abnehmer betroffen
sein und mehr Zahlungsverzögerungen beziehungsweise -ausfälle
erleiden. So sehen die Risikoanalysten des internationalen
Kreditversicherers in den großen Absatzmärkten der hiesigen
Exportwirtschaft eine erhöhte Wahrscheinlichkeit von
Forderungsausfällen, unter anderem bei Lieferungen an
Konsumgüterhändler in Großbritannien, Italien, Belgien und
Frankreich. Das geht aus der aktuellen Atradius-Analyse "Markt
Monitor Consumer Durables" hervor. Auch in Deutschland erwartet der
Kreditversicherer mehr Insolvenzfälle bei den Handelsfirmen in den
kommenden Monaten.
"Die Zeiten, in denen Handelsunternehmen bloß neue Standorte
eröffnen und Verkaufsflächen erweitern mussten, um erfolgreich zu
wachsen, sind Vergangenheit", sagt Andreas Tesch, Chief Market
Officer von Atradius. "Fortschrittliche Online-Anbieter gewinnen
zunehmend Marktanteile. Händler, die bei dieser Entwicklung nicht
konsequent mitziehen, können morgen schon vom Markt verschwunden
sein. Zudem ist es für Konsumenten dank des Internets so einfach wie
nie zuvor, Preise sowie Warenqualität zu vergleichen und
gegebenenfalls andere Angebote anzunehmen. Das alles stellt viele
Firmen vor immer größere Herausforderungen. Die gestiegenen
Forderungsrisiken spiegeln diese Entwicklung letztlich wider."
Deutschland: Zahl der insolventen Handelsunternehmen wird 2019
zunehmen
Vergleichsweise gut lief das Geschäft der deutschen
Konsumgüterhändler im vergangenen Jahr. Gemäß des Statistischen
Bundesamtes stieg der Umsatz im deutschen Non Food-Handel 2018 um 1,2
% gegenüber dem Vorjahr - und somit bereits das neunte Jahr in Folge.
Die Unternehmen profitierten dabei von der insgesamt robusten
Wirtschaftsleistung und der höheren Kaufkraft dank einer niedrigen
Arbeitslosigkeit. Einzige Ausnahme war hier die Bekleidungsbranche,
wo die Zahlungsrisiken zuletzt erheblich gestiegen sind, unter
anderem aufgrund des verhältnismäßig milden Winters und ausbleibender
Umsätze mit Winterkleidung.
2019 dürften im deutschen Handel die Herausforderungen aber
ebenfalls größer werden. Auch hier kämpfen viele Unternehmen mit
sinkenden Margen aufgrund des zunehmenden Online-Handels. Atradius
geht davon aus, dass 2019 die Zahl der insolventen Handelsunternehmen
um 2 % oder mehr anwächst.
Großbritannien: Firmenpleiten haben sich 2018 verdoppelt
In Großbritannien hat die anhaltende Unsicherheit über den Brexit
die Verbraucherstimmung eingetrübt, was der Einzelhandel unmittelbar
zu spüren bekommt. Während die Umsatzentwicklung bei Haushaltsgeräten
noch verhältnismäßig stabil ist, wird der Möbelhandel derzeit auch
von höheren Materialpreisen aufgrund des schwachen Pfunds stark
beeinträchtigt. Viele britische Möbelhersteller sind auf Importe
angewiesen und müssen die Mehrkosten an den Handel weiterreichen. Im
britischen Unterhaltungselektroniksegment sind die Marktbedingungen
aufgrund fehlender Innovationen ebenfalls schwieriger geworden. Die
Margen sind 2018 erheblich zurückgegangen und dürften auch in diesem
Jahr weiter schwinden - insbesondere im stationären Geschäft. Die
Zahl der Insolvenzen britischer Handelsfirmen dürfte 2019 gemäß
Atradius-Prognose um mehr als 5 % zunehmen, nachdem sie bereits 2018
auf 2.600 gemeldete Firmenpleiten gegenüber 1.400 im Jahr 2017
angestiegen ist und sich somit fast verdoppelt hat.
Italien: Zahlungsdauer liegt bei 80 bis 90 Tagen
Auch der italienische Handelssektor kämpft mit einer gravierenden
Nachfrageschwäche, hervorgerufen durch eine abkühlende Konsumlaune.
Verschärfen könnte sich die Situation, wenn die derzeitige Regierung
ihre Ankündigung umsetzt und die Zahl der Sonntage, an denen
Geschäfte in Italien geöffnet haben dürfen, drastisch reduziert. Vor
diesem Hintergrund geht Atradius davon aus, dass die Umsätze des
stationären Handels in Italien in diesem Jahr gegenüber 2018
stagnieren. Die durchschnittliche Zahlungsdauer unter italienischen
Handelsunternehmen bleibt hoch, 2018 lag sie bei 80 bis 90 Tagen.
Besonders gefährdet für Forderungsausfälle sind in den kommenden
Monaten Anbieter von Haushaltsgeräten und Unterhaltungselektronik.
"Für alle Konsumgüterhändler muss es heute darum gehen, das
Online-Geschäft auf- beziehungsweise auszubauen, die digitale
Kommunikation mit potenziellen Konsumenten zu verbessern sowie
zusätzliche Dienstleistungen anzubieten", sagt Andreas Tesch, Chief
Market Officer von Atradius. "Das erfordert viel Engagement,
Veränderungsbereitschaft und große Investitionen - ein Kraftakt in
Zeiten schwindender Margen. Die entscheidende Frage für die Branche
lautet deshalb, wie viele der bereits angeschlagenen Einzelhändler
die notwendigen Mittel zur Transformation ihres Geschäftsmodells
aufbringen können."
Belgien: Zahlungsverzögerungen und Insolvenzen nehmen zu
Für Dienstleister und Lieferanten belgischer Konsumgüterhändler
prognostizieren die Atradius-Risikoanalysten ebenfalls deutlich
zunehmende Forderungsrisiken. Auch hier können bei Weitem nicht mehr
alle Händler im zunehmend wettbewerbsintensiven Marktumfeld
mithalten. Die Preise stehen erheblich unter Druck, insbesondere bei
Unternehmen, die hauptsächlich Elektronikwaren verkaufen. Deren
Geschäft wird derzeit besonders stark durch das Auftreten von großen
Online-Anbietern beeinträchtigt. Daneben dürfte sich auch die
Liquiditätssituation in der belgischen Möbelbranche infolge
schrumpfender Margen weiter zuspitzen.
Die durchschnittliche Zahlungsdauer der belgischen Einzelhändler
liegt bei 30 bis 60 Tagen. Atradius geht davon aus, dass die von
Konsumgüterhändlern verursachten Zahlungsverzögerungen in diesem Jahr
weiter zunehmen, ebenso die Insolvenzfälle in der Branche.
Frankreich: Vor allem für Möbelhändler wird die Situation
herausfordernder
2018 war ein schwieriges Jahr für Frankreichs Konsumgüterbranche.
Zu den sich verändernden Marktgegebenheiten kam eine gedämpfte
Konsumlaune hinzu. Darüber hinaus belasteten die Ausschreitungen im
Zuge der so genannten Gelbwestenbewegung das für viele Unternehmen
wichtige Jahresschlussgeschäft noch zusätzlich. Daher sind 2018 die
Margen der französischen Konsumgüterhersteller insgesamt erneut
gesunken.
2019 wird mit einer weiterhin verhaltenen Inlandsnachfrage in
Frankreich gerechnet. Atradius geht vor diesem Hintergrund von weiter
zunehmenden Nichtzahlungs- und Insolvenzmeldungen im Einzelhandel
aus. Besonders kritisch sehen die Risikoanalysten die Situation von
kleineren französischen Möbelhändlern infolge eines schwachen
Wohnungsbaumarktes. Auch bei Geschäften mit Anbietern von
Haushaltsprodukten und Elektronikwaren dürfte das Forderungsrisiko
steigen. Einziger Lichtblick sind spezialisierte Anbieter von
Küchenaccessoires, deren Umsätze sich zuletzt gut entwickelt haben
und auch künftig steigen dürften.
Atradius "Markt Monitor Consumer Durables"
Der neue Atradius "Markt Monitor Consumer Durables" beleuchtet den
Konsumgüterhandel in elf Ländern: Belgien, China, Deutschland,
Frankreich, Großbritannien, Indonesien, Italien, den Niederlanden,
Spanien, den USA und den Vereinigten Arabischen Emiraten. Darüber
hinaus sind Infografiken und Tabellen mit relevanten Informationen
für das Forderungsmanagement mit aufgeführt. Die Studie kann
kostenlos auf www.atradius.de im Menüpunkt Publikationen
heruntergeladen werden.
Über Atradius
Atradius ist ein globaler Anbieter von Kreditversicherungen,
Bürgschaften, Inkassodienstleistungen und Wirtschaftsinformationen
mit einer strategischen Präsenz in mehr als 50 Ländern. Die von
Atradius angebotenen Produkte schützen Unternehmen weltweit vor den
Ausfallrisiken beim Verkauf von Waren und Dienstleistungen auf
Kredit. Atradius ist Mitglied der Grupo Catalana Occidente (GCO.MC),
einer der größten Versicherer in Spanien und einer der größten
Kreditversicherer der Welt. Weitere Informationen finden Sie online
unter www.atradius.de
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Datum: 17.04.2019 - 10:55 Uhr
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