Im Fall des mutmaßlich massenhaften Kindesmissbrauchs auf einem Campingplatz im nordrhein-westfälischen Lügde hat es offenbar eine weitere Ermittlungspanne gegeben
(ots) - Nach Informationen von NDR, WDR und Süddeutscher
Zeitung haben Polizei und Staatsanwaltschaft einen Schuppen des
Hauptbeschuldigten auf dem Campingplatz bis zum heutigen Tag
übersehen.
Reporter von NDR, WDR und Süddeutscher Zeitung hatten am
Montagnachmittag bei der Polizei Bielefeld angefragt, ob der Schuppen
in direkter Nähe zur Parzelle des Hauptverdächtigen durchsucht worden
sei. Polizei und Staatsanwaltschaft beantworten die Fragen nicht. Am
späten Montagabend teilten die Behörden jedoch mit, dass sie den
Gerätschuppen nun durchsucht hätten. Bisher hätten ihnen keine
Erkenntnisse darüber vorgelegen, dass dieses Häuschen dem
Hauptbeschuldigten zuzuordnen gewesen sei. Deshalb war der Schuppen
laut Polizei auch bisher nicht Gegenstand der polizeilichen
Maßnahmen. Der Campingplatzbesitzer sagte jedoch, er habe der Polizei
frühzeitig gesagt, dass der Schuppen Teil von Andreas V.s Parzelle
sei. Bei der heutigen Erstdurchsuchung seien Werkzeuge und
Metallschrott gefunden worden - allerdings keine strafrechtlich
relevanten Materialien, hieß es von der Polizei. Unerwähnt ließen
Polizei und Staatsanwaltschaft, dass der Abrissunternehmer den
Schuppen längst ausgeräumt hatte, da der Tatort seit Ende März
offiziell wieder freigegeben worden war.
Seit vergangener Woche hatte der Abrissunternehmer auch immer
wieder Datenträger im Abrissschrott gefunden, am heutigen
Montagnachmittag unter anderem elf Videokassetten. In einer
vorherigen Pressemitteilung hatte die Polizei betont, dass die
Tatorte sehr aufwändig untersucht worden seien. Es habe daher keine
Veranlassung gegeben, Beamte tagelang für eine Beobachtung der
Abrissarbeiten abzustellen, hieß es. Kritiker bemängeln genau dieses
Verhalten der Polizei, sogar der Vorsitzender der Polizeigewerkschaft
von NRW (GdP), Michal Mertens, hatte gesagt, man könne sich schon
fragen, warum weder Polizei noch Staatsanwaltschaft die
Abrissarbeiten begleitet hätten.
Der innenpolitische Sprecher der SPD im nordrhein-westfälischen
Landtag, Hartmut Ganzke, sagt, er wolle nicht mehr von
Ermittlungspannen sprechen, er beschrieb die Ermittlungen als "das
reinste Chaos". NDR, WDR und Süddeutscher Zeitung sagte Ganzke: Damit
die Bevölkerung wieder Vertrauen gewinne, müsse Nordrhein-Westfalens
Innenminister, Herbert Reul (CDU), Verantwortung übernehmen und
zurücktreten.
Auf dem Campingplatz im nordrhein-westfälischen Lügde soll ein
Dauercamper mit einem Komplizen über Jahre hinweg mindestens 40
Kinder sexuell missbraucht und dabei auch gefilmt haben.
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Datum: 16.04.2019 - 07:12 Uhr
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