neues deutschland: kommentiert die Debatteüber die Impfpflicht
(ots) - Bei der Beobachtung deutscher Medien und einer
ganzen Reihe von Politikern könnte man den Eindruck bekommen, dass
die Infektionskrankheit Masern eines der gravierendsten
Gesundheitsprobleme des Landes ist. Und die Einführung einer
Impfpflicht wäre demnach eine wahrhaft kopernikanische Wende in der
angewandten Medizin. Die heldenhaften Verfechter haben aber noch
nicht verraten, wie denn die Pflicht ausgestaltet werden soll. Nicht
einmal über die Zielgruppe ist man sich einig: Nur Vorschulkinder
oder auch Schulkinder? Soll die Durchimpfungsrate tatsächlich an die
100 Prozent erreichen, müsste bei den Altersgruppen allerdings noch
viel weiter gegangen werden. Das Problem bei den Masern-Erkrankungen
sind nach Meinung der Kinder- und Jugendärzte nämlich vor allem junge
Erwachsene, die nach 1970 geboren wurden und noch keine oder nur eine
Impfung haben - einfach, weil in ihrer Kindheit noch keine zweite
vorgesehen war. Wie wären die nun zu erreichen? Wer sollte für sie
die Erfüllung der Impfpflicht kontrollieren? Betriebsärzte? Gibt es
nur äußerst selten. Vielleicht sollte man sich einmal an den
öffentlichen Gesundheitsdienst erinnern. Der ist zwar mit bundesweit
etwa 2500 Ärzten personell nicht gerade gut ausgestattet, könnte aber
an Erinnerungskampagnen mitwirken wie auch ganz einfach regelmäßig
Nachimpfungstermine anbieten. Denn Impfungen werden schlicht oftmals
einfach vergessen. Das senkt die Quoten deutlicher als die Kampagnen
der aktuell allerorten dämonisierten Impfgegner.
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Datum: 14.04.2019 - 17:13 Uhr
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