Die Zahl der Feldhasen nimmt weiterhin ab / Wildtierschutz Deutschland fordert ganzjährige Schonzeit für die Rote-Liste-Art (FOTO)
(ots) -
In Deutschland wird der Feldhase bundesweit in der Roten Liste als
"gefährdet" geführt - und dennoch gejagt. Seitens der Jägerschaft gab
es immer wieder heftigen Widerstand gegen die Aufnahme des Feldhasen
in die Roten Listen, die mit abweichenden Gefährdungsstufen auch von
den Ländern geführt werden. Die Einstufung der Bestandsgefährdung
findet nur alle zehn Jahre statt, zuletzt 2009. Vieles spricht dafür,
dass der von einer Vielzahl von Gräsern und Wildkräutern lebende
Mümmelmann heute, zehn Jahre später, in vielen Bundesländern zu den
"stark gefährdeten" Arten gehört.
Die größten Chancen einen Feldhasen anzutreffen haben
Spaziergänger an Ostern in den westlichen Bundesländern, insbesondere
in Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, entlang des Oberrheins in
Baden-Württemberg und in Bayern. Mit etwas Glück sieht man auch in
Hessen und Rheinland-Pfalz nochmal den Osterhasen, im Osten
allerdings gibt es kaum noch Vertreter seiner Art.
Ein schwerwiegendes Indiz für den enormen Rückgang der Zahl der
Hasen in Deutschland sind die Jagdstrecken: Allein in den 2000er
Jahren sind die um über 60 Prozent zurückgegangen. Während im
Jagdjahr 2001/02 noch über 466.000 Feldhasen in den Jagdstrecken
ausgegeben wurden, waren es zuletzt nur noch knapp 185.000.
Wildtierschutz Deutschland geht davon aus, dass es in diesem Frühjahr
in Deutschland noch etwa 1 bis 1,2 Millionen Vertreter des Meister
Lampe gibt. Etwa halb so viele wie noch zu Beginn der 2000er Jahre.
Die Hauptursache für den Artenschwund ist die von der deutschen und
europäischen Politik geförderten Zerstörung der Lebens- und
Nahrungsgrundlagen durch die intensive Landwirtschaft.
Der Deutsche Jagdverband macht alle zwei Jahre
Stichprobenzählungen, rechnet diese auf Deutschlands Großlandschaften
hoch und kommt so zu Zahlen, die nur einen leichten Rückgang der
Populationen vorgaukeln. Wildtierschutz Deutschland hält die
Hochrechnungen für unseriös, weil in den wenigen teilnehmenden
Revieren vornehmlich dort gezählt wird, wo auch tatsächlich Feldhasen
vorkommen, weil Agrar- und Forststrukturen bei den Hochrechnungen
nicht berücksichtigt werden und weil es im Interesse der Jägerschaft
liegt, einen möglichst hohen Bestand vorzutäuschen.
Schließlich wird Lepus europaeus, so sein lateinischer Name, nach
wie vor in ganz Deutschland im Rahmen von Treibjagden gejagt. "Wir
halten es für völlig unverständlich, wenn eine auf der Roten Liste
als gefährdet geführte Art, die kontinuierlich im Bestand abnimmt,
nach wie vor jagdbar ist" erläutert Lovis Kauertz, Vorsitzender von
Wildtierschutz Deutschland, und fordert eine ganzjährige Schonzeit
für den Feldhasen.
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Datum: 14.04.2019 - 10:30 Uhr
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