"Gleichstellung noch nicht am Ende eines langen Weges" / MDR-Intendantin Wille bei Frauenkonferenz in Leipzig
(ots) - Auch 100 Jahre nach der Erkämpfung des
Frauenwahlrechts in Deutschland ist die Gleichstellung von Frau und
Mann "noch lange nicht am Ende eines offensichtlich langen Weges"
angekommen. Dieser Befund von MDR-Intendantin Karola Wille stand am
Beginn der Konferenz "Frauen in Medien und Politik" am Freitag und
Samstag, 12./13. April, in Leipzig. Zur Eröffnung der zweitägigen
Konferenz sprach Wille "Über den Wert von Gleichstellung für die
Gesellschaft". Im Bundestag, so die Intendantin, sitzen heute so
wenige Frauen wie zuletzt vor 20 Jahren. Nur jede/r dritte
Abgeordnete in den Parlamenten sei weiblich. Wille: "Wenn es in
diesem Tempo weitergeht, haben wir erst in 200 Jahren Parität".
Nach wie vor verdienten Frauen weniger als Männer, seien seltener
in Führungspositionen vertreten und seien häufiger in Teilzeit oder
Mini-Jobs tätig. Vor wenigen Tagen habe das Statistische Bundesamt
einmal mehr belegt, dass der Verdienstunterschied zwischen Frauen und
Männern weiterhin bei 21 Prozent stagniere - zuungunsten der Frauen.
Damit stehe Deutschland im europäischen Vergleich an drittletzter
Stelle. Auch 70 Jahre nach der Verankerung der Gleichberechtigung der
Geschlechter im Grundgesetz sei festzuhalten: "Frauen und Männer sind
vor dem Gesetz zwar gleichberechtigt, im richtigen Leben ist es
jedoch oft anders".
Dabei sei die Möglichkeit zur Mitgestaltung ein Kern der
Demokratie. "Demokratie ist eine gemeinsame Aufgabe und immer nur so
stark, wie die Bürgerinnen und Bürger sie machen", sagte die
Intendantin und machte drei Stellschrauben zur Verbesserung der
Situation für die Frauen aus: Das Aufbrechen von verkrusteten
Strukturen, "damit wir die Freiheit gewinnen, unsere selbstbestimmten
Lebensentwürfe auch wirklich zu leben", eine "Veränderung in den
Köpfen" gegen alte Rollenbilder, die nicht zuletzt auch von den
Medien transportiert würden, und eine aktiv geführte öffentliche
Debatte über wirkliche Gleichstellung.
Die Studie "Audiovisuelle Diversität", die alle großen
Sendergruppen mit der MaLisa-Stiftung auf den Weg gebracht hätten,
habe vor zwei Jahren vielen in der Medienbranche und in der
Kreativwirtschaft die Augen geöffnet und Handlungsbedarf für alle
offengelegt. "Jeder von uns - Frauen und Männer - hat auch heute noch
Stereotype von den Geschlechtern im Kopf, die unbewusst unser
Verhalten und unsere Entscheidungen beeinflussen." Vieles davon setze
sich offensichtlich auch in der Online-Welt fort, sagte die
Intendantin unter Bezug auf die Ergebnisse einer neuen Studie der
MaLisa-Stiftung über weibliche Selbstinszenierung in den
Online-Medien.
Gleichwohl sei die Branche an vielen Stellen auf einem guten Weg.
Beispielsweise hätten sich die Filmverantwortlichen in der ARD vor
einem Jahr dazu verpflichtet, auch Frauen mittleren und höheren
Alters als handlungsstarke Protagonistinnen zu besetzen und gezielt
nach entsprechenden Stoffen zu suchen. "Dabei geht es nicht nur ums
Alter, sondern auch um die gezeigten Berufe und die behandelten
Themen insgesamt." Mittlerweile gebe es mehr Aufmerksamkeit für
Diversität bei der Auswahl der Stoffe, der Projektvergabe und den
Akteuren der filmischen Hauptgewerke.
"Wir brauche mehr starke Frauen auf den Bildschirmen", forderte
die MDR-Intendantin: "Darum hatten wir uns im MDR dafür entschieden,
500 Jahre Reformation mit dem Film ''Katharina Luther'' zu feiern.
Darum liegt der Fokus in ''Charité'' auf Ida und ihrem Leben. Und darum
haben wir die Bauhausgeschichte aus Sicht von Lotte erzählt. Diese
Figuren sind Vorbilder: selbstbestimmt, intelligent,
durchsetzungsstark, gewitzt. Und sie sind sichtbar".
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Datum: 13.04.2019 - 11:00 Uhr
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