Missbrauchsfall in Lügde: Bei Abriss auf Campingplatz weitere Datenträger gefunden
(ots) -
Die Behausung des mutmaßlichen Täters auf dem Campingplatz in Lügde
in Nordrhein-Westfalen wird derzeit abgerissen. Nach Informationen
von WDR, NDR und Süddeutscher Zeitung hat der Chef des
Abrissunternehmens dabei weitere Datenträger entdeckt. Laut Polizei
befanden sie sich in einem doppelten Boden eines Campingwagens.
Auf der Parzelle des Hauptverdächtigen im Missbrauchsfall von Lügde,
Andreas V., sind weitere Datenträger gefunden worden, gut zwei Wochen
nachdem Polizei und Staatsanwaltschaft den Tatort wieder freigegeben
hatten.
Seit drei Tagen (Dienstag) ist ein örtlicher Abrissunternehmer damit
beauftragt, die Wohnung des Dauercampers Andreas V. abzureißen. Er
fand nach Informationen von WDR, NDR und Süddeutscher Zeitung
insgesamt fünf Datenträger: Drei CDs und zwei Disketten, eine davon
erst heute. Ob darauf kinderpornographisches Material gespeichert
war, ist unklar. Die Polizei Bielefeld gab an, dass die Datenträger
ausgewertet werden. Weitere Angaben machte sie zum Inhalt nicht.
Der Abrissunternehmer hatte gestern die ersten vier Datenträger der
Polizei übergeben. Nach seinen Angaben sollen die CDs handschriftlich
beschriftet gewesen sein, z.B. mit einer Jahreszahl, dem Wort "Video"
und fünfmal dem Buchstaben X. Entdeckt hat er die Datenträger nach
eigenen Angaben, als er einen der Wohnwagen auf der Parzelle zerlegt
hat.
Die Polizei in Bielefeld, die die Ermittlungen durchführt, bestätigte
den Fund. Demnach sei bei den Abrissarbeiten ein Hohlraum freigelegt
worden zwischen zwei Bodenplatten. Dieser Ort sei bei den
Durchsuchungen vorher mit den zulässigen Mitteln nicht aufgefunden
worden.
Die Behausung von Andreas V., in der seit Jahren Kinder und
Jugendliche sexuell missbraucht und dabei gefilmt und fotografiert
worden sein sollen, war von der Polizei im Rahmen der Ermittlungen
mehrfach durchsucht worden. Zunächst im Dezember, nach der Festnahme
des Hauptverdächtigen, damals noch unter der Leitung der
Kriminalpolizei Detmold. Dabei waren Computer, Festplatten und
hunderte andere Datenträger mit tausenden Dateien darauf
sichergestellt worden.
Mitte Februar, nachdem mehrere Fehler und Versäumnisse der Polizei
öffentlich geworden waren, nahm sich die Spurensicherung den Tatort
erneut vor, inzwischen unter der Leitung der Polizei Bielefeld. Das
Auto und ein weiterer Campingwagen des Hauptverdächtigen waren bis
dahin noch gar nicht durchsucht worden. Es waren auch keine
DNA-Spuren gesichert worden. Die Beamten fanden noch einen PC und
mehr als 130 CDs.
Auf Druck des NRW-Innenministeriums folgten Ende Februar und Anfang
März über mehrere Tage weitere Durchsuchungen. Ergebnis: Es wurden
weitere Datenträger sichergestellt. Ein USB-Stick wurde in einer
Sesselritze gefunden.
Die Polizei hatte den Tatort Ende März freigegeben. Danach drängte
der Besitzer des Campingplatzes darauf, dass die Parzelle geräumt
wird. Nach Informationen von WDR, NDR und Süddeutscher Zeitung
willigte der Beschuldigte Andreas V. ein, sodass der Abriss in dieser
Woche beginnen konnte.
Die leitende Staatsanwaltschaft Detmold geht davon aus, dass im Juni
der Prozess gegen Andreas V. und weitere Beschuldigte beginnen kann.
Aufgrund der Auswertungen des Materials sprechen die Ermittler
derzeit davon, dass es 40 Missbrauchsopfer gibt. Es könnte sein, dass
die Zahl noch steigt. Eines der Opfer ist ein heute acht Jahre altes
Mädchen, das Andreas V. vom Jugendamt des niedersächsischen Kreises
Hamel-Pyrmont als Pflegekind überlassen worden war - obwohl das
Jugendamt mehrere Hinweise bekommen hatte, dass Andreas V. sich
pädophil geäußert haben soll.
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Datum: 12.04.2019 - 16:11 Uhr
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