Die Weltbank investiert trotz anderslautender Absichtserklärungen und internationaler Klimaschutz-Verträge offenbar weiter massiv in fossile Energieträger
(ots) - Einer internationalen Recherche zufolge, an der in
Deutschland der NDR, die Deutsche Welle und die Süddeutsche Zeitung
beteiligt waren, unterstützt die Weltbank zahlreiche Projekte, die
mit der Förderung von Kohle, Erdgas oder Erdöl verknüpft sind.
Koordiniert wurde die Recherche vom Konsortium Investigativer
Journalisten (ICIJ). Demnach investierte die Weltbank beispielsweise
im Zusammenhang mit der weltgrößten Ölraffinerie in Nigeria 150
Millionen Dollar. Außerdem unterstützt sie die Erschließung eines
Ölfelds in Kenia sowie zumindest indirekt Kohle-Projekte in Mosambik.
Außerdem berät sie die Regierung von Guyana bei der Ausbeutung neu
entdeckter Erdölfelder.
Einer Analyse der deutschen Umweltorganisation Urgewald zufolge
ist die Weltbank derzeit mit rund 21 Milliarden Dollar in Projekten
involviert, in denen es um fossile Energieträger geht. Dem stünden
nur 15 Milliarden Dollar für die Förderung erneuerbarer Energien
gegenüber. "Es ist ein politisches Versagen, letztendlich, dass die
Weltbank so agiert wie sie agiert", sagte der entwicklungspolitische
Sprecher der Grünen, Uwe Kekeritz: "Es ist bitter notwendig, dass
sich die Weltbank mit ihrem enormen Einflusspotenzial wirklich
konsequent von fossilen Energieträgern verabschiedet." Auch die
entwicklungspolitische Sprecherin der SPD, Gabi Weber, erklärte, die
Weltbank müsse gerade in Schwellenländern stärker auf regenerative
Energien setzen, um die Klimaziele schneller zu erreichen.
Die Weltbank selbst weist die Kritik zurück. Zum Vorwurf, dass sie
mehr Geld in fossile Energieträger als in erneuerbare Energien
stecke, sagte ein Sprecher, die Weltbank habe allein im Finanzjahr
2018 für den Klimaschutz 20,5 Milliarden Dollar ausgegeben. Wie viel
Geld sie aber konkret Projekte in Zusammenhang mit fossilen
Energieträgern investiert, sagt die Bank nicht. Auch rechnet die
Weltbank unter den Begriff "Klimaschutz" weitaus mehr Maßnahmen ein
als die Förderung erneuerbarer Energien, zum Beispiel die Dämmung von
Häusern oder die Verteilung von LED-Lampen in ärmeren Landstrichen.
Zu einzelnen Projekten sagte ein Weltbank-Sprecher, die
Institution unterstütze beispielsweise in Kenia eine "nachhaltige"
Ausbeutung der Ölvorkommen, ohne jedoch konkret zu werden. In Nigeria
sei das Weltbank-Geld nicht für den Bau der Raffinerie gedacht,
sondern für eine an die Raffinerie angeschlossenen
Düngemittel-Produktion. Allerdings, so Kritiker, fördere der Bau des
gesamten Raffinerie-Komplexes eine intensivere Ausbeutung der
nigerianischen Ölfelder. Die Recherchen ergaben außerdem, dass die
Weltbank-Gruppe an mindestens fünf Banken beteiligt ist, die Kredite
für den Bau der Ölraffinerie gegeben haben.
In Guyana, so die Weltbank, unterstütze sie die Regierung beim
Aufbau eines Gesetzesrahmens, um Ölvorkommen erschließen zu können.
Allerdings fand auch die deutsche Bundesregierung als eine der
größten Anteilseignerinnen die Förderung so fragwürdig, dass sie dem
Vorhaben Ende März nicht zugestimmt hat. Ein Sprecher des
Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ) sagte,
Deutschland habe sich eine stärkere Betonung ökologischer
Nachhaltigkeit gewünscht. Deutschland ist mit mehr als vier Prozent
einer der größten Anteilseigner an der Weltbank.
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Datum: 10.04.2019 - 18:00 Uhr
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