Stabile Geschäftsentwicklung bei Bayerns Genossenschaften
(ots) - Bei den genossenschaftlichen Waren- und
Dienstleistungsunternehmen in Bayern laufen die Geschäfte weiterhin
rund. Die 1.053 Unternehmen steigerten den Gesamtumsatz im Jahr 2018
um 1,5 Prozent auf 12,7 Mrd. Euro, wie der Genossenschaftsverband
Bayern (GVB) beim Jahrespressegespräch in München bekannt gab. Das
Ergebnis vor Steuern verbesserten sie um 8,0 Prozent auf 259,5 Mio.
Euro.
"Bayerns Genossenschaften haben 2018 erfolgreich gewirtschaftet.
Sie sind erneut gewachsen und haben mehr verdient", fasste
GVB-Präsident Jürgen Gros zusammen. Die Waren- und
Dienstleistungsunternehmen beschäftigen mehr als 20.000 Mitarbeiter
und sind in 35 Branchen aktiv. Gros: "Sie fördern ihre 620.000
Mitglieder und sind als Partner der Landwirtschaft, als dezentrale
Energielieferanten, regionale Nahversorger oder IT-Dienstleister fest
im bayerischen Wirtschaftsleben verankert."
Wachstum in fast allen Geschäftsfeldern - Fachkräfte in der
Logistik fehlen
In fast allen Branchen weisen die Unternehmen Wachstum aus. Das
gilt für Genossenschaften aus Handel und Handwerk ebenso wie für
Genossenschaften aus der IT-Branche oder dem Gesundheitswesen. Auch
die ländlichen Genossenschaften konnten zulegen, da Verbraucher
zunehmend regional erzeugtes Gemüse, Obst oder Fleisch nachfragen.
Die Raiffeisen-Warenunternehmen verzeichneten aufgrund der schwachen
Ernte Einbußen beim Getreidehandel. Insgesamt konnten sich die
Betriebe jedoch gut behaupten, insbesondere weil der Baustoffhandel
wegen der lebhaften Bautätigkeit in Bayern florierte. Zudem
investierten die Landwirte stärker in Agrar- und Stalltechnik als im
Vorjahr.
Die Energiegenossenschaften spürten die Wetterkapriolen des Jahres
2018. Unternehmen mit Photovoltaikanlagen speisten so viel
Sonnenstrom wie noch nie in die Netze ein. Bei den
genossenschaftlichen Wärmeversorgern schmälerten jedoch die höheren
Durchschnittstemperaturen den Erlös, weil die Haushalte weniger
heizten. Zudem konnten die Betreiber von Wasserkraftanlagen wegen
niedriger Gewässerstände nur eingeschränkt Strom produzieren.
Die Geschäfte der bayerischen Molkereigenossenschaften blieben
anders als in den Vorjahren von extremen Ausschlägen beim Milchpreis
verschont. Stabilisierend wirkten die hohe Nachfrage am Weltmarkt und
die hohen Preise für die Fettverwertung (z. B. Butter). Dass der
Anteil der im Milchsektor tätigen Genossenschaften am gesamten
Mengenaufkommen rückläufig war, ist auf strukturelle Änderungen des
Geschäftsmodells der Milchliefergenossenschaften zurückzuführen. Sie
treten zunehmend als Vermittler auf und weisen Umsätze damit nicht
mehr in den eigenen Büchern aus.
Als Wachstumsbremse für Genossenschaften wirkte sich zunehmend der
Fachkräftemangel aus. Insbesondere im Handel und dem
Raiffeisen-Warengeschäft fehlen qualifizierte Mitarbeiter im
Logistikbereich. "Gute Lkw-Fahrer sind rar. Der Stellenmarkt ist in
einigen Branchen leergefegt", stellte Gros vor dem Hintergrund der
hohen Beschäftigungsquote im Freistaat fest.
Autonomie der Milchlieferbeziehungen - Bürokratieabbau im
Energiesektor
Der Verbandspräsident forderte angesichts der bevorstehenden
Europawahl insbesondere von den Brüsseler Politikern, die Autonomie
der Lieferbeziehungen im genossenschaftlichen Milchsektor zu
respektieren. "Die Abnahmegarantie in Kombination mit der
Andienungspflicht bietet den Landwirten Planungssicherheit. Selbst
bei schwierigen Marktbedingungen können Landwirte ihre Milch bei
Molkereigenossenschaften absetzen", sagte Gros. Diese Stabilität
würde den zuletzt immer wieder diskutierten staatlichen Eingriffen in
die Lieferbeziehungen zum Opfer fallen.
Aktiv wirkt der GVB an der Gestaltung der zukünftigen
Energieversorgung im Freistaat mit. Das bayerische
Wirtschaftsministerium hat einen "Energiedialog" gestartet, bei dem
der Verband die Interessen von 262 Energiegenossenschaften vertritt.
"Wir setzen uns insbesondere dafür ein, bürokratische Hemmnisse
abzubauen", sagte Gros. Dazu zählt beispielsweise, dass Mitglieder
von Energiegenossenschaften beim Verbrauch des mit einer
Gemeinschaftsanlage produzierten Stroms bislang die volle EEG-Umlage
abführen müssen. Von Privatpersonen und anderen Unternehmen wird bei
der Eigenversorgung hingegen nur eine reduzierte Umlage verlangt.
Gros: "Diese Ungleichbehandlung gehört abgeschafft. Sie vermindert
die Attraktivität von Energieprojekten für Genossenschaften und
verhindert damit Investitionen in dezentrale und umweltfreundliche
Anlagen zur Stromerzeugung."
Reges Gründungsgeschehen - Brauereigenossenschaften im Trend
"Genossenschaften sind ein lebendiger Bestandteil der bayerischen
Gesellschaft", machte GVB-Präsident Gros deutlich. So sind im
Freistaat in den vergangenen zehn Jahren 380 neue Genossenschaften
entstanden. 2018 waren es 14, darunter drei Brauereien. "Das
Interesse an regionalen, handwerklich hergestellten Bieren nimmt zu",
stellte Gros fest und verwies auf die insgesamt 14 aktiven
genossenschaftlichen Brauereien in Bayern. Dazu zählen neben mehreren
Jungbrauern auch traditionelle Unternehmen, die sich teilweise seit
100 Jahren am Markt behaupten. Gemeinsam produzieren sie pro Jahr
mehr als 170.000 Hektoliter Bier. Das reicht rechnerisch, um den
Durchschnittskonsum von 170.000 Verbrauchern zu decken.
Alle Unterlagen zum Pressegespräch:
https://www.gv-bayern.de/presse
Der Genossenschaftsverband Bayern e.V. (GVB) vertritt seit mehr
als 125 Jahren die Interessen bayerischer Genossenschaften. Zu seinen
1.242 Mitgliedern zählen 236 Volksbanken und Raiffeisenbanken sowie
mehr als 1.000 Unternehmen aus Branchen wie Landwirtschaft, Energie,
Handel, Handwerk und Dienstleistungen. Sie bilden mit rund 50.000
Beschäftigten und 2,9 Millionen Anteilseignern eine der größten
mittelständischen Wirtschaftsorganisationen im Freistaat. (Stand:
31.12.2018)
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Datum: 10.04.2019 - 11:15 Uhr
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