ZDF-Programmhinweis / Sonntag, 28. April 2019, 23.45 Uhr
(ots) -
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Sonntag, 28. April 2019, 23.45 Uhr
Precht
Mehr Fortschritt, mehr Wohlstand, mehr Glück?
Über Jahrhunderte hinweg glaubten Gesellschaften an eine permanente
Höherentwicklung durch Fortschritt. Richard David Precht und sein
Gast, die Schriftstellerin Juli Zeh, stellen aber fest: Trotz
wachsender Wirtschaft und mehr Konsum werden die Menschen nicht
glücklicher.
Bei allem Wohlstand und aller Freiheit, die in den westlichen
Industriegesellschaften erreicht wurden, scheint inzwischen ein
Endpunkt erreicht zu sein: Wachstum und Wohlstand garantieren
anscheinend nicht mehr Zufriedenheit, sie kommen auch selbst
allmählich an ihre Grenzen. Stattdessen nimmt die Gereiztheit zu, der
Stress im Alltag ebenso wie die öffentlich gezeigte Wut über die
Politik. Woran liegt das? Gibt es Grenzen des Glücklichseins, genügen
wir uns selbst nicht mehr? Diese Fragen stellt Richard David Precht
der Bestsellerautorin und Juristin Juli Zeh.
Glück scheint an einem bestimmten Punkt nicht dauerhaft
steigerungsfähig zu sein. Woran liegt das? Warum sind viele Menschen
nicht dankbarer, trotz des hohen Lebensstandards in unseren liberalen
Demokratien, sondern haben permanent schlechte Laune? Warum scheint
die Formel "Fortschritt bedeutet Glück" einfach nicht aufzugehen? Und
was berechtigt die Gesellschaft überhaupt zu dieser auch besonders
offensiv im Internet postulierten Anspruchshaltung, dass einem immer
das Beste und das Günstigste zusteht? Die Gesellschaft erhebt den
Anspruch darauf, immer größere Ansprüche haben zu dürfen: Soziologen
und Psychologen reden heute von "Entitlement". Liegt dies im Menschen
selbst begründet, oder zeigen wir diese Frustrationsintoleranz, weil
wir immer stärker vom Konsum- und Wachstumsdenken beherrscht werden?
Der Siegeszug des Individualismus sei daran schuld, so Precht, dass
man lieber seine eigene Einzigartigkeit zelebriere, sich in Selfies
inszeniere und den persönlichen Vorteil im Auge habe, als über die
Notwendigkeiten einer besseren Gesellschaft nachzudenken. In der
Antike war das Glück noch fest an das gesellschaftliche Leben
gekoppelt. Nur in der Tugendhaftigkeit gegenüber der Gemeinschaft
findet nach Aristoteles der Mensch seine Erfüllung. Das Glück liegt
für ihn nicht in der Erfüllung von Bedürfnissen, sondern im "tätigen
Sein". Wir sollten uns wieder mehr für das Gemeinwohl aller
mitverantwortlich fühlen, anstatt sich zwischen Selfie-Manie und
Wutbürgertum gegenseitig aufzureiben, fordert Precht.
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Datum: 03.04.2019 - 15:47 Uhr
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