Kölner Stadt-Anzeiger: Katholischer Ex-Diakon: Nirgends so vielen Homosexuellen begegnet wie im Klerus - Kirchenmusik-Professor beklagt "niederträchtigen Umgang"
(ots) - Köln. Der katholische Ex-Diakon Stefan Klöckner,
Professor für Kirchenmusik an der Folkwang Universität der Künste,
hat einen niederträchtigen Umgang mit homosexuellen Klerikern in der
Kirche beklagt. Der Versuch, ihnen das Problem des sexuellen
Missbrauchs in die Schuhe zu schieben, sei "Missbrauch des
Missbrauchs", sagte Klöckner dem "Kölner Stadt-Anzeiger"
(Dienstag-Ausgabe). Der 60-Jährige hatte den Essener Bischof
Franz-Josef Overbeck 2015 um Entpflichtung von seinem Amt als Diakon
am Essener Dom gebeten, um seinen damaligen Freund heiraten zu
können. Man müsse homosexuelle Orientierung und Missbrauch
voneinander trennen, betonte Klöckner. "Die Gefahr von Missbrauch ist
dann besonders hoch, wenn unausgereifte Persönlichkeiten ihre
Sexualität zu unterdrücken versuchen. Das heißt: Die Kirche hat das
Problem in einem hohen Maße über lange Zeit hinweg selbst produziert.
Die kirchliche Dämonisierung und Tabuisierung der Homosexualität, die
eine Ursache des Problems ist, nun als Lösung anzubieten, macht im
Gegenteil alles nur noch schlimmer." Die Idee, sich von "faulen
Gliedern" zu trennen, damit der Leib "gesundet", sei "abwegig, ja
geradezu niederträchtig", sagte Klöckner.
Auch angesichts eines - nach Klöckners Erfahrungen -
überproportional großen Anteils an Homosexuellen im kirchlichen
Dienst forderte Klöckner, die Kirche solle "endlich in der Realität
ankommen, ein falsches Menschenbild hinter sich lassen und die
homosexuelle Veranlagung als gleichwertig zur heterosexuellen
anerkennen. Die Abwertung der Homosexualität als widernatürlich, weil
nicht auf Fortpflanzung ausgerichtet, sei weder humanwissenschaftlich
noch theologisch zu halten. "Ich bin Künstler und in der Kunstszene
tätig, in der sich erfahrungsgemäß viele Homosexuelle bewegen. Aber
ich bin nirgends so vielen von ihnen begegnet, wie im Klerus - auch
im hohen Klerus - und bei den Laienangestellten."
Klöckner griff namentlich den Kölner Erzbischof, Kardinal Rainer
Woelki, an. Dieser habe sich mit einem Gastbeitrag in der Würzburger
"Tagespost" Ende März "in der Vergangenheit eingemauert", so
Klöckner. "Berechtigte Anliegen von Liebenden in der Kirche - egal,
ob geschieden, wiederverheiratet oder homosexuell - als Auswüchse
der ''Spaßgesellschaft'' abzutun und die antiquierten
Moralvorstellungen der Kirche als Hort der ''einen großen Liebe''
dagegen zu stellen, kommt mir geradezu zynisch vor, besonders wenn
man die kirchliche Realität sieht."
https://www.ksta.de/kultur/klerus-fuer-die-partnerschaft-verlassen
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Datum: 01.04.2019 - 18:41 Uhr
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