Treffen der Gesundheitshandwerke mit Jens Spahn: Gesundheitshandwerke gestalten (FOTO)
(ots) -
Der Bundesminister für Gesundheit Jens Spahn MdB (CDU) traf am 25.
März 2019 Vertreter der Gesundheitshandwerke in der Handwerkskammer
zu Köln zur Veranstaltung "Gesundheitspolitik und Handwerk 2019".
Hauptthemen, über die Spahn mit ca. 100 Vertretern der
Gesundheitshandwerke diskutierte, waren die "überbordende Bürokratie"
im Gesundheitswesen und die Digitalisierungsblockaden.
Begrüßt wurde der Minister von Hans Peter Wollseifer, Präsident
der Handwerkskammer zu Köln und Präsident des Zentralverbands des
Deutschen Handwerks (ZDH). Er leitete die Themen des Ministers ein:
"Ihr Kampf gegen Digitalisierungsblockaden findet unsere klare
Unterstützung." Als hilfreich sah er das starke Instrument der
Selbstverwaltung des Handwerks und legte es dem Minister ans Herz.
Als Beispiel führte Wollseifer das elektronische
Gesundheitsberuferegister (eGBR) an, das künftig die Ausgabe von
elektronischen Heilberufs- und Berufsausweisen (eHBA/eBA) an die
Gesundheitshandwerke übernehmen soll. Unnütz, meint das Handwerk,
denn dieses habe eine funktionierende Selbstverwaltung und könne das
selbst stemmen.
In seiner Rede ging Jens Spahn auf die aktuellen
gesundheitspolitischen Themen der Regierung ein und wies selbst auf
unzureichende Strukturen hin. So sei die 2004 beschlossene
elektronische Gesundheitskarte mittlerweile zum "Berliner Flughafen"
des Gesundheitssektors geworden. Das müsse gelöst werden.
Der Minister mahnte zu mehr Mut fürs Digitale. "Wir können die
Digitalisierung entweder gestalten oder erleiden", sagte Spahn. Die
Gesundheitshandwerke sieht er dabei als Gestalter und lobte ihre
Innovationskraft.
Als Erfolg verzeichnete er das endgültige Aus für Ausschreibungen
im Hilfsmittelbereich. Ein Erfolg, an dem die Gesundheitshandwerke
beteiligt waren.
Er lobte die wohnortnahe Versorgung durch die Gesundheitshandwerke
und stimmte zu, dass über Delegation und Substitution gesprochen
werden müsse.
Mit einem deutlichen "Ja" sprach Spahn sich zudem für die duale
Ausbildung und gegen die zunehmende Akademisierung der Berufe aus und
erntete auch dafür großen Beifall.
Zu dem bereits bei früheren Treffen der Akteure angesprochenen
überdurchschnittlichen Aufwand der Gesundheitshandwerke für die
Präqualifizierung sagte der Bundesgesundheitsminister erneute Prüfung
zu: "Wir schauen uns das noch einmal an."
Kein Wunder, dass die erhöhten Anforderungen an die
Präqualifizierung der Gesundheitshandwerke ein stark diskutiertes
Thema in der Fragerunde nach Spahns Rede waren. Direkt damit
verbunden war das Thema der "überbordenden Bürokratie". In diesem
Bereich sieht Spahn Auswüchse und stimmte zu, auf Wirtschaftlichkeit
achten zu müssen. Die Gesundheitshandwerker stellten klar: In Zeiten
eines Terminservice- und Versorgungsgesetzes für schnellere Termine
und bessere Versorgung für die Versicherten sei eine solche zeitliche
und personelle Belastung durch Betriebsbegehungen alle 20 Monate -
wie sie die Deutsche Akkreditierungsstelle (DAkkS) fordere -
kontraproduktiv, ganz abgesehen vom monetären Aufwand.
In der folgenden Diskussion mit Prof. Dr. Karl Lauterbach, MdB und
stv. Fraktionsvorsitzender der SPD, war Marianne Frickel, biha
Präsidentin, Podiumsmitglied und legte den Fokus noch einmal explizit
auf Fragen und Sorgen der Gesundheitshandwerke, speziell der
Höra-kustiker. Mit ihr diskutierten Dr. Jan Wetzel, Geschäftsführer
des Zentralverbands der Augenoptiker und Optometristen (ZVA), und Kai
Swoboda, stv. Vorstandsvorsitzender der IKK classic, unter der
Moderation von Thorsten Breitkopf, Leitender Wirtschaftsredakteur des
Kölner Stadt-Anzeigers.
Frickel stellte klar: Sie spreche für ein gefahrengeneigtes
Handwerk. Alles, was nicht in qualifizierten Betrieben angepasst
wird, sei grob fahrlässig. In diesem Sinne unterstützen die
Gesundheitshandwerke das Instrument der Präqualifizierung. Es sei ein
Sicherheits- und Qualitätssiegel. Ein ungleicher und mit
überdurchschnittlichem Aufwand verbundener
Präqualifizierungsmarathon, wie ihn die DAkkS mit Betriebsbegehungen
alle 20 Monate fordere, sei aber übertrieben, verursache Kosten und
Verwaltungsaufwand, ohne eine bessere Versorgung zu erreichen. Statt
zu versorgen, seien die Gesundheitshandwerke mit
Dokumentationspflichten beschäftigt - und das zu Lasten der
Versicherten. "Wir halten eine Präqualifizierung alle fünf Jahre für
ausreichend", sagte Frickel. Es bedürfe eines Umdenkens, "wenn wir
über Bürokratieabbau sprechen wollen".
Prof. Lauterbach ging direkt darauf ein: Routinedokumentation
müsse sein. Eine Übermittlung der Dokumentationen in den Betrieben in
digitaler und in Papierform sei aber tatsächlich "unvertretbar". Man
müsse überlegen, ob es reiche, nach "20 Monaten das [zu] prüfen, was
sich geändert hat", denn auch "überflüssige oder doppelte
Dokumentationen und Begehungen müssen nicht sein".
Zustimmung fand Frickel außerdem bei ihrer Kritik am verkürzten
Versorgungsweg. Hier sei eine Präqualifizierung der HNO-Praxen
überhaupt nicht vorgeschrieben. Allein deshalb sei neben anderem
dieser Versorgungsweg schwierig. Dem stimmte Lauterbach zu: "Auch ich
finde diese Ausnahme sehr problematisch."
Zum Thema Substitution und Delegation stellte Wetzel klar: Es sei
wichtig, den Gesundheitshandwerken zuzutrauen, was sie gelernt haben.
Als Beispiel führte er den zahlenmäßigen Rückgang der Augenärzte
besonders außerhalb von Ballungsgebieten an. Das gefährde die
flächendeckende Versorgung. "Wenn es keinen Arzt mehr gibt, der
verordnet, gibt es auch keinen Leistungserbringer mehr."
Hintergrund zum Hörakustiker-Handwerk
In Deutschland gibt es etwa 5,4 Millionen Menschen mit einer
indizierten Schwerhörigkeit. Tendenz steigend. Schwerhörigkeit zählt
zu den zehn häufigsten gesundheitlichen Problemen. Mit rund 6.600
Hörakustiker-Betrieben und ca. 15.000 Hörakustikern versorgt das
Hörakustiker-Handwerk bereits ca. 3,5 Millionen Menschen in
Deutschland mit qualitativ hochwertigen, volldigitalen Hörsystemen.
Die Bundesinnung der Hörakustiker (biha) KdöR vertritt die Interessen
der Hörakustiker in Deutschland.
Neben der Erstversorgung des Kunden ist der Hörakustiker auch für
die begleitende Feinanpassung mit wiederholten Überprüfungen und
Nachstellungen der Hörsystemfunktionen zuständig. Daneben organisiert
er - wenn der gesetzliche Anspruch besteht - die Kostenübernahme
durch die gesetzlichen Krankenversicherungen und steht für Wartung
und Reparaturen der Hörsysteme bis zu einem gewissen Grad zur
Verfügung.
Darüber hinaus berät er zu Gehörschutz und speziellem technischem
Zubehör. Der Hörakustiker verfügt über theoretisches Wissen aus der
Akustik, Audiologie, Psychologie und Hörsystemtechnik und über
praktische Fertigkeiten zur Audiometrie.
Pressekontakt:
Dr. Juliane Schwoch (biha), schwoch(at)biha.de
Original-Content von: Bundesinnung der Hörakustiker KdöR, übermittelt durch news aktuell
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Datum: 27.03.2019 - 09:54 Uhr
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