Offenbar erster Todesfall in Verbindung mit "Lichtnahrung" seit mehr als 20 Jahren
(ots) - Zum ersten Mal seit mehr als 20 Jahren ist ein
deutscher Staatsbürger mutmaßlich in Zusammenhang mit der sogenannten
"Lichtnahrung" gestorben. Dabei handelt es sich um ein esoterisches
Konzept, das davon ausgeht, dass Menschen ohne Nahrung und Wasser
leben können. Der gebürtige Hamburger Finn Bogumil starb Ende 2017 im
Alter von 22 Jahren auf der Karibik-Insel Dominica, wie Recherchen
des NDR ergeben haben. Die oberste Staatsanwältin des Inselstaates
bestätigte, dass der Mann vorher gefastet habe und dass dies die
wahrscheinliche Todesursache sei. Die Todesursache muss noch
offiziell in einem Gerichtsverfahren festgestellt werden. Nach
Zeugenberichten hatte der Mann mehrmals versucht, tagelang ohne
Flüssigkeit auszukommen. Er hatte zudem Familie und Freunden von
seinem Vorhaben berichtet, ohne Nahrung und Flüssigkeit zu leben und
sich von Licht ernähren zu wollen. Nach Angaben seiner Eltern war der
junge Mann 2015 in Hamburg für zwei Wochen stationär in
psychiatrischer Behandlung gewesen. Grund dafür sei womöglich eine
Psychose nach dem Konsum von Drogen gewesen.
Die sogenannte "Lichtnahrung" ist eine esoterische Weltanschauung,
wonach Menschen angeblich erlernen können, sich von Lichtenergie zu
ernähren und auf Lebensmittel verzichten zu können. Ihre Anhänger
organisieren sich unter anderem über Workshops und Kongresse. In
Deutschland fand im Februar der sogenannte "Lichtnahrung
Online-Kongress" statt mit nach eigenen Angaben 6000 Teilnehmerinnen
und Teilnehmern. Bekanntheit erlangte die "Lichtnahrung" unter
anderem durch den umstrittenen österreichischen Kino-Dokumentarfilm
"Am Anfang war das Licht", der auch für den verstorbenen Hamburger
offenbar eine wichtige Rolle gespielt hat. Die Dokumentation wurde
2013 zur besten Sendezeit im österreichischen Fernsehen ORF
ausgestrahlt. Der Film lässt Menschen zu Wort kommen, die behaupten,
seit Jahren auf Essen und Trinken zu verzichten - für Mediziner ein
Ding der Unmöglichkeit. Der Film wurde mit dem Negativpreis "Goldenes
Brett" ausgezeichnet. Der Regisseur des Dokumentarfilms, Peter-Arthur
Straubinger, teilt auf Anfrage mit, sein Film warne klar vor den
Gefahren der "Lichtnahrung". Der Tod des Mannes sei für ihn nicht
nachvollziehbar. Vielleicht sei die Ursache eher in dessen
Drogenkonsum und einer damit verbundenen Psychose zu finden, teilte
Straubinger dem NDR mit.
Sabine Riede von der Beratungstelle "Sekteninfo NRW" sagt: "Die
Lichtnahrung ist eine gefährliche esoterische Ernährungsform."
Nachdem die Methode einige Jahre um die Jahrtausendwende viel Leid
verursacht und für Aufklärungsbedarf gesorgt habe, sei sie danach
einige Jahre in den Hintergrund gerückt. Besonders seit der
Ausstrahlung des Kinofilms "Am Anfang war das Licht" sei die
"Lichtnahrung" wieder beliebter geworden. "Wir halten die Methode für
sehr gefährlich, weil beim vollständigen Verzicht auf feste und
flüssige Nahrung bereits ab dem dritten Tag das Risiko einer
tödlichen Dehydratation steigt", sagt Riede. Bei Kindern müsse sofort
das Jugendamt informiert werden.
Der letzte bekannte Todesfall in Verbindung mit "Lichtnahrung" in
Deutschland stammt aus dem Jahr 1997. Im Jahr 2011 war in der Schweiz
eine Frau ums Leben gekommen, die glaubte, auf Nahrung und
Flüssigkeit vollständig verzichten zu können.
Die Recherche ist am Dienstag, 12. März um 21.15 Uhr im NDR
Fernsehen in der Sendung "Panorama - die Reporter " zu sehen, ebenso
im NDR Investigativ-Format "STRG_F" auf YouTube. Am 14. März
erscheint sie im Magazin "Stern".
Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an Dietmar Schiffermüller,
NDR Fernsehen, Redaktionsleiter "Panorama - die Reporter", E-Mail
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Datum: 12.03.2019 - 15:26 Uhr
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