Autonomes Fahren in der Vertrauenskrise? / Automotive Consumer Survey
(ots) -
- Autonomes Fahren ist aus Verbrauchersicht noch nicht sicher genug
für die Straße.
- Verbraucher trauen verstärkt Technologieunternehmen statt OEMs zu,
vollfunktionsfähige autonome Fahrzeuge zu entwickeln und befürworten
eine umfassende Regierungsaufsicht.
- Deutsche Autofahrer sehen Nutzen und Datensicherheit von
umfassender Konnektivität skeptisch.
Das Vertrauen in die Perfektion der Technik hat ihre Grenzen -
jedenfalls wenn es um das autonome Fahren geht. Das Vertrauen in die
Sicherheit autonomer Fahrzeuge stagniert in Deutschland - das zeigt
die Deloitte Global Automotive Consumer Study 2019. Die Untersuchung
analysiert die Einstellung von Konsumenten in verschiedenen globalen
Märkten zu den Trends im Automobilbereich. Auf dem Vormarsch ist
hingegen der Elektroantrieb, auch wenn er zum Massenmarkt noch Zeit
brauchen wird. Konnektivität scheint den Herstellern zunächst keine
zusätzlichen Wertschöpfungspotenziale zu bringen: Die Verbraucher
wollen nur einen geringen Zusatzobulus für Connectivity Services
bezahlen.
"Die vom Verbraucher bisher eher reserviert aufgenommene
E-Mobilität gewinnt auch in Deutschland allmählich an Momentum. Sie
kann negative Umweltauswirkungen herkömmlicher Antriebsformen
reduzieren. Und autonome Fahrzeuge haben das Potenzial, die
Verkehrssicherheit dramatisch zu verbessern. Dies sind ohne Frage
positive Ziele - sie zu erreichen, kann angesichts der
Verbraucherbedenken aber eine Herausforderung werden", erklärt Dr.
Thomas Schiller, Partner und Leiter Automotive bei Deloitte.
Vertrauen in autonomes Fahren stagniert
Sind autonom fahrende Autos sicher? 47 Prozent der deutschen
Studienteilnehmer bezweifeln das - genauso wie 50 Prozent der
US-Bürger und Japaner. Mit 49 bzw. 48 Prozent zeigen sich Südkoreaner
und Inder ebenfalls skeptisch, während etwa Italiener und Chinesen
mit 29 bzw. 25 Prozent mehr Vertrauen in die Technik haben. Auffällig
ist: Während die Werte von 2017 in den untersuchten Märkten noch bis
zu 20 Prozentpunkte höher lagen, ist die Zahl der Zweifler von 2018
auf 2019 nur noch kaum gesunken oder sogar wieder gestiegen.
Knackpunkt Sicherheit
Ausschlaggebend für die anhaltende Skepsis ist die
Sicherheitsfrage: Medienwirksame Unfälle mit selbstfahrenden
Testautos werden von den Verbrauchern aufmerksam registriert.
Hierzulande gibt mit 56 Prozent mehr als die Hälfte an, dass die
Berichterstattung ihr Bild vom autonomen Fahren negativ beeinflusst,
in den Niederlanden und Großbritannien sind es sogar fast zwei
Drittel. Zudem wird den Automobilherstellern immer weniger zugetraut,
autonome Fahrzeuge auf den Markt zu bringen: Sahen 2018 noch 48
Prozent der deutschen Studienteilnehmer die OEMs dazu in der Lage,
sind es 2019 nur noch 33 Prozent. Den Staffelstab scheinen
Technologieunternehmen zu übernehmen. Immer mehr Verbraucher gehen
davon aus, dass sie diejenigen sind, die vollfunktionstüchtige
autonome Fahrzeuge entwickeln werden: 2019 sind es hierzulande schon
32 Prozent. Angesichts der sich andeutenden Vertrauenskrise ist der
Zuspruch für eine starke Regierungsaufsicht und regulatorische
Standards bei der Entwicklung und Nutzung von autonomen Fahrzeugen
entsprechend hoch. In Deutschland wünschen sich dies 59 Prozent, in
den USA 56 Prozent und in den Niederlanden sind es sogar 73 Prozent.
E-Mobilität gewinnt an Fahrt
E-Mobilität lohnt sich nicht wirklich, das Angebot ist viel zu
klein: Jahrelang waren dies die angeführten Gründe für die verhaltene
Nutzung von E-Autos insbesondere im Autoland Deutschland. Hier
scheint ein Umschwung in Sicht. So können sich jetzt immerhin 37
Prozent (Vorjahr: 34%) der deutschen Autofahrer ein Vehikel mit
alternativem Antrieb vorstellen. In Italien sogar 58 Prozent. Ähnlich
groß ist die Offenheit in den ostasiatischen Staaten gefördert von
staatlichen Programmen, insbesondere in Japan (59%) und China (65%).
Die Tendenz pro Elektroauto ist dabei in allen teilnehmenden Ländern
steigend - auch wenn der Weg zu einem Massenmarkt für
Elektromobilität noch weit ist.
Deutsche skeptisch bei Konnektivität
Das Versprechen: Das vernetzte Auto bringt viele Vorteile wie
bessere Verkehrsinformationen oder smarte Wartung. Die Skepsis
hinsichtlich des Nutzens und der Datensicherheit ist in Deutschland
aber hoch. Gerade einmal ein Drittel (35%) sieht klare Vorteile.
Damit liegt Deutschland - und z.B. auch Japan - weit hinter Ländern
wie China (79%), Indien (76%), aber auch Südafrika (66%) und Italien
(60%). 60 Prozent der deutschen Studienteilnehmer hätten außerdem
Bedenken, dass biometrische Daten von vernetzen Fahrzeugen generiert
und geteilt werden. Wer soll die Daten managen und deren Sicherheit
gewährleisten? Am ehesten noch die Hersteller, meinen die Verbraucher
in Deutschland (31%). Die Sorge der Deutschen vor "Auto-Hackern"
nimmt hingegen insgesamt ab.
Kaum Bezahlbereitschaft für Connected Services
Bei der Bezahlung zeigen die Deutschen eine ähnliche Zurückhaltung
wie die Autofahrer in den meisten anderen Ländern: Sie akzeptieren
höchstens einen geringen Aufpreis in Form einer Einmal-Zahlung. 43
Prozent erwarten sogar einen Nulltarif. Lediglich die indischen
Befragten weichen signifikant von dieser Linie ab: Hier würde die
Hälfte auch höhere Kosten akzeptieren.
Das eigene Auto bleibt Priorität
Der Mobilitätsmix soll die Zukunft der Mobilität prägen. In
Deutschland wird dies aber noch Zeit brauchen: Die Zahl derer, die im
eigenen Wagen das wichtigste tägliche Fortbewegungsmittel sehen,
liegt bei 47 Prozent. Es ist anzunehmen, dass sich dies auch in der
nächsten Dekade nicht ändern wird. Auch verschiedene Mobilitätsmodi
während einer Fahrt bleiben die Ausnahme: Die Hälfte der Deutschen
kombiniert Fortbewegungsmittel nur kaum (55%) oder gar nicht (25%).
Hingegen zeigt der Trend in den USA, Indien und auch Südkorea in die
andere Richtung.
"Die Vision für die Mobilitätssysteme der Zukunft wird sich nicht
über Nacht verwirklichen. Die Konsumenten weltweit evaluieren die
neuen Fahrzeugtechnologien kritisch. OEMs müssen nun ihre Forschungs-
und Entwicklungsaktivitäten vorantreiben - trotz geringer
Sicherheit, wann sich ein Return on Investment einstellen wird,"
resümiert Schiller.
Die komplette Studie finden Sie hier zum Download:
http://ots.de/hn0s8A
Inhaltlich verantwortlich für die Studie ist Dr. Thomas Schiller,
Partner und Leiter Automotive bei Deloitte.
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Datum: 06.03.2019 - 09:22 Uhr
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