90 Prozent unverkaufter Lebensmittel wandern vom Regal in die Tonne: Deutsche Umwelthilfe und foodsharing fordern Wegwerfstopp für Lebensmittel
(ots) - Zu Beginn der Fastenzeit machen Deutsche
Umwelthilfe und foodsharing auf die fortlaufende
Lebensmittelverschwendung aufmerksam - Handel wirft 90 Prozent der
unverkauften Ware weg - Bereits 47.000 Menschen fordern
Ernährungsministerin Klöckner zum Verschwendungsfasten auf -
Deutschland wird Reduktionsziele mit aktueller Strategie von
Ministerin Klöckner verfehlen
Die Tafeln retten seit 25 Jahren große Mengen Essen. Doch noch
immer wandern 90 Prozent der unverkauften Lebensmittel vom
Supermarktregal in die Tonne. Dies entspricht mindestens 11,5
Millionen Mahlzeiten pro Tag, wie neue Berechnungen von foodsharing
und der Deutschen Umwelthilfe (DUH) zeigen. Zum Start der Fastenzeit
fordern die beiden Vereine einen gesetzlichen Wegwerfstopp für
Supermärkte sowie eine Überarbeitung der von Ernährungsministerin
Julia Klöckner kürzlich vorgestellten Strategie zur
Lebensmittelverschwendung. DUH und foodsharing kritisieren, dass die
Ministerin in ihrem Strategiepapier ausschließlich auf freiwillige
Maßnahmen der Unternehmen setzt. So werde das Ziel, bis 2030 50
Prozent weniger Lebensmittel zu verschwenden, nicht erreicht.
Um weniger Lebensmittel zu verschwenden, verweist Klöckner auf die
Tafeln, die jährlich 260.000 Tonnen Essen vor dem Müll bewahren. "Was
wir als Tafel und foodsharing retten, ist ein Tropfen auf den heißen
Stein: Der Handel entsorgt das 10-fache!" erklärt David Jans,
Vorstandsmitglied des foodsharing e.V. Inzwischen kooperieren viele
bundesweite Handelsketten mit gemeinnützigen Organisationen. "Das
reicht jedoch nicht," führt Jans fort. "Manchmal überprüfen wir die
Tonnen und stellen erschrocken fest: Sie sind voll mit gutem Essen.
Wir fühlen uns durch Ministerin Klöckner alleine gelassen. Sie sollte
den Handel gesetzlich dazu verpflichten, keine genießbaren
Lebensmittel mehr wegzuwerfen."
Um auf den Missstand der anhaltend hohen Lebensmittelverschwendung
aufmerksam zu machen, fordern bereits 47.000 Menschen Ministerin
Klöckner zum "Verschwendungsfasten" auf (http://l.duh.de/afr3l). Sie
alle möchten in der Fastenzeit den Essensmüll drastisch reduzieren.
Unterstützt werden die Fastenden von Schauspielerin Marion Kracht,
Politikerin Renate Künast, und weiteren Prominenten. Die ehemalige
Boxweltmeisterin Tina Schüssler sagt dazu: "Es kann nicht sein, dass
wir all das gute Essen wegschmeißen, während andere Menschen sich
viele Nahrungsmittel nicht leisten können oder an Hunger leiden."
DUH und foodsharing kritisieren, dass die Bundesregierung ihre
Strategie gegen Lebensmittelverschwendung an den freiwilligen
Maßnahmen in Großbritannien anlehnt. Ein Blick auf die Zahlen
verdeutlicht den geringen Effekt dieses Vorgehens: In acht Jahren
konnte der vermeidbare Lebensmittelmüll nur um 19 Prozent reduziert
werden. In Frankreich gilt seit 2016 ein gesetzlicher Wegwerfstopp
für Lebensmittel im Einzelhandel. Dadurch wird ein deutlicher Trend
zu weniger Lebensmittelverschwendung erreicht. Deutschland muss die
Verluste bis 2030 um 50 Prozent reduzieren, das gelingt nur, wenn
freiwillige Maßnahmen durch gesetzliche Standards ergänzt werden.
Dazu Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der DUH: "Noch
genießbare, wertvolle Lebensmittel wegzuschmeißen ist nicht nur ein
moralischer, sondern auch ein ökologischer Skandal. Schließlich
werden die Produkte häufig mit hohem Wasser- und Energieverbrauch
hergestellt, oft kommen Dünger, Pestizide und Kraftstoffe zum
Einsatz. Deutschland hat sich 2015 zu den nachhaltigen
Entwicklungszielen der UN bekannt und sich zum Ziel gesetzt, die
Lebensmittelverluste bis zum Jahr 2030 zu halbieren. Dies erreichen
wir nur mit gesetzlichen Vorgaben die den Handel in die Pflicht
nehmen. Freiwillige Selbstverpflichtungen werden scheitern und den
Verbraucher mit der Verantwortung allein lassen."
Links:
- Petition: http://l.duh.de/afr3l
- Grundlage der Berechnungen: http://l.duh.de/p190305
- Aktion Verschwendungsfasten:
https://www.duh.de/verschwendungsfasten-2019/
- Gemeinsamer Aktionsplan: http://l.duh.de/p190305
- Pressefotos: http://ots.de/9s5Rxx
Sie sind Eigentum von foodsharing. Die Urheberrechte liegen zu jeder
Zeit beim foodsharing e.V. Die Fotos können Sie gerne unter Angabe
der Quelle verwenden.
Über die Deutsche Umwelthilfe: Seit 1975 setzt sich die Deutsche
Umwelthilfe (DUH) für den Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen
ein. Wie keine andere Organisation in Deutschland verbindet die DUH
dabei den Schutz von Umwelt und Verbrauchern. Sie ist politisch
unabhängig, gemeinnützig, klageberechtigt und engagiert sich für eine
nachhaltige Wirtschaftsweise, die die ökologischen Belastungsgrenzen
respektiert. Mehr Informationen: https://www.duh.de/ Die DUH setzt
sich aktiv für einen wertschätzenden Umgang mit Lebensmitteln ein,
z.B. mit Partnern wie foodsharing e.V. oder in Projekten wie dem EU-
LIFE Projekt "Clean Air Farming"
Über foodsharing: Seit sechs Jahren rettet die mehrfach
ausgezeichnete foodsharing-Bewegung täglich tonnenweise gute
Lebensmittel vor der Vernichtung und verteilt sie ehrenamtlich und
kostenfrei im Bekanntenkreis, in Obdachlosenheimen, Kindergärten und
über die Plattform foodsharing.de. Über 200.000 Menschen aus
Deutschland, Österreich und der Schweiz nutzen regelmäßig die
Internetplattform im Sinne "Teile Lebensmittel, anstatt sie
wegzuwerfen!". Darüber hinaus engagieren sich 50.000 Menschen
ehrenamtlich als Foodsaver, indem sie überproduzierte Lebensmittel
von Bäckereien, Supermärkten, Kantinen und Großhändlern abholen und
verteilen. Das geschieht kontinuierlich über 500 Mal am Tag bei über
5.000 Kooperationspartnern.
Pressekontakt:
David Jans, Vorstand foodsharing e.V.
0177 8780 792, foodsharing(at)posteo.de
Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer Deutsche Umwelthilfe
0160 90354509, mueller-kraenner(at)duh.de
DUH-Pressestelle:
Ann-Kathrin Marggraf, Marlen Bachmann
030 2400867-20, presse(at)duh.de
www.duh.de, www.twitter.com/umwelthilfe, www.facebook.com/umwelthilfe
foodsharing-Pressestelle:
Manuel Wiemann, Kerstin Bergmann
0176 5786 0567, presse(at)foodsharing.de
www.foodsharing.de, www.facebook.com/foodsharing.de
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Datum: 05.03.2019 - 10:28 Uhr
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