Kölner Stadt-Anzeiger: Salzburger Theologe nennt Reaktion des Papstes auf den Missbrauchsskandal "billig und rein defensiv" - "Opfer dringen nicht durch"
(ots) - Der Salzburger Theologe Hans-Joachim Sander hat die
Erklärung von Papst Franziskus zum Abschluss des
"Anti-Missbrauchsgipfels" am Sonntag in Rom scharf kritisiert. Die in
Aussicht gestellten Konsequenzen seien rein defensiv, schreibt Sander
in einem Gastbeitrag für den "Kölner Stadt-Anzeiger"
(Dienstag-Ausgabe). Der Dogmatik-Professor, der sich in seiner
Forschung intensiv mit den Kirchenreformen des Zweiten Vatikanischen
Konzils beschäftigt, verglich das Agieren des Papstes mit dem
Mauerbau-Projekt von US-Präsident Donald Trump. Für die Kirche sei
der Notstand schon da, den Trump an der US-Grenze zu Mexiko zur
Finanzierung der Mauer erst noch kreieren müsse. "Dafür ist die
Mauer des Franziskus aber auch wirklich billig. Sie erspart der
Kirche alle Kosten, alle Opfer, die eine spezifische Offensive gegen
die Bosheit des sexuellen Missbrauchs erfordern würde."
Sander nannte hier unter anderem eine Überprüfung der zölibatären
Lebensform; eine "Durchlüftung der Verschwiegenheitsclubs älterer
Männer" und "ein Ende wenigstens der schamlos übergriffigen Teile in
der katholischen Sexualmoral". Die empörte Reaktion der
Missbrauchsopfer auf die päpstliche Erklärung sei verständlich. Sie
wollten "nicht der Anlass für einen Mauerbau sein, der - wenn auch
vergeblich - in der katholischen Kirche bewahren oder
wiederherstellen soll, was angeblich ''früher einmal'' alles besser
war", betonte Sander und ergänzte, die Opfer seien "der
Unverschämtheit in diesem ''früher einmal'' buchstäblich zum Opfer
gefallen". Und Beteuerungen kirchlichen Respekts vor ihrem Leid zum
Trotz "dringen sie mit ihren Anliegen auch jetzt nicht durch, sondern
stehen wieder - vor einer Mauer".
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Datum: 25.02.2019 - 15:56 Uhr
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