Studie zeigt: Frankophone afrikanische Asylwerber wollen zurück, aber mit Geld und Ausbildung
(ots) - Eine heute veröffentlichte Studie zu frankophonen Afrikanern mit
Fluchterfahrung in Österreich und Deutschland basiert auf Aussagen von 159
Betroffenen in Wien und sechs deutschen Städten. Die Untersuchung wurde von der
Agentur für Migrationskommunikation und -forschung Transcultural Campaigning im
Herbst 2018 durchgeführt und kommt zu einigen überraschenden Ergebnissen. Zur
Studie (http://www.transcultural.at/?page_id=1307)
Die meisten wollten nie Asyl beantragen, sondern sich beruflich "in Europa"
weiterbilden um zurückzukehren und eine Existenz aufzubauen. Die Entscheidung
über das Zielland fällt eher zufällig und während der Reise. Die Zielgruppe
gehört der Mittelschicht an, sie haben fast alle Facharbeiterausbildung oder
Matura.
Befragt über Migrationspolitik machten die befragten Personen eine Reihe sehr
vernünftiger und sachlicher Vorschläge darüber, wie man irreguläre Migration
verhindern und Rückkehrprogramme nachhaltig gestalten kann. Die Einbindung der
Betroffenen ist ein völlig neuer Ansatz in der Migrationspolitik, sagt
Projektleiterin Melita H. Sunjic, denn üblicherweise würden Entscheidungen über
deren Köpfe hinweg getroffen.
Die Studie wurde maßgeblich vom Auswärtigen Amt der Bundesrepublik Deutschland
gefördert und erhielt eine Zuwendung vom österreichischen
Verteidigungsministerium in Koordination mit dem Österreichischen Studienzentrum
für Frieden und Konfliktlösung in Stadtschlaining.
Die Ergebnisse im Detail:
- Ein Großteil der Asylwerber aus den französischsprachigen Ländern
Subsahara-Afrikas wollte niemals Asyl beantragen, sondern im Ausland Geld
verdienen, beruflich Erfahrungen sammeln und dann eine Existenz im Heimatland
aufbauen. Mangels anderer Möglichkeiten der legalen Migration gerieten sie -
oft auf Anraten der Behörden - auf die Asylschiene. Eine Minderheit hat
Fluchtgründe im Sinne der Genfer Flüchtlingskonvention.
- Die Mehrzahl der Befragten sind Männer zwischen 25 und 30 Jahren mit Matura
oder Facharbeiterausbildung. Sie haben erst versucht im Heimatland, dann im
benachbarten Ausland eine Existenz aufzubauen. Erst wenn das nicht klappte,
gingen sie nach Europa. Viele führte der Weg über Libyen, wo die Lage für
Schwarze äußerst gefährlich ist.
- Fast alle Befragten gaben an, dass sie kein besonders Zielland anpeilten,
sondern nur "nach Europa" wollten. Die Weiterreise innerhalb der EU ergibt
sich meist aus Zufällen und Ratschlägen von Landsleuten. Nur ganz wenige
Respondenten berichteten, sie seien gezielt nach Österreich bzw. Deutschland
gekommen, weil sie in der Schule Deutsch gelernt haben oder weil sie Verwandte
in einem dieser Länder haben. Viele vermeiden es, nach Frankreich oder Belgien
zu gehen, weil sie die Politik der ehemaligen Kolonialmacht gegenüber ihren
Heimatländern ablehnen.
- Die Gruppe der französischsprachigen Afrikaner ist beseelt von einem
Bildungshunger wie ihn die Studienautoren nie bei anderen Migrantengruppen
kennengelernt haben. Sie wollen rasch Deutsch lernen, um sich beruflich
weiterzubilden und beklagen, dass ihnen zu wenige Bildungsangebote
offenstehen.
- Befragt zu nachhaltigen Rückkehrprogrammen lehnen so gut wie alle Befragten
Bargeldzahlungen ab. Sie wünschen sich vielmehr eine Berufsausbildung und
Mentoring beim Aufbau eines eigenen Businesses in Afrika und Schutz vor
willkürlichen staatlichen Auflagen. Als finanzielle Unterstützung schlagen sie
Kleinzuwendungen oder Mikrokredite vor. Die Rückkehr "mit leeren Händen" führt
zu einer Stigmatisierung in ihren eigenen Familien.
- Die meisten frankophonen Asylwerber sind unglücklich, weil sie nicht auf
eigenen Füßen stehen können. Sie würden ihren jüngeren Geschwistern
leidenschaftlich davon abraten, ihnen zu folgen.
Kontakt:
Dr. Melita H. Sunjic
Transcultural Campaigning - Geschäftsführerin
melita.sunjic(at)transcultural.at
Tel. +43 664 8909496
www.transcultural.at
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Datum: 20.02.2019 - 15:00 Uhr
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