Umsiedelung ist keine Alternative / Statement des Zooverbands VdZ zum Wuppertaler Bonobo Bili (FOTO)
(ots) -
Der Verband der Zoologischen Gärten unterstützt die aktuellen
Bemühungen des Grünen Zoos Wuppertal zur Eingewöhnung eines
Bonobo-Männchens uneingeschränkt. "Wir wissen, dass die Zoologen und
Tierpfleger vor Ort alles tun, um die Aggressionen, die dem
natürlichen Verhalten der Bonobos entsprechen, gegenüber Bili
abzuschwächen und sie ausklingen zu lassen", sagt Volker Homes,
Geschäftsführer des Verbandes der Zoologischen Gärten (VdZ). "Durch
die zeitweise Aufteilung der Affengruppe in kleinere Einheiten gibt
es inzwischen deutlich mehr ruhige Kontakte zu Bili, der sich
deswegen auch merklich entspannt hat."
Vor diesem Hintergrund lehnt der VdZ die Übersiedelung von Bili in
einen anderen Zoo oder eine sogenannte Auffangstation aus fachlichen
Gründen ab. "Wir verstehen natürlich, dass sich Zoobesucher wegen
Bilis Wunden erschrecken und um seine Gesundheit besorgt sind", sagt
Volker Homes. "Allerdings würde sich seine Situation in einem neuen
Zuhause nicht verbessern, sondern unter Umständen sogar
verschlechtern." Dies gilt besonders für das häufig von Tierfreunden
ins Gespräch gebrachte "Wales Ape & Monkey Sanctuary". Nachdem es am
Wochenende zu einem Gespräch zwischen einem Vertreter der walisischen
Auffangstation und den Experten des Wuppertaler Zoos gekommen war,
steht für den VdZ fest, dass aufgrund mangelnder Expertise die
Institution in Wales in keinem Fall eine Lösung sein kann. "Weder
gibt es derzeit eine Bonobo-Gruppe, noch sind überhaupt Erfahrungen
in der Haltung dieser Menschenaffen vorhanden", sagt Volker Homes.
"Wie will man, wenn man dies über die eigene Auffangstation sagen
muss, einen Bonobo wie Bili managen, der es schon seit seiner Geburt
nicht einfach hatte? Er würde ganz allein in einem Gehege sitzen und
hätte keine Kontakte zu Artgenossen - für sozial veranlagte Tiere wie
Bonobos eine absolute Katastrophe!"
Der Grüne Zoo Wuppertal befindet sich bereits seit mehreren Wochen
im engen Kontakt zum Jane-Goodall-Institut Deutschland. Bei einem
Vor-Ort-Termin am Montag bestätigten die Experten des nach der
berühmten Primatologin benannten Instituts den Zoologen in Wuppertal,
dass eine Umsiedelung Bilis in eine Einrichtung, in der er allein
leben müsste, ein No-Go wäre. Eine erneute Umsetzung des Bonobos in
eine nochmals andere Gruppe können sie aus zoologischer Sicht
ebenfalls nicht empfehlen.
Bili wurde 2008 in einem Zoo in Großbritannien geboren. Leider
wurde er von seiner Mutter nicht angenommen. Um von einem anderen
Weibchen, welches zur selben Zeit ein Jungtier hatte, versorgt zu
werden, wurde Bili auf Empfehlung des Koordinators des Europäischen
Erhaltungszuchtprogramms (EEP) in den Zoo Frankfurt gesandt. Dies
stellte eine zufriedenstellende Lösung für die ersten Lebensjahre des
Bonobos dar, selbst wenn es, durch die Waisenstellung des jungen
Tieres bedingt, auch dort zu arttypischen Konflikten innerhalb der
Gruppe kam. Dauerhaft konnte Bili ohnehin nicht in Frankfurt bleiben:
Durch seine genetische Ähnlichkeit zu den vorhandenen Menschenaffen
hätte er nicht Bestandteil der Zuchtgruppe werden können, so dass im
EEP entschieden wurde, ihn nach Wuppertal zu senden. Vor dieser
Entscheidung wurden alle neun Mitglieder der Europäischen
Zoovereinigung EAZA genauestens evaluiert und auch eine mögliche
Übergabe des Bonobos in das Programm American Species Survival Plan
erwogen. In diesem Fall wäre der Bonobo nach Nordamerika gegangen.
Die besten Voraussetzungen für Bili bestanden jedoch in Wuppertal. Um
junge Männchen in der matriarchalisch organisierten
Bonobo-Gesellschaft vor den arttypischen Attacken der dominanten
Weibchen zu bewahren, werden diese Transporte meist zusammen mit dem
Muttertier durchgeführt. In diesem Fall wäre Bili durch den Status
seiner Mutter geschützt gewesen. Doch die Ablehnung direkt nach
seiner Geburt ließ diese wirksame Methode im vorliegenden Fall nicht
zu. Die ebenfalls in der Öffentlichkeit häufig diskutierte Frage, ob
Bili nicht nach Frankfurt zurückkehren könnte, muss ebenfalls
verneint werden. Inzwischen hat sich die Gruppenkonstellation im
hessischen Zoo durch den Zuzug von zwei erwachsenen Weibchen derartig
geändert, dass eine Reintegration des jungen Bonobos in die
Frankfurter Gruppe noch komplizierter sein könnte als in Wuppertal.
Über den VdZ
Der Verband der Zoologischen Gärten (VdZ) e.V. mit Sitz in Berlin
ist die führende Vereinigung wissenschaftlich geleiteter Zoologischer
Gärten mit Wirkungsschwerpunkt im deutschsprachigen Raum. Der 1887
gegründete VdZ ist der weltweit älteste Zoo-Verband und gab den
Anstoß zur Gründung des Weltzooverbandes (WAZA). Aktuell gehören zum
VdZ 71 Mitgliedszoos in Deutschland, Schweiz, Österreich und Spanien.
Zu den Schwerpunkten des VdZ gehören die Vertretung der
Mitgliederinteressen, die Kommunikation und Kooperation mit Behörden,
Politikern, Wissenschaftlern, Verbänden und den Medien. Weiterhin
unterstützt der Verband Natur- und Artenschutzprojekte, sowie Bildung
und Forschung in Zoos.
Kontakt
Sebastian Scholze, Leiter Kommunikation
(sebastian.scholze(at)vdz-zoos.org; 0175-2731955)
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Datum: 12.02.2019 - 12:53 Uhr
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