Ökumenischer Empfang der Kirchen bei der Berlinale/Ehrenpreis für Dieter Kosslick
(ots) -
Sperrfrist: 10.02.2019 18:00
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Bei ihrem traditionellen ökumenischen Empfang anlässlich der 69.
Internationalen Filmfestspiele Berlin haben die katholische und
evangelische Kirche heute den scheidenden Leiter der Berlinale,
Dieter Kosslick, geehrt. Von der Internationalen Kirchlichen
Filmorganisation INTERFILM und der Internationalen Katholischen
Vereinigung für Kommunikation SIGNIS erhielt Kosslick den Ehrenpreis
der Ökumenischen Jury.
In seiner Begrüßung mahnte der Vorsitzende der Publizistischen
Kommission der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Gebhard Fürst
(Rottenburg-Stuttgart), als Basis allen Handelns in der
demokratischen Gesellschaft ein wahrheitsgetreues Bild der
Wirklichkeit an. "Wir müssen alle Sachverhalte kennen, um eine
Grundlage für unser Handeln zu haben, für unsere Entscheidungen
darüber, wie wir unsere Gesellschaft gestalten wollen. Wir können
dabei nicht alle Sachverhalte selbst prüfen, um so ein
wahrheitsgetreues Bild von der Wirklichkeit zu gewinnen, sondern wir
brauchen dazu Vermittler. Die Medien haben hier ihre wichtige
gesellschaftliche Funktion", so Bischof Fürst. Ausdrücklich ging er
auch auf den bei der Berlinale gezeigten Film Grâce à Dieu von
Francois Ozon ein, der sich mit sexuellem Missbrauch in der Kirche
beschäftigt. "Den Blick darauf zu werfen ist unbestreitbar
schmerzhaft, aber wir haben uns seitens der katholischen Kirche für
den Weg der rückhaltlosen Aufklärung entschieden. Wir müssen die
realen Probleme hier in Deutschland lösen, aber damit wir uns ein
Bild machen können, was Missbrauch bedeutet, vor allem für die Opfer,
sind auch Filme wichtig, die hier Impulse geben", sagte Bischof
Fürst. Die Wahrnehmung einer fremden Welt sei kein Zeitvertreib.
Der Kulturbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland
(EKD), Pastor Johann Hinrich Claussen, hob hervor: "Das deutsche Kino
befindet sich in einer Krise, nicht nur wirtschaftlich oder
technologisch. Als Teil des deutschen Kulturlebens muss es sich auch
inhaltlich und politisch in einem raueren Klima behaupten. Es gibt
gezielte Angriffe von Rechtsextremen gegen Kulturschaffende, auch aus
der Welt des Films. Da braucht es mehr Solidarität untereinander, ein
Einstehen füreinander. Zugleich sollte der Zivilgesellschaft deutlich
sein, was für ein Kulturgut das Kino darstellt und welchen Beitrag es
für eine demokratische Kultur leisten kann, wenn es den Blick öffnet,
Grenzen überwindet, Verbindungen stiftet, Unbekanntes und Unerhörtes
ins Bild setzt."
In ihrer Laudatio auf Dieter Kosslick sagte die Präsidentin von
INTERFILM, Pastorin Julia Helmke, dass der Preis "ein Zeichen der
Dankbarkeit für die dauerhafte und substantielle Unterstützung der
von INTERFILM und SIGNIS getragenen Ökumenischen Jury bei den
Filmfestspielen und damit für die Bemühungen der beiden
Filmorganisationen, für herausragende Werke der Filmkunst in Kirche
und Gesellschaft Aufmerksamkeit, Verständnis und Anerkennung zu
erzeugen" sei. Die Berlinale unter Dieter Kosslick habe sich auch zu
einem politischen Festival entwickelt: "Man erkennt vielleicht erst
heute, nach der Erschütterung zahlreicher politischer, moralischer
und kulturell-kommunikativer Gewissheiten, den Wert und die Bedeutung
dieser entschiedenen Positionierung." Die Laudatorin betonte, dass
Dieter Kosslicks Berlinale den "Bogen der Wahrnehmung, der Erfahrung,
der Erkenntnis und des Widerspruchs so weit wie möglich gespannt hat,
als Anwältin kultureller Vielfalt und Anteilnahme, als ein Leuchtturm
des weitesten Horizonts".
Beim Empfang wurde auch die diesjährige Ökumenische Jury
vorgestellt. Ihr gehören an: Anna Grebe (Jurypräsidentin,
Medienwissenschaftlerin, Deutschland), Pamela Aleman
(Pressesprecherin der Diözese Hamilton, Kanada), Rev. Micah Bucey
(Pfarrer, USA), Sr. Dominic Dipio (Literaturprofessorin, Uganda),
Margrit Frölich (Studienleiterin Evangelische Akademie Frankfurt am
Main, Deutschland) und Kristine Greenaway (Autorin und Übersetzerin,
Kanada).
Hinweise: Das Grußwort von Bischof Gebhard Fürst sowie die
Laudatio von Julia Helmke sind als nach Ablauf der Sperrfrist unter
www.dbk.de verfügbar.
Hannover, 10. Februar 2019
Pressestelle der EKD
Carsten Splitt
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