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"Wer morgen noch Schokolade essen will, muss heute Kakaobauern angemessen bezahlen" / Fairtrade erhöht Mindestpreis für Kakao um 20 Prozent (FOTO)

ID: 1691067


(ots) -
Kakao-Produzenten fordern auf der ISM Engagement von Industrie und
Handel

Bunt und süß präsentiert sich aktuell die Süßwarenmesse ISM in
Köln. Kakaobauern sehen ein anderes Bild: In Westafrika leben viele
von ihnen unterhalb der absoluten Armutsgrenze. Deshalb erhöht
Fairtrade seinen Mindestpreis für Kakao um 20 Prozent, von 2.000 auf
2.400 US-Dollar pro Tonne. "Für die Kleinbauern ist die Preiserhöhung
ein wichtiger Schritt zu besseren Einkommen", sagte Adama
Diarrassouba, Direktor der Kakaokooperative ECAKOG aus der
Elfenbeinküste. "Langfristig lässt sich die Kakaolieferkette nur
sichern, wenn sich der Anbau für die Menschen lohnt."

In der Branche bewegt sich endlich etwas. Die
Fairtrade-Kakaoabsätze in Deutschland steigen: 2018 nach ersten
Hochrechnungen um gut 35 Prozent auf rund 50.000 Tonnen. Um
existenzsichernde Einkommen im Kakaoanbau zu erreichen, verkündeten
TransFair und das Entwicklungsministerium nun den Start einer
strategischen Partnerschaft.

Kakaoanbau - weg von der absoluten Armutsgrenze

2017 brach der Kakao-Weltmarktpreis um mehr als ein Drittel ein.
Die Folge: dramatische Einnahmeverluste für viele Kakaobauern.
Fairtrade ist das einzige Zertifizierungssystem mit einem
verpflichtenden Mindestpreis. Er dient als Sicherheitsnetz gegen die
Schwankungen. "Für Fairtrade war die Erkenntnis ein Schock, dass
viele Kakao-bauernfamilien in Westafrika auch innerhalb des Netzwerks
unter der absoluten Armutsgrenze leben. Die 20 Prozent höheren Preise
sind ein Schritt, um raus aus dem roten Bereich kommen zu können",
erklärte Jon Walker, Kakao-Verantwortlicher bei Fairtrade
International: "Auch die Fairtrade-Prämie haben wir erhöht. Die
Kooperativen nutzen dieses Geld, um ihre Organisation zu stärken, für
Direktleistungen für die Bauern und Gemeinschaftsprojekte. Zu unserem




ganzheitlichen Ansatz gehört außerdem unter anderem, dass wir
Kakaobauern schulen, Qualität und Produktion zu steigern." Die Prämie
stieg um 20 Prozent auf 240 statt 200 US-Dollar pro Tonne - die
höchste festgelegte Prämie aller Zertifizierungssysteme.

Zehn Prozent Kakao in Deutschland sind fair gehandelt

Kooperativen verkaufen durchschnittlich nur 35 bis 40 Prozent
ihrer Ernte unter Fairtrade-Bedingungen. Der Rest geht an den
konventionellen Markt. "Wer morgen noch Schokolade essen will, muss
heute die Bauern angemessen bezahlen", mahnte Dieter Overath. Die
Süßwarenbranche erkennt die Bedrohung ihrer Lieferketten und
reagiert. Das zeigt sich auch in den steigenden Absätzen von fairem
Kakao, die 2018 ersten Hochrechnungen zufolge um 35 Prozent auf rund
50.000 Tonnen Kakao zunahmen. Der Marktanteil liegt bei zehn Prozent.
"Wir sind zuversichtlich, dass unsere Partner die Preiserhöhung
mittragen und unsere Arbeit auch zukünftig unterstützen und
ausbauen", so Overath.

Dirk Heim, Bereichsleiter Bio und Nachhaltigkeit Ware bei der Rewe
Group, dazu: "Die Rewe Group ist Fairtrade-Partner der ersten Stunde.
Wir haben zugesagt, unser komplettes Eigenmarken-Schokoladensortiment
auf Fairtrade umzustellen, dazu stehen wir. Es ist uns wichtig,
gerade im Kakaosektor dauerhaft zu einer Verbesserung der lokalen
Lebensbedingungen beizutragen und die natürlichen Ressourcen zu
schonen, nur so können wir den Kakaobedarf verantwortungsvoll, fair
und langfristig sichern."

Neu dabei: Storz formt Schokolade fair und faire Limo prickelt
mehr

Diese Ansicht teilt auch ein weiterer Neupartner: Der schwäbische
Schokoladenfiguren-Hersteller Storz stellt ab diesem Jahr sein
gesamtes Storz-Sortiment auf fairen Kakao um. Weitere starke
Kakao-Partner in Deutschland sind Ferrero und Ritter, Lidl, Kaufland
und Aldi sowie für Saisonware insbesondere Lambertz und Riegelein.
Bei Zucker prickelt es fair, denn neu auf dem Markt sind Limonaden
von Proviant, Fritz und Voelkel. 2018 wurden rund 10.000 Tonnen
Fairtrade-Zucker in Deutschland eingesetzt, davon rund die Hälfte als
Haushaltszucker, der Rest in Soft Drinks, Eis und Süßwaren.

Potenziale im Kakaoanbau - erkennen, bezahlen, fördern

"Wir von ECAKOG investieren viel, damit unsere Mitglieder die
Qualität ihres Kakaos steigern und nachhaltiger anbauen.", erklärt
Adama Diarrassouba, Direktor der Kooperative aus der Elfenbeinküste.
"Aber nur, wenn sich ihre Arbeit lohnt, werden die Menschen beim
Kakaoanbau bleiben. Viele Jugendliche ziehen weg in die Städte.
Deshalb appelliere ich an Handel und Industrie: Stellen Sie um auf
Fairtrade-Kakao, wir brauchen höhere Verkäufe, stabile Preise und
Prämien!" Um dies zu unterstützen und Kakaobauern zu
existenzsichernden Einkommen zu verhelfen, starten TransFair und das
Entwicklungsministerium nun eine strategische Partnerschaft. Neben
höheren Einkommen sieht das Pilotprojekt vor, lokale Marktchancen zu
verbessern und damit neuer Einkommensquellen für die Kleinbauern zu
erschließen.

Fairtrade dient als Vorreiter und Tempomacher, alleine Abschaffen
wird fairer Handel die Armut nicht, deshalb setzt sich TransFair
vermehrt für politische Regulierungen und Projektarbeit ein.

Die neuen Mindestpreise treten zur kommenden Ernte im Oktober 2019
in Kraft.

Besuchen Sie uns an unserem Stand auf der ISM: Stand A-006,
Passage zwischen Halle 10 und 11.

Hintergrund:

Der Verein TransFair e.V. wurde 1992 mit dem Ziel gegründet,
benachteiligte Kleinbauernorganisationen und Beschäftigte auf
Plantagen in Schwellen- und Entwicklungsländern zu unterstützen. Als
unabhängige Organisation handelt TransFair e. V. nicht selbst mit
Waren, sondern setzt sich dafür ein, den Handel mit fair gehandelten
Produkten und Rohstoffen zu fördern und mehr Bewusstsein für
nachhaltigen Konsum zu schaffen. www.fairtrade-deutschland.de

TransFair gehört zum internationalen Verbund Fairtrade
International e.V., in dem Fairtrade-Organisationen aus 25 Ländern
und drei kontinentale Produzentennetzwerke zusammengeschlossen sind.
Fairtrade International entwickelt die international gültigen
Fairtrade-Standards. www.fairtrade.net

Alle beteiligten Akteure entlang der Lieferkette werden regelmäßig
von FLOCERT GmbH kontrolliert. Die Gesellschaft arbeitet mit einem
unabhängigen und weltweit konsistenten Zertifizierungssystem nach den
Anforderungen der Akkreditierungsnorm ISO 17065 (DIN EN 45011).
www.flocert.net



Pressekontakt:
Edith Gmeiner
Referentin für Presse- & Öffentlichkeitsarbeit
TransFair e.V. (Fairtrade Deutschland)
Remigiusstraße 21
50937 Köln
Telefon +49 221 94 20 40-46
Mail e.gmeiner(at)fairtrade-deutscghland.de

Original-Content von: TransFair e.V., übermittelt durch news aktuell


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Datum: 28.01.2019 - 11:30 Uhr
Sprache: Deutsch
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