Bain-Analyse zum Mobilitätssektor / Technologieunternehmen und Finanzinvestoren führend bei Investitionen in automobile Zukunftsmärkte
(ots) - Weltweit sind die Investitionen von
Technologiekonzernen in neue Mobilitätslösungen fast zehnmal höher
als die von Automobilherstellern
- Seit 2013 flossen 292 Milliarden US-Dollar in Zukunftsfelder wie
autonomes Fahren und Shared Mobility
- Fast drei Viertel des Investitionsvolumens gehen in die USA und
nach China, Europa ist abgeschlagen
- Strategische Partnerschaften werden zum entscheidenden
Erfolgsfaktor
Der Wettbewerb im Multimilliardenmarkt Mobilität nimmt immer mehr
Fahrt auf. Technologieunternehmen und Finanzinvestoren sind dabei
außerordentlich aktiv. In den letzten fünf Jahren investierten
Tech-Spezialisten weltweit insgesamt rund 100 Milliarden US-Dollar in
automobile Zukunftsmärkte, bei Finanzinvestoren waren es 74
Milliarden US-Dollar. Dagegen lagen die traditionellen Autobauer mit
lediglich 11 Milliarden US-Dollar weit hinten. Die Zulieferer kamen
auf 37 Milliarden US-Dollar. Das hat die neueste Analyse
"Investitionen im Zukunftsmarkt Mobilität" der internationalen
Managementberatung Bain & Company ergeben.
"Ob Elektrifizierung der Antriebe, autonomes Fahren oder Shared
Mobility - weder Autobauer noch Zulieferer können die großen
Automobil- und Mobilitätstrends ausschließlich mit eigenen Ressourcen
adressieren", erklärt Bain-Partner Dr. Klaus Stricker, Co-Leiter der
weltweiten Praxisgruppe Automotive. "Eine durchdachte Investitions-
und Partnerschaftsstrategie ist deshalb für die Unternehmen
entscheidend, um auf Technologien und Know-how zugreifen zu können."
Unternehmen in den USA und China besonders gefragt
In den vergangenen fünf Jahren wurden insgesamt 292 Milliarden
US-Dollar in automobile Zukunftsmärkte investiert. Mehr als ein
Drittel dieser Finanzmittel flossen in den Bereich autonomes Fahren,
gefolgt von Shared Mobility, Elektroantrieben und Konnektivität (Abb.
1). 197 Milliarden US-Dollar des Transaktionsvolumens entfielen dabei
auf Fusionen und Übernahmen, 95 Milliarden auf Beteiligungen an
privaten Finanzierungsrunden, sprich auf den Kauf von nicht
börsennotierten Unternehmensanteilen (Abb. 2). Private-Equity-Fonds
sind sehr aktiv im Bereich Shared Mobility. Während beispielsweise
TPG Capital und weitere Fonds bereits 2014 in Uber investierten,
beteiligte sich KKR Ende 2017 an einer Finanzierungsrunde für den
Rivalen Lyft.
Im Fokus der Investoren standen insbesondere Unternehmen in den
USA und China, die insgesamt drei Viertel der Gelder anzogen. Europa
hingegen hinkt hinterher. Deutschland kam mit rund 9 Milliarden
US-Dollar auf gerade einmal 3 Prozent der Gesamtinvestitionen - trotz
seiner historischen Rolle als Technologieführer im Automobilsektor.
Autobauer und Zulieferer mit unterschiedlichen
Investitionsansätzen
Die Unternehmen der Automobilbranche setzen klare Schwerpunkte bei
ihren Investitionstätigkeiten. Die Fahrzeughersteller engagierten
sich in den vergangenen fünf Jahren überwiegend in den Bereichen
Shared Mobility und autonomes Fahren und ließen sich das 4,8
beziehungsweise 4,7 Milliarden US-Dollar kosten. Eine bekannte
Großinvestition war beispielsweise die Übernahme von Nokia Here durch
Daimler, BMW und Audi im Jahr 2015 für rund 3,2 Milliarden US-Dollar.
Vergleichsweise gering ist das Engagement der Hersteller hingegen bei
Elektroantrieben und Konnektivität. Dort wurden 0,9 beziehungsweise
0,4 Milliarden US-Dollar investiert.
Die Zulieferer wiederum investierten vor allem in Elektroantriebe
und autonomes Fahren und gaben dafür 16 beziehungsweise 15,4
Milliarden US-Dollar aus. Einer der größten Zukäufe war 2016 die
Übernahme des US-Zulieferers TRW Automotive durch die deutsche ZF
Friedrichshafen für einen knapp zweistelligen Milliardenbetrag.
"Viele Autozulieferer fokussieren ihre Aktivitäten auf ganz bestimmte
Bereiche, um ihre Position in der automobilen Wertschöpfungskette zu
festigen", betont Bain-Partner Ralf Kalmbach, Co-Leiter der
weltweiten Praxisgruppe Automotive. "Einzelne Unternehmen
konzentrieren sogar mehr als 90 Prozent ihrer Finanzmittel auf einen
für sie wichtigen automobilen Trend."
Das entscheidende Rennen um die zentralen Zukunftsbereiche ist
eröffnet
Die Automobilbranche steht vor massiven Veränderungen. Die fünf
wesentlichen Trends bezeichnet Bain als die "5 RACES":
- Real Customer Focus (echter Kundenfokus)
- Autonomous Driving (autonomes Fahren)
- Connectivity (Konnektivität)
- Electric Powertrain (elektrischer Antrieb)
- Shared Mobility (gemeinsam genutzte Mobilität)
"Jeder einzelne dieser fünf Bereiche erfordert hohe Aufmerksamkeit
seitens des Managements und eine zielgerichtete
Investitionsstrategie", stellt Bain-Partner Kalmbach fest. Führende
Fahrzeughersteller werden mit einer ausbalancierten Mischung aus
Zukäufen, Beteiligungen, Partnerschaften sowie eigener Forschung und
Entwicklung alle fünf Zukunftsbereiche adäquat abdecken können. Die
besten Unternehmen werden ihre Aktivitäten und Investitionen auf jene
Bereiche konzentrieren, die auf ihre Gesamtstrategie einzahlen und
ein Alleinstellungsmerkmal bringen.
Auch für die Zulieferer ist Differenzierung entscheidend.
Vorreiter heben sich von der Konkurrenz beispielsweise durch ihre
Innovationsführerschaft bei Produkten und Dienstleistungen, durch
beste Fertigungsprozesse und -verfahren oder durch Kostenführerschaft
ab. Damit empfehlen sie sich den Herstellern als optimale Partner.
"Auch wenn Technologieunternehmen bei den Investitionen heute mit
großem Abstand vorne liegen, ist das Rennen noch nicht entschieden",
resümiert Bain-Partner Stricker. Ausschlaggebend sei am Ende das
Gesamtpaket aus eigenen Fähigkeiten und strategischen Partnerschaften
mit den jeweils führenden Unternehmen. "Tatsache ist", so Stricker,
"dass Autohersteller und Zulieferer ihre Aktivitäten noch deutlich
intensivieren müssen, um nicht abhängt zu werden."
Die hochauflösenden Abbildungen können hier heruntergeladen
werden: https://bit.ly/2RdSyjm
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Datum: 25.01.2019 - 12:00 Uhr
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