MDR-Magazin "Umschau" zur Kohle-Kommission / Energie-Experte: Früherer Kohle-Ausstieg wird für Stromkunden doppelt teuer
(ots) - Zu einer finanziellen Doppelbelastung der
Stromkunden wird es kommen, wenn bislang publik gewordene Inhalte aus
dem Abschlussbericht der sogenannten Kohle-Kommission umgesetzt
werden. Das kritisiert Prof. Dominik Möst vom Bereich
Energiewirtschaft an der Technischen Universität Dresden. Im Gespräch
mit dem MDR-Magazin "Umschau" sagte er: "Einerseits wird beim
vorzeitigen Ausstieg eine große Entschädigung für die Betreiber
fällig, wohl finanziert aus Steuergeldern. Andererseits werden auch
die Strompreise steigen, ebenfalls bezahlt durch die Menschen." Im
bislang bekannten Entwurf des Abschlussberichtes heißt es: "Es ist
ein Ausgleich zu schaffen, der Unternehmen und private Haushalte vom
Strompreisanstieg entlastet, der durch die politisch beschleunigte
Reduzierung und Beendigung der Kohleverstromung entsteht." Prof. Möst
erklärt: "Insbesondere den Ausgleich halte ich für sehr fragwürdig".
Der immer wieder diskutierte Aspekt der Versorgungssicherheit
kommt nach Meinung von Energiewirtschaftler Prof. Möst in der Debatte
noch zu kurz. Im Berichtsentwurf der Kohle-Kommission ist von einer
Kompensation entstehender Engpässe bei der Stromversorgung etwa durch
Gaskraftwerke die Rede. Dazu der Energieökonom: "Mir ist noch nicht
klar, woher diese Gaskraftwerke mit der entsprechenden Kapazität
kommen sollen. Ich sehe die Gefahr, dass auch dann in ein paar Jahren
wieder politischer Einfluss auf den Markt nötig sein wird, was auch
wieder teuer werden dürfte." Zudem könnten nach seiner Einschätzung
zwei verschiedene Konstellationen ungünstig aufeinander treffen, wenn
ein vorgezogener Kohle-Ausstieg auf Verzögerungen beim Ausbau der
Stromnetze träfe. Solche Verzögerungen beim Leitungsausbau seien
schon jetzt der Fall. Und bereits der Ausstieg aus der Kernenergie
würde die Netzentwicklungspläne vor große Herausforderungen stellen.
Grundsätzlich kritisch sieht Prof. Möst den vorzeitigen
Kohle-Ausstieg in Deutschland im europäischen Kontext und vor dem
Hintergrund des länderübergreifenden CO2-Emmissionshandels: "Offen
bleibt die Frage, wieviel wird dadurch durch einen möglichen
''Wasserbetteffekt'' in Europa kompensiert, wenn zum Beispiel die dafür
vorzuhaltenden CO2-Zertifikate nicht in gleichem Maße aus dem System
genommen werden."
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Datum: 24.01.2019 - 14:51 Uhr
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